Drückt der Schuh schon? Frauen brauchen keine extra Förderung, nur bessere Rahmenbedingungen.

Landeskorrespondenz

(Presseaussendung vom 28.7.2017)

Ist Frauenförderung bereits state of the Art in der betrieblichen Personalarbeit? Braucht es sie überhaupt? Wie dringend ist der Bedarf an weiblicher Erwerbstätigkeit? Der Arbeitsmarkt wird sich verstärkt in Richtung Frauen und ältere Arbeitnehmer/innen verschieben und immer mehr gut ausgebildete Frauen auf dem Arbeitsmarkt stehen theoretisch zur Verfügung. Wie können moderne Unternehmen reagieren und aktiv werden? Antworten finden sich in der aktuellen Überarbeitung des KOMPASS für Frauen und Unternehmen oder direkt bei KOMPASS | Kompetenzzentrum für Karenz und Karriere im Netzwerk Humanressourcen der oö. Wirtschaftsagentur Business Upper Austria.

 

Handfeste Gründe, um zu handeln!

„Berufstätige mit Kindern bewegen sich oft im Spannungsfeld zwischen Privatleben und Beruf. Ein bewusstes Reagieren der Betriebe und eine gezieltere Ausrichtung der entsprechenden Aktivitäten im Personalmanagement sind dringend gefragt und für ein nachhaltiges Personalmanagement notwendig“, betont Landesrätin Mag.a Christine Haberlander. Starre Arbeitszeiten, fehlende Kinderbetreuung oder mangelndes Verständnis für ihre Situation machen es Eltern schwer, eine gut funktionierende Vereinbarkeit aller Herausforderungen zu leben. Vor allem Frauen mit Kindern haben häufig eine deutlich schlechtere Ausgangsposition, wenn es um Aufstiegsmöglichkeiten und Karrierechancen geht. Dadurch gehen Unternehmen motivierte und kompetente Mitarbeiterinnen verloren, was zu enormen Folgekosten führt und die Wettbewerbsstärke schwächt. Die Praxis zeigt, dass diese kleinen Schritte, die Vertrauen und Verständnis für die Situation signalisieren, häufig zu höherer Loyalität und größerer Einsatzbereitschaft führen. Die positiven Effekte solcher Aktivitäten auf die Bindung und Leistungsfähigkeit der Belegschaft, wie auch auf das Employer Branding, stehen außer Frage und sollten durchaus für eine positive Öffentlichkeitsarbeit und gezielte Positionierung der Arbeitgebermarke genutzt werden.

 

Vereinbarkeit von Familie und Beruf das A und O

„Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eines der wichtigsten Themen, um Frauen verstärkt in den Arbeitsmarkt einzugliedern und zu behalten. Es ist für Frau in der Wirtschaft von großer Bedeutung, Kooperationen mit KOMPASS zu schließen, um gemeinsam eine familienfreundliche Arbeitswelt zu schaffen und damit auch einen Grundstein für mehr Frauen in Führungspositionen zu legen“, hebt Margit Angerlehner, Landesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft, hervor.  

1996 ins Leben gerufen, setzt sich Frau in der Wirtschaft nun bereits seit mehr als 20 Jahren als überparteiliche Plattform innerhalb der WKO Oberösterreich für die Interessen von Unternehmerinnen ein. „Die weibliche Wirtschaftskraft ist deutlich auf dem Vormarsch. Österreichweit hat sich die Zahl der erwerbstätigen Frauen insgesamt zwischen 1994 und 2015 von 1,55 Mio. auf 1,95 Mio. erhöht und auch immer mehr Frauen wählen den Weg in die Selbständigkeit“, so Angerlehner, die sich für über 34.600 Unternehmerinnen stark macht. „Jetzt muss die Politik die richtigen Impulse setzen, um die Erwerbstätigkeit von Frauen weiter in die Höhe zu treiben. Es sind schon einige Verbesserungen umgesetzt worden, dennoch haben wir noch viel zu tun, bis das Thema Familienfreundlichkeit am Arbeitsmarkt richtig Fuß fasst. Das betrifft sowohl die Flexibilisierung der Arbeitszeiten als auch die Einrichtung flexibler Kinderbetreuung, auch in den Ferien“, hebt die Mutter zweier Kinder hervor.

Eine Lanze für das Thema brechen!

Trotz vieler Fortschritte übernehmen Frauen auch heute oftmals noch den Löwenanteil an unbezahlter Haushalts- und Familienarbeit. „Beruf, Kinder und Haushalt: Frauen stehen tagtäglich unter einer enormen Mehrfachbelastung. Was die unbezahlte Arbeit, sprich Tätigkeiten im Haushalt etc. betrifft, widmen sich Frauen laut Statistik Austria dieser sogar um 86,8 Prozent mehr als Männer“, untermauert Angerlehner.  Eine Tatsache, die vor allem in den Erwerbsbiografien von Müttern häufig sichtbare Spuren hinterlässt. Besonders Karenz und Wiedereinstieg stellen Arbeitnehmerinnen und Unternehmen oft vor große Herausforderungen, denen mit gezielten Maßnahmen begegnet werden muss. „Aus diesem Grund ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eines der wichtigsten Handlungsfelder, um Frauen verstärkt in den Arbeitsmarkt zu integrieren und zu halten“, unterstreicht Landesrätin Haberlander die Dringlichkeit des Themas.

Grundsätzlich ist es wichtig, die Unternehmensleitung für das Thema zu gewinnen und sich einen Überblick zu verschaffen, welche Maßnahmen bereits gelebt werden. Förderung von Frauen und Männern im Unternehmen kann in verschiedenen Bereichen erfolgen. Potenzial gibt es von der Personalgewinnung, über den Personaleinsatz bis hin zur Personalentwicklung und langfristigen Personalbindung.

 

Der gelungene Wiedereinstieg!

Frauen, die nach der Kinderbetreuungszeit wieder zurück in den Arbeitsmarkt wollen, finden oft nicht die geeigneten Rahmenbedingungen vor. Wertvolles Leistungs- und Wissenspotenzial liegt brach oder geht verloren! „Wenn top-ausgebildete Frauen durch Familienplanung für längere Zeit aus dem Unternehmen ausscheiden, entsteht nicht nur ein Verlust an Know-how und Potenzial, sondern auch zusätzliche Kosten für das Unternehmen. Mithilfe eines gezielten Karenzmanagements und familienfreundlichen Maßnahmen können Unternehmen das Thema Karenz und Wiedereinstieg bewusst gestalten und so zusätzlich Vorteile generieren. Der Leitfaden von KOMPASS weist hierbei die richtige Richtung“, so Angerlehner.

„Themen wie betrieblich unterstützte Kinderbetreuung, ein strukturiertes Karenzmanagement, systematische Laufbahnplanung, Pflegeauszeiten, Arbeitszeitmodelle, Arbeitsplatzlösungen und vieles mehr, bieten dem Personalmanagement vielfältige Stellhebel, um Frauen gut in den Arbeitsprozess einzubinden“, weiß KOMPASS-Projektleiterin Mag.a Romana Steinmetz aus der Praxis oberösterreichischer Unternehmen zu berichten. Familie/Freizeit und Beruf können mit den richtigen Angeboten am Arbeitsplatz – oft genügen kleine Anpassungen – dazu beitragen, dass der Wiedereinstieg gelingt. Dass die Führungsebene das Thema "gelungener Wiedereinstieg" aktiv befürwortet, ist ein wesentliches Signal und ausschlaggebender Nährboden für eine frauen- und familienfreundliche Unternehmenskultur. Solche Betriebe steigern zudem ihren Wert als attraktiver Arbeitgeber und werden wesentlich interessanter für qualifizierte Mitarbeiter/innen. Der Personalleitfaden unterstützt die Verantwortlichen beim Entwickeln von frauen- und familienfreundlichen Voraussetzungen in den Betrieben.

 

Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung

Eine verlässliche Kinderbetreuung ist für Eltern essentiell, um im Beruf voll bei der Sache sein zu können. Maßnahmen, die den Bereich Kinderbetreuung betreffen, rechnen sich daher. Denn, wenn es für Kinder keine ausreichenden und qualitativ hochwertigen Betreuungsmöglichkeiten gibt, hat das ganz konkrete Auswirkungen auf Unternehmen: Es fehlen qualifizierte Arbeitskräfte. Mitarbeiterinnen aktiv bei der Entscheidung für Kind und Beruf zu bestärken und sie beim Management von Karenz und Wiedereinstieg zu unterstützen, kann in diesem Zusammenhang die Attraktivität eines Arbeitgebers wesentlich vergrößern. Dies hilft den Unternehmen nicht zuletzt dabei, auch in Zukunft ihren Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften decken zu können. „Auf www.kompass-ooe.at gibt es viele Infos und konkrete Projektbeschreibungen von Unternehmen zum Thema betriebliche Kinderbetreuung im Sommer und im laufenden Betrieb. Auch direkte Informationsgespräche mit den Mitarbeiterinnen von KOMPASS können sehr hilfreich sein“, weist Landesrätin Haberlander auf das bereits umfassend vorhandene Praxis-Know-how hin.

„Erwerbstätige Frauen sind in Österreich stark auf öffentliche Betreuungseinrichtungen angewiesen. Insbesondere die Sommerferien stellen berufstätige Eltern vor immense Herausforderungen. Mit einer Jahresurlaubszeit von fünf Wochen können sie die neun Wochen Sommerferienzeit ihrer Kinder nicht abdecken. Angesichts vieler im Juli und August geschlossener Betreuungseinrichtungen wird die Situation zusätzlich erschwert. Hierbei auf familiäre Unterstützung zu bauen, ist keine Lösung – daher ist der Ausbau von staatlichen und betrieblichen Kinderbetreuungseinrichtungen umso wichtiger“, so Angerlehner.

Unterstützung mit überschaubarem Aufwand gibt es unter anderem im Bereich der Sommer- und Ferienbetreuung, beim Einsatz von Betriebstageseltern im Unternehmen sowie dem zur Verfügung stellen von Kinderbetreuungsgutscheinen. Das Land Oberösterreich fördert die Errichtung von betrieblichen Kinderbetreuungsstätten – auch bei flexibleren und leicht realisierbaren Modellen, wie den Betriebstageseltern.

 

Aktiv werden – aber wie?

Holen Sie sich den neu aufgelegten KOMPASS-Leitfaden für die Einführung von frauen- und familienfreundlichen Maßnahmen und entwickeln Sie Ihr Unternehmen weiter! Schaffen Sie die geeigneten Rahmenbedingungen um Frauen zu gewinnen und langfristig zu binden. Sie erfahren im Detail, in welchen Bereichen Sie etwas tun können und wie Sie Schritt für Schritt passgenaue Maßnahmen für Ihr Unternehmen planen und umsetzen. In Oberösterreich ist KOMPASS, das Kompetenzzentrum für Karenz und Karriere, im Auftrag des Frauenreferates des Landes seit 2011 erste Anlaufstelle für die Themenbereiche Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, betriebliche Kinderbetreuung, Karenz-, Pflege- und Auszeitenmanagement und Frauen im Arbeitsleben. KOMPASS steht im ständigen Dialog mit oberösterreichischen Unternehmen und Wissensträgern, um Fragestellungen und Herausforderungen aus dem betrieblichen Umfeld in Lösungen und Ideen voranzutreiben. „In Zeiten, in denen es immer schwieriger wird Fachkräfte zu finden, kann eine gute Vereinbarkeit von Kindern und Beruf entscheidend dazu beitragen, gut ausgebildete Frauen für das eigene Unternehmen zu gewinnen“, meint Landesrätin Haberlander.