LR Anschober: 250 Interessierte bei 1. Lehrlingskonferenz für Asylwerbende

Landeskorrespondenz

Gemeinsames Ziel: Lehrstellen bis nächstes Jahr neuerlich verdoppeln! Politische Blockaden aus dem Weg räumen!

 

(Presseaussendung vom 6.10.2017)

250 Interessierte sind gestern der Einladung von Integrations-Landesrat Rudi Anschober zur ersten großen Lehrlingskonferenz für Asylwerbende in den Linzer Redoutensaal gefolgt. „Das Interesse an Beschäftigungsmöglichkeiten für junge Asylwerbende, für die Möglichkeit der Lehre für Geflüchtete in Mangelberufen, nach Ausbildung und Selbstständigkeit ist enorm. Ich freue mich, dass wir mit den Expert/innen dieses Bereichs, begonnen bei AMS-Chef Dr. Kopf, mit engagierten Unternehmen, NGOs und Freiwilligen sowie natürlich mit top-motivierten jungen Asylwerber/innen gestern einen ersten großen Schritt zum weiteren Ausbau der Lehrstellen tun konnten. Mein Ziel: Die derzeitige Erfolgsgeschichte von 264 Lehrstellen für Asylwerbende in bis zur zweiten Lehrlingskonferenz Ende nächsten Jahres nochmals zu verdoppeln. Das ist eine Chance für die Betroffenen, für die Unternehmen und für das Miteinander unserer Gesellschaft. Und so viel Interesse und Engagement wie gestern gezeigt wurde, ist dies auch absolut machbar. Jugendliche in einer Lehrstelle haben die Integration weitgehend geschafft, sie sind in unserer Gesellschaft angekommen, erhalten Ausbildung, Jobchancen, Perspektiven für ihr Leben, lernen Freunde kennen, lernen die deutsche Sprache noch besser. Lehrstellen, Jobs und Ausbildung sind die zentralen Integrationschancen.“

 

AMS-Chef Dr. Johannes Kopf, Iris Schmidt (AMS OÖ), Mag. Rudolf Moser (AK ), Mag. Friedrich Dallamaßl (WK ) und Anita Tossmann (Freiwillige aus Peuerbach) schilderten die aktuelle Lage, Perspektiven und Erfolgsgeschichten, legten Daten und Fakten, Hürden und Chancen auf den Tisch.

 

So betonte AMS-Chef Kopf die Wichtigkeit von Ausbildungsmaßnahmen, um langfristig Arbeitslosigkeit zu vermeiden; AMS-OÖ-Stv.-Leiterin Schmidt wies auf aktuell rund 1.000 offene Lehrstellen in Mangelberufen in hin – einsehbar online über das AMS-Jobportal unter https://jobroom.ams.or.at/jobsuche/Suche.jsp.

 

Als Positivbeispiele aus der Praxis erzählten Morsal und Heinz P. Müller vom Alten- und Pflegeheim Bad Goisern sowie Samir vom Hotel Bergergut mit der freiwilligen Helferin Petra Wagner von deren Koch-Lehren mit größter Zufriedenheit, Habib und Harald Michlmair  von der Firma Kremsmüller von der Lehre in Metall- und Schweißtechnik.
Anschober: „Alles Erfolgsgeschichten, die Freude machen, die motivieren und die hoffentlich viele Unternehmer/innen und Asylwerber/innen zum Nachmachen anregen."

 

Fragerunde der Interessierten und Forderungen an die Bundesregierung: Hürden abbauen, Integration anerkennen, Vorrang für Ausbildung/ Lehre

 

Bei der anschließenden Fragerunde brachten die 250 Teilnehmenden ihre Fragen und Anliegen auf die Bühne:

 

Welche Auflagen gibt es für die Lehre in Mangelberufen? Gibt es Möglichkeiten der Unterstützung bei der Verbindung von Interessierten und Unternehmen? Wie kann die Fahrt zu Lehrstelle und Berufsschule leistbar organisiert werden? Wie kann es einen Negativbescheid für junge Asylwerbende in Lehre geben – gibt es hier Möglichkeiten, dass die Ausbildung bzw. Lehre zumindest abgeschlossen werden kann? Kann es einen weiteren Hürden-Abbau bei Volontariaten geben?

 

Für einen jungen Mann, der aufgrund eines angenommenen Geburtsdatums nur mehr bis 1. Jänner 2018 Zeit für die Lehrstellensuche hat – wurde ein konkreter Gesprächstermin mit der Firma Kremsmüller im Hinblick auf eine technische Lehre vereinbart.

 

LR Rudi Anschober: „Toll, welcher Austausch und Infofluss gestern verwirklicht wurde! Die Veranstaltung war für alle im höchsten Maß motivierend und hat manche Lehr-Interessierten und Unternehmen zusammengebracht, Bedenken abgebaut und offene Fragen geklärt. Die Diskussion hat aber auch gezeigt: Es gibt noch zu viele - vor allem politisch motivierte - Steine, die im Bereich des Arbeitsmarktes seitens des Bundes in den Weg gelegt werden, konkret werden wir daher fünf Initiativen an den Bund starten: Forderung nach einer Lösung gegen den Abbruch von Ausbildung bzw. Lehre aufgrund eines Negativbescheids, Wertung der Integrationsleistung im Asylverfahren (z.B. über humanitäres Bleiberecht) und eine Gleichstellung aller Lehrlinge bei der Freifahrt zu Berufsschule und Lehrstelle sowie eine Anhebung der Altersgrenze für den Zugang zur Lehrstelle von 25 auf 30 Jahre und Zugang zum Arbeitsmarkt im Bereich von Mangelberufen ab dem 6.Aufenthaltsmonat. Das ist im Sinne der Wirtschaft und der Integration, ich hoffe, dass hier nach der Wahl wieder eine vernünftige Diskussion möglich ist und parteipolitische Überlegungen hintangestellt werden! Der gestrige Abend hat eindrucksvoll gezeigt: so funktioniert Integration! Wir werden daher die Veranstaltung in einem Jahr wiederholen."

 

Hintergrund:
Oberösterreich führt mit 264 Stellen aktuell die Lehre für Asylwerbende als absolutes Erfolgsprojekt in Österreich (gesamt 685) an, davon sind erstmals auch 13 Mädchen. Die Lehre in Mangelberufen (!) für Asylwerbende bis 25 ist eine der insgesamt nur sieben Ausnahmen vom generellen Beschäftigungsverbot während des Asylverfahrens. Dieses Beschäftigungsverbot in Kombination mit viel zu langen Asylverfahren von vielfach 2-3 Jahren oder sogar länger ist eines der Hauptprobleme für Integration.