LR Anschober: Immer mehr Turbulenzen & Probleme in Tschechiens Atomwirtschaft - jetzt wechselt Regierung auch den Atombeauftragten

Landeskorrespondenz

(Presseaussendung vom 14.1.2019)

Tschechiens Atompläne geraten immer mehr in Zeitverzug. Atomexperten gehen davon aus, dass die vier alten Reaktor-Blöcke in Dukovany bis 2035 stillgelegt werden und gleichzeitig bis zu diesem Jahr ein neuer Reaktor sicher nicht fertigzustellen sein wird. Aufgrund der hohen Kosten, der geringen Wirtschaftlichkeit, der völlig unklaren Finanzierung und der dadurch verursachten massiven Zeitverzögerungen könnte daher mittelfristig ein Umstieg auf Erneuerbare erzwungen werden. Viele in Tschechien blicken dabei auf Deutschland, wo der Atomausstieg konsequent voranschreitet und die nun vorliegenden Energiebilanz 2018 zeigt, dass erstmals im vergangenen Jahr mehr als 40 Prozent des verbrauchten Stroms Ökostrom war - mit stark steigender Tendenz.

 

Tschechiens Regierung will nun offensichtlich noch einmal das Ruder herumreißen und hat nun den Atombeauftragten der Regierung gewechselt. Statt Jan Stuller wurde überraschend der frühere CEZ-Chef Jaroslav Mil bestellt. Bei seiner Bestellung kündigte er bereits an, dass es sein Ziel ist, den Regierungschef direkt zum Chef des Atomausschusses zu machen (anstatt wie derzeit den Industrieminister). Damit wird die Atompolitik in Tschechien endgültig zu Chefsache. Mil wird versuchen, das Genehmigungsverfahren für den geplanten neuen Reaktorblock in Dukovany zu beschleunigen - als realistischen Termin einer Inbetriebnahme sieht er dennoch das Jahr 2040. Es bleibt also auch im Worst-Case-Szenario bereits eine mehrjährige Lücke zwischen Stilllegung von Altreaktoren und Inbetriebnahme eines neuen Blocks.

 

Umwelt-Landesrat Rudi Anschober: „Die nächsten zwei Jahre werden also zu Entscheidungsjahren über die Zukunft der Atombedrohung aus Tschechien. Können wir mit Hilfe unserer ‚Allianz der Regionen für einen europaweiten Atomausstieg‘ unsere Ziele einer klaren Laufzeitbeschränkung für Reaktoren und eines Subventionsverbotes in Brüssel durchsetzen, dann steigen die Chancen dramatisch an, dass wir eine Verlängerung der Atomproduktion in Tschechien stoppen können. Denn je länger die Lücke nach einer Stilllegung von Altanlagen wird, desto stärker wird der Druck, diese Lücke nicht durch Stromimporte, sondern durch einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energie zu schließen.“