Landeskorrespondenz
LH Stelzer: „Wir sind aufgerufen, in einem gemeinsamen Europa zusammenzuwirken, uns als starke Regionen einzubringen und uns als aktive Teile der europäischen Familie zu verstehen“
Kreishauptfrau Stráská: „Südböhmen und Oberösterreich verbindet nicht nur eine Nachbarschaft – es ist eine Blutsfreundschaft“
(Presseaussendung vom 17.5.2019)
Vor 30 Jahren fiel der Eiserne Vorhang an der österreichisch-tschechischen Grenze, und vor 15 Jahren trat die Tschechische Republik der Europäischen Union bei. Oberösterreich und Südböhmen erinnerten in einem Festakt im Linzer Landhaus heute gemeinsam an diese historischen Wendepunkte.
„Wir sind uns so nah“, sagte die Kreishauptfrau von Südböhmen Mgr. Ivana Stráská. „Weil wir über Jahrhunderte in einem gemeinsamen Staat gelebt haben. Wir haben so viele gemeinsame Vorfahren. Südböhmen und Oberösterreich verbindet nicht nur eine Nachbarschaft – es ist eine Blutsfreundschaft. Darum funktionieren unsere gemeinsamen Projekte so gut.“
„Die Grenze war ein Ort, wo Lebensgeschichten passiert sind, wobei oft gar nicht immer bewusst gewesen ist, dass es diese Trennlinie gibt“, erinnerte die Kreishauptfrau. „Aber die Grenze war auch ein Ort des Schmerzes. Für die Jugend ist der Krieg heute ein virtuelles Spiel, das man abdrehen kann. Darum liegt es an uns, dass wir an den wirklichen Schmerz des Krieges und der Gewalt erinnern. Tun wir viel für unsere gemeinsamen Wurzeln und dass sie zu großen Bäumen wachsen können.“
„Es war das Verdienst unserer tschechischen Nachbarn, diese Wende unserer Geschichte mutig und friedlich möglich gemacht zu haben“, erinnerte LH Stelzer, „während andere kommunistische Regimes genau solche Prozesse blutig und gewaltsam niedergeschlagen haben.“ Der Eiserne Vorhang habe die Lebensmodelle Europas in Ost und West gewaltsam getrennt, ebenso wie er deutlich zutage gebracht hat, „dass ein Regime, das seine Bürgerinnen und Bürger einsperrt und von der Freiheit abhält, niemals auf Dauer erfolgreich sein kann. Der Eiserne Vorhang ist ein eindringliches Symbol für das Scheitern des Modells im damaligen Osten.“
„Die Geschichte hat uns eine zweite Chance gegeben, die wir sehr aktiv miteinander nutzen“, verwies LH Stelzer auf die gemeinsamen Erfolge mit Tschechien und die positiven Auswirkungen der damaligen Grenzöffnung auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt in beiden Ländern. „Insbesondere bedeutete das einen gewaltigen Schritt der Entwicklung für das Mühlviertel, die Grundlage für wirtschaftlichen Fortschritt und soziale Sicherheit.“ Auch insbesondere in der Kultur wurde die Zusammenarbeit beider Länder in den vergangenen Jahrzehnten intensiviert, vom gemeinsam begangenen „Stifter-Jahr“ bis hin zur grenzüberschreitenden Landesausstellung.
„Es ist unser Auftrag weiter zusammenzuarbeiten“, erinnerte Stelzer an die gemeinsame Kooperationsstrategie 2030, die Oberösterreich und Südböhmen im März 2018 gemeinsam vereinbart haben. „Wir haben viele Ziele und viel vor, um aus unserem reichhaltigem gemeinsamen Erbe viel Gutes für unsere Regionen zu entwickeln. Wir sind aufgerufen, in einem gemeinsamen Europa zusammenzuwirken, uns als starke Regionen einzubringen und uns als aktive Teile der europäischen Familie zu verstehen“, so der Landeshauptmann abschließend.
Anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten und des großen Südböhmen-Marktes, der dieser Tage in Linz stattfindet, beschlossen Kreishauptfrau Stráská und LH Stelzer auch ein gemeinsames Kunst- und Kultur-Projekt, das sich an Kunst- und Kulturschaffende in beiden Ländern richtet und seinen Ausgangspunkt an jenem Ort haben soll, an dem vor 30 Jahren der Eiserne Vorhang durchschnitten wurde.