Landeskorrespondenz
- 365 Euro Ticket in Wien bringt langfristig keine höheren Nutzungszahlen
- Schaffung von Angebot ist entscheidend
- Hofer-Plan der Nahverkehrsmilliarde ist visionärer und essentieller Baustein
(Presseaussendung vom 17.7.2019)
Das Consulting Unternehmen civity hat in einer Studie die Wirksamkeit der 365 Euro Jahreskarte untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass diese Ticketvariante keinen Effekt habe. „Im Zuge der aktuellen Ökologie-Debatten mögen solche Klima-Ticket Forderungen populär sein. Allerdings muss auch hier eine Preispolitik mit Hausverstand stattfinden“, ist LR für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner überzeugt. In der Studie wurde weiters hinterfragt, welche Kernfaktoren für den Erfolg der Öffinutzung in Wien, verantwortlich sind.
Der Modal Split zeigt die Verteilung des Personenverkehrs auf die verschiedenen Verkehrsmittel. Jener konnte in Wien zwischen 1993 und 2012 von 29 auf 38 Prozent gesteigert werden. Seit der Einführung einer 365 Euro-Jahreskarte im Jahr 2012 gab es allerdings keine merklichen Veränderungen des Modal Splits. Die Basis für den hohen Anteil im Öffentlichen Personennahverkehr liegt, laut Studie, bei den Angebotskriterien.
Verglichen mit anderen deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg, München und Köln hat Wien mit Abstand die größte Anzahl an Haltestellenabfahrten pro Hektar. Hier sind 74% aller Einwohner/innen an ein schienengebundenes Verkehrsmittel angeschlossen. Darüber hinaus wurde das ÖPNV-Angebot in Wien über Jahrzehnte hinweg konsequent ausgebaut. Wien wurde hierbei mit Bundesgeldern tatkräftig unterstützt.
Oberösterreich und im besonderen der oö. Zentralraum benötigt dringend einen Ausbau des schienengebundenen ÖPNV. Hierfür wurden wichtige Projekte aufs Tableau gebracht und im Strategiepapier – Kumm steig um – verankert. Die Durchbindung der Mühlkreisbahn hin zum Linzer Hauptbahnhof, der Bau einer Stadtbahn nach Gallneukirchen-Pregarten, die Erweiterung der LILO-Strecke in Richtung Aschach und die Verlängerung der Straßenbahn nach Ansfelden-Kremsdorf sind die wesentliche Elemente der Angebotsattraktivierung. Der Plan des ehemaligen BM Norbert Hofer, wichtige ÖV Projekte in österreichischen Großstädten finanziell zu unterstützen war nicht nur vorausschauend, sondern kristallisiert sich immer mehr als dringliche politische Maßnahme zur Umsetzung wichtiger urbaner Projekte heraus.
OÖ-Strategie
Seitens des OÖVV wurde die Einführung einer preisgünstigen („365 Euro“) Jahresnetzkarte bereits umfangreich geprüft. „Jedem muss sich bewusst sein, dass der Ausbau der ÖV-Infrastruktur viel Geld benötigt. Mit der Einführung eines 365 Euro-Jahrestickets werden am Ende der Rechnung Einnahmenausfällen von rund 15 Mio. Euro p.a. prognostiziert. Bei dem gleichzeitig bestehenden Finanzierungsbedarf für die notwendigen Angebotserweiterungen muss man einen Weg einschlagen, der auch im wirtschaftlichen Sinne nachhaltig ist. Deswegen lautet die OÖ-Strategie primär das ÖV-Angebot zu erweitern anstatt viele Millionen Euro an bestehenden Einnahmen aufs Spiel zu setzten. Wenn die Grundlagen der Angebotserweiterungen geschafft sind, kann langfristig immer noch an den Schrauben der Ticketpreise gedreht werden“, so Steinkellner abschließend.