Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 2. Februar 2020)
Auf Einladung des Ökosozialen Forums Oberösterreich und seines Obmannes LR Max Hiegelsberger diskutierten am 27. Jänner LH-Stv.in Christine Haberlander, Primar Dr. Elmar Kainz vom Neuromed Campus Linz und Demenzaktivistin Helga Rohra über den gesellschaftlichen Umgang mit Demenzkranken. In einer älter werdenden Gesellschaft rücken die Pflege und die Versorgung von Menschen mit einer Demenzerkrankung stärker ins Blickfeld. Die Früherkennung, aber auch die Anerkennung der Pflegeleistung der Angehörigen sind wichtige Schritte hin zur gesellschaftlichen Inklusion, darüber war sich die Diskussionsrunde im Bildungshaus St. Magdalena einig.
Vortrag von Demenzaktivistin Helga Rohrer: Leben mit Demenz erleichtern
„Man fühlt sich wie einbetoniert, wenn man die Diagnose erfährt. Man sieht keinen Sinn mehr im Leben - es braucht genau in dieser Situation Mutmacher, jedenfalls keine Pharmazeutika, sondern »Psychozeutika«. Ich habe zu einer positiven Stimmung finden müssen, denn ich hatte tiefe Trauer gefühlt, als mich die Diagnose erreichte“, so Helga Rohra beim Gesprächsabend zum Thema Leben mit Demenz im Bildungshaus Sankt Magdalena.
Mehr als 150 Gäste folgten der Einladung. Neben Frau Rohra konnte Landesrat Max Hiegelsberger, Obmann des Ökosozialen Forum Oberösterreich und Initiator des Abends, die Gesundheitsreferentin des Landes OÖ LH-Stv. Mag. Christine Haberlander und Primar Dr. Elmar Kainz vom Neuromed Campus Linz begrüßen. Helga Rohra erzählte von ihrem Leben mit Demenz und betonte dabei, wie wichtig es ist, dass nicht nur positive Kraftquellen vorhanden sind, sondern auch die Gesellschaft demenzsensibel werden muss.
Mit Demenz ist man nicht alleine
Eine immer älter werdende Gesellschaft bedeutet auch eine höhere Anzahl von Demenz-Betroffenen. Eine schwere Belastung für die Betroffenen und deren Angehörigen ist die Tatsache, dass Demenz nicht heilbar ist. Eine frühzeitige Diagnose und das Wissen, wie man damit umgeht, wenn man betroffen ist, sind daher umso wichtiger. „Wir wissen, dass Demenz nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen eine große Herausforderung darstellt. Daher wollen wir mit der Ausrollung von elf Demenzberatungsstellen in ganz Oberösterreich den Betroffenen und deren Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Niemand in Oberösterreich ist alleine mit dieser Krankheit. Wir müssen der Krankheit Demenz in allen Sektoren der Gesellschaft begegnen. Wenn wir aufzeigen, dass man auch etwas tun kann, kann man die Angst vor der Krankheit ein Stück weit nehmen“, betont LH-Stellvertreterin Christine Haberlander. Bei einer frühen Diagnose kann der Krankheitsverlauf durch Training, Medikamente und Anpassung der Lebensweise abgemildert werden. Schwere Formen der Krankheit können dadurch sogar hinausgezögert werden. Obwohl es noch keine Heilung für die neurologische Erkrankung gibt, kann jeder etwas zur Senkung des Erkrankungsrisikos unternehmen. Studien zeigen, dass eine gesunde und aktive Lebensweise das Risiko für Demenz drastisch reduzieren kann. So setzt das Land etwa einen Schwerpunkt „gesund altern“, in den mehr als 400 Gesunden Gemeinden. Denn genau diese Präventionsmaßnahmen wie Bewegung oder eine gesunde Lebensweise lassen sich in der Gemeinschaft leichter in die Tat umsetzen und sorgen für mehr Lebensjahre in Gesundheit. „Aber auch an den Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege hat man sich bereits auf das Thema Demenz fokussiert. Wir wollen in Zukunft mit gut geschulten Personal in Medizin und Pflege, auf die steigende Anzahl der Demenzbetroffenen vorbereitet sein. Es ist uns ein großes Anliegen die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher in diesen schweren Situationen nicht alleine zu lassen“, erklärt die LH-Stellvertreterin.
Demenz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
„Als ökosoziales Forum ist es uns ein großes Anliegen, auch auf schwierige Themen aufmerksam zu machen, die uns in Zukunft stark beschäftigen werden. Wenn man sich die demographische Entwicklung ansieht, dann werden Demenz-Erkrankungen ganz klar noch zu einer größeren Herausforderung als bisher. Oberösterreich hat mit der »Integrierten Versorgung Demenz« bereits erste wichtige Schritte getan. Weitere Maßnahmen müssen folgen, um die Pflege sicherzustellen und einer Vereinsamung der Betroffenen vorzubeugen. Schließlich werden rund 80 Prozent der Demenzkranken zu Hause gepflegt, gerade im ländlichen Raum auch von Familienangehörigen. Diesen Menschen gebührt höchste Anerkennung. Sowohl die Kranken selbst als auch deren pflegende Angehörige müssen auch in Zukunft gut eingebunden bleiben in den Gemeinden und dem sozialen Leben vor Ort“, so Landesrat Max Hiegelsberger. Auch wenn aktuell noch keine Heilungsmöglichkeiten in Aussicht sind, so waren sich die Podiumsgäste doch darin einig, dass ein gesunder Lebensstil und eine positive Lebenseinstellung dabei helfen, Demenz zumindest etwas zu verzögern und auch im Krankheitsfall die Lebensqualität zu erhöhen.