Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 4.11.2020)
Am 5. November 1978 haben die Österreicher/innen mit hauchdünner Mehrheit für ein Nein zu Zwentendorf gestimmt und damit die Atomenergie in Österreich endgültig gestoppt. Ein historischer Erfolg für Österreichs Antiatom-Bewegung und ein beispielloser Einsatz der Zivilgesellschaft. Der Protest kannte keine Grenzen, quer durch das ganze Land und durch alle Bevölkerungs- und Altersschichten schlossen sich Menschen im Kampf gegen Zwentendorf zusammen. Protestmärsche und Traktorendemos wurden organisiert, Künstler/innen veranstalteten Benefizkonzerte.
Oberösterreich ist damals wie heute Motor und Vorreiter. Denn was wenige wissen: Auch in St. Pantaleon, an der oberösterreichisch-niederösterreichischen Grenze und nur 30 Kilometer von Linz entfernt, sollte eines von insgesamt sieben geplanten AKW errichtet werden. Obwohl die Baugründe schon verkauft und Bauernhöfe schon geschliffen waren, wurde das Vorhaben gestoppt. Die in Oberösterreich gegründete Antiatom-Bewegung konzentrierte sich dann auf Zwentendorf, was schließlich zur bekannten Abstimmung führte. Die Aktivitäten haben sich in den folgenden Jahren ausgehend vom Fokus auf das AKW Temelín über weitere grenznahe AKW und der Endlagerthematik bis hin zum Einsatz für einen europaweiten Atomausstieg entwickelt.
Landesrat Stefan Kaineder: „Wir sind den engagierten Aktivistinnen und Aktivisten damals und heute zu großem Dank verpflichtet, für ihre Ausdauer, Hartnäckigkeit und den Einsatz auch bei starkem Gegenwind der Atom-Lobby. Denn sie haben uns kein atomares Erbe hinterlassen und kämpfen auch weiterhin dafür, dass sich unsere Nachbarländer und ganz Europa von dieser hochriskanten und wirtschaftlich desaströsen Energieform abwenden. Wurde damals in den 1970er Jahren von der Atomlobby mit dem Ausgehen der Lichter und dem Rückfall in die wirtschaftliche Steinzeit gedroht, so wird heute der Mythos Atomkraft für den Klimaschutz propagiert. Doch neue Investitionen in die Atomkraft sind ein schwerer Schaden für den Klimaschutz – sie ist zu teuer, zu langsam, zu gefährlich und verhindert den dringend notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energien. Dieser Jahrestag soll uns in Österreich des errungenen Erfolgs erinnern, aber gleichzeitig auch Motivation sein, gegen eine Renaissance der Atomkraft in Europa unter dem Deckmantel des Klimaschutzes anzustehen.“
So baut man in Tschechien weiterhin auf eine „strahlende Zukunft“. Die Laufzeit für den ersten Block des AKW Temelin wurde unbefristet genehmigt und für das AKW Dukovany ist der Neubau eines Reaktor-Blocks geplant. Dies trotz aller bestehenden Mängel und wiederkehrender Zwischenfälle, der offenen Fragen zur Atommüll-Endlagerung und der Finanzierung des milliardenteuren AKW-Neubaus.
„Wir wollen die Subventionen für Neubauten von AKW stoppen und die Laufzeiten von Atomkraftwerken beschränken. Der Privilegien-Vertrag EURATOM erhält die völlig unwirtschaftliche Atomkraft am Leben und ich werde mich gemeinsam mit Ministerin Gewessler für eine umfassende Reform einsetzen, wie auch im Regierungsprogramm festgehalten. Ich werde auch alles dafür tun, dass die Endlagerpläne nicht in Grenznähe, ob in Tschechien oder aktuellen Diskussionen nach auch in Bayern, verwirklicht werden. Österreich hat durch einen klugen Bürger/innenentscheid keinen Beitrag zur Erzeugung des hochradioaktiven Atommülls geleistet, also dürfen wir auch durch die Entsorgung nicht gefährdet werden“, so Landesrat Stefan Kaineder.
Bilder zum Download
Quelle: Land OÖ, Verwendung mit Quellenangabe (2,61 MB).
Bildtext: Landesrat Stefan Kaineder vor dem Pannenreaktor Temelin in Tschechien.