Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 6.11.2020)
Gestern wurde im Nationalrat die Ausweitung der Sonderbetreuungszeit für Eltern bis Ende des Schuljahres 2020/21 angekündigt. Anstatt bisher drei können nun vier Wochen in Anspruch genommen werden. Darüber hinaus gilt rückwirkend mit 1. November ein Rechtsanspruch. Familienreferent Dr. Manfred Haimbuchner kommentiert die Regelung folgendermaßen:
„Dass die Familien derzeit besonders gefordert sind, steht außer Frage. Aus dieser Perspektive ist jegliche Maßnahme zu begrüßen, die Familien in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt. Eine erst kürzlich durchgeführte Familienbefragung seitens des Landes OÖ hat uns gezeigt, dass die Eltern während des ersten Lockdowns vor allem durch das Distance Learning an ihre Grenzen gestoßen sind. Diese Belastung muss auf jeden Fall ein zweites Mal verhindert werden“, stellt Haimbuchner fest. Dass gerade jetzt diese Maßnahme beschlossen würde, habe aber auch noch einen weiteren Aspekt. „Ich habe den Eindruck, dass hier für die bevorstehende Schließung von Schulen Vorsorge getroffen wird und die Eltern schon im Vorfeld beruhigt werden sollen“, so Haimbuchner weiter.
Auch wenn Unternehmen für die Sonderbetreuungszeit künftig einen vollen Kostenersatz seitens des Bundes bekämen, bedeute dieser Beschluss eine Kehrtwende für die Wirtschaft. Durch den nunmehr herbeigeführten Rechtsanspruch auf die Sonderbetreuungszeit, hätten Unternehmen keine Personalplanbarkeit mehr, wenn Mitarbeiter/innen für mehrere Wochen ausfielen, weil sie ihre Kinder zuhause betreuen müssten. Mit diesem Interessenkonflikt, sich zwischen der Arbeits- und Betreuungspflichten entscheiden zu müssen, würden die Eltern wiederum allein gelassen und das in Zeiten, in denen die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schnellen.
„Oberösterreich hat äußerst familienfreundliche Unternehmen, auf die wir stolz sein können. Dennoch ist zu betonen, dass die Belastbarkeit der Unternehmen mittlerweile eine Grenze erreicht hat. Dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kinder haben, darf kein Nachteil für Unternehmen sein“, betont Haimbuchner. „Viel wichtiger ist, dass die Eltern und Unternehmer in der aktuellen Situation Perspektiven mit einheitlichen und klaren Vorgaben erhalten. An oberster Stelle steht für mich dabei, dass es zu keinen Schließungen von Schulen und Betreuungseinrichtungen mehr kommen darf“, so der Landeshauptmann-Stv. abschließend.