Landeskorrespondenz
Naturschutz und Wasserwirtschaft sorgen für Artenschutz und Sicherheit
(Presseaussendung vom 3.12.2020)
Die Salzach ist in Oberösterreich einer der größten und wichtigsten Grenzflüsse zu Bayern. Seit bereits 200 Jahren werden die wasserbaulichen Arbeiten an der Salzach grenzüberschreitend zwischen Bayern und Österreich gemeinsam geplant und umgesetzt. Nach der im 19. Jahrhundert erfolgten massiven Regulierungstätigkeit wird bei den nun laufenden Planungen und Baumaßnahmen darauf geachtet, dass die technischen Eingriffe so gering wie nötig gehalten werden und der Natur so viel Raum wie möglich wieder zurückgegeben wird. Ziel der Sanierung ist es, die Flusssohle der sich über Jahrzehnte massiv eintiefenden Salzach zu stabilisieren.
Viele Jahrzehnte hat sich die Salzach immer tiefer eingegraben. Dies führte zu zahlreichen Problemen, unter anderem beim Hochwasserschutz und in der natürlichen Pflanzen- und Tierwelt. Nach intensiven Untersuchungen soll dieser Prozess jetzt gestoppt und das Gewässer wieder zu einem lebenswerten Naturraum umgestaltet werden.
Abwärts der Tittmoninger Brücke werden auf drei Kilometer Länge die alten Steine der Uferverbauungen entfernt und die Salzach mit Baggerarbeiten um etwa zehn Meter aufgeweitet. Das abgegrabene Schottermaterial wird im Uferbereich eingebracht, vom Fluss bei Hochwasser mitgerissen und im Gewässerverlauf verteilt. In weiterer Folge wird sich die Sohle der Salzach durch mobilisiertes Schottermaterial selbsttätig wieder langsam aufhöhen.
Die Gesamtkosten der Maßnahmen auf österreichischer Seite betragen 1,8 Millionen Euro. Diese Kosten trägt zur Gänze das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, der deutsche Anteil wird vom Freistaat Bayern und der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen des Nationalen Hochwasserschutzprogrammes finanziert.
„Gewässer brauchen Raum. Aufweitungen sind eine hervorragende Maßnahme, sie verbessern die Hochwassersituation, sie führen zur Stabilisierung der Gewässersohle und leisten einen maßgeblichen Beitrag zur Stabilisierung des Grundwasserspiegels. Darüber hinaus werden ursprüngliche Strukturen geschaffen, die der Natur und dem Menschen Lebens- und Erlebnisraum bieten. Mit diesem großen Projekt schaffen wir mehr Sicherheit bei Hochwasser und stärken auch den ökologischen Wert unserer Heimat. Ohne eine Finanzierung seitens des Bundes wäre das nicht so einfach möglich“, zeigen sich Landeshauptmann-Stv. Dr. Haimbuchner und Landesrat Ing. Wolfgang Klinger erfreut über den Beginn der Baumaßnahmen.
Rücksicht auf NATURA 2000 Gebiete
Alle Arbeiten bedürfen besonderer Sensibilität, da sie in einem NATURA 2000 Schutzgebiet erfolgen. So darf nur in der Zeit von Oktober bis März gearbeitet werden, um Flora und Fauna nicht zu beeinträchtigen.
Für den Arten- und Lebensraumschutz sind durch das Projekt viele positive Entwicklungen zu erwarten. Durch die Entfernung der Ufersicherung ist die Salzach zukünftig besser mit dem angrenzenden Auwald vernetzt. Wechselnde Grundwasserstände, verbunden mit periodischen Überschwemmungen, sind essenziell für einen gesunden Auwald.
Durch die eigendynamische Aufweitung können sich Uferstrukturen wie Kies- und Sandbänke bilden. Diese werden einerseits auf Teilflächen von Pioniergehölzen besiedelt, andererseits bei häufigeren Hochwässern umgelagert und bleiben dadurch vegetationsfrei. Zu den Pioniergehölzen gehört auch die Schwarzpappel. Sie ist für die Keimung auf offene Böden angewiesen. Da diese entlang regulierter Fließge¬wässer kaum noch vorhanden sind, gilt die Schwarzpappel in OÖ als gefährdet.
An den Ufern können sich wieder Kiesbänke und andere Strukturen bilden, die wichtige Habitate darstellen – sowohl für kieslaichende Fischarten wie den Weißflossengründling oder den Huchen, als auch für Flussregenpfeifer und Flussuferläufer, die für ihre Nester ungestörte Kiesbänke benötigen,
Landschaftsprägende Einzelbäume bleiben erhalten. Sie haben wichtige Habitatfunktion für verschiedene Insekten- und Vogelarten sowie Fledermäuse. Alt- und Totholz, das bei Bauarbeiten anfällt, wird als Strukturelement im Bestand belassen. Davon profitieren verschiedene Artengruppen – von Reptilien über Vögel bis hin zu Holz-zersetzenden Insekten oder Pilzen.
„Hier ist ein Projekt am Laufen, das die Aspekte des Hochwasserschutzes mit jenen des Natur- und Artenschutzes in vorbildlicher Weise vereint. Wir geben der Natur wieder Raum sich zu entfalten und begünstigen den Erhalt der Artenvielfalt. Hochwasserereignisse werden durch den Raum, welche die Auwälder bieten, entschärft, und die Vegetation profitiert von periodischen Überschwemmungen. Wir werden diesen Weg der Renaturierung weiter gehen und hoffen auch in den nächsten Jahren auf die unerlässliche Unterstützung des Bundes“, so Landeshauptmann-Stv. Dr. Haimbuchner und Landesrat Ing. Klinger abschließend.