Landeskorrespondenz
Oberösterreich hat die drittgefährlichsten Bahnhöfe im Bundesländervergleich – Möglichkeiten für kostenfreie ÖV-Fahrten von Uniformierten schaffen
(Presseaussendung vom 15.12.2020)
„Zu rund vier Straftaten täglich kam es in den vergangenen Jahren auf Oberösterreichs Bahnhöfen und in den Zügen. Im Bundesländervergleich befindet sich Oberösterreich im traurigen Spitzenfeld. Die Zahlen bekunden, dass weitere Initiativen dringend notwendig sind, um die Sicherheit zu steigern“, so Landesrat für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner und Landesrat für Sicherheit Ing. Wolfgang Klinger.
Mehr als 45.000 Straftaten ereigneten sich zwischen 2018 und dem ersten Halbjahr 2020 auf österreichischen Bahnhöfen, Haltestellen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das geht aus einer Anfragenbeantwortung des Innenministeriums hervor. Wien, Niederösterreich und Oberösterreich zählen zu den Hotspots in Bezug auf die Deliktanzahl. Im Jahr 2018 ereigneten sich in Oberösterreich insgesamt 1.219 strafbare Delikte. Im vergangenen Jahr 2019 waren es 1.886. Im ersten Halbjahr 2020 wurden 1.208 strafbare Handlungen registriert. Kategorisiert nach den jeweiligen Straftatbeständen stechen Diebstahl mit 1.448 Anzeigen, aber auch 388 behördlich registrierten Körperverletzungen, 651 Sachbeschädigungen und 855 Handlungen im Zusammenhang mit Suchtmitteln besonders hervor. Von den insgesamt 2.344 Tatverdächtigen waren rund 39,5 Prozent keine österreichischen Staatsbürger/innen. Bei den tatverdächtigen ausländischen Straftätern sind Afghanen/innen vor Deutschen, Syrer/innen, Rumän/innen und Russ/innen die häufigsten Nationalitäten im Zusammenhang mit potentiellen Delikten.
Bereits in den Vorjahren wurde von Seiten des Infrastrukturressorts auf diese ansteigenden Entwicklungen aufmerksam gemacht. Deshalb wurde auch in der Vergangenheit ein eigener Sicherheitsgipfel einberufen. Vereinbart wurden seinerzeit langfristige Sicherheitskonzepte, welche es kontinuierlich umzusetzen und auszubauen gilt. Hiervon konnten bereits wesentliche Maßnahmen umgesetzt werden. Neben getätigten Investitionen in verbesserte Videoüberwachung und Beleuchtungen wurde unter anderem die Polizeiinspektion in den Innenbereich des Linzer Hauptbahnhofs verlegt. Die Räumlichkeiten der bestehenden Polizeidienststelle wurden darüber hinaus stark ausgeweitet. Ebenfalls werden künftig alle öffentlichen Linzer Verkehrsmittel videoüberwacht und die Kompetenzen des Ordnungsdienstes ausgeweitet.
„Das Thema Sicherheit an Bahnhöfen, Bahnsteigen, Öffi-Haltestellen, in Zügen und Bussen ist omnipräsent. Dass die Statistiken trotz zahlreicher Maßnahmen rasant ansteigen, ist ein Beleg dafür, dass mit der jahrzehntelangen Willkommens-Kultur auch Förderungen in eine klare Werte- und Verhaltenskultur einhergehen müssen. Diese Herausforderungen werden nicht von heute auf morgen und nicht zur Gänze mit mehr Sicherheitspersonal zu lösen sein. Es benötigt interdisziplinäre Arbeitsprozesse, bei denen klare und einheitliche Lösungswege erarbeitet werden, welche die Wertekultur stärken und kriminelle Aktivitäten dezimieren“, sind Steinkellner und Klinger überzeugt.
Ein Ansatz, wie die Sicherheit im ÖV weiter verbessert werden kann, wurde von Landesrat Mag. Günther Steinkellner bereits im Zuge der vergangen Verkehrsreferentenkonferenz eingebracht. „Uniformträger im ÖV steigern durch Ihre Autorität das subjektive Sicherheitsgefühl und beeinträchtigen somit automatisch potentielle Störaktionen. Beim Tragen von Uniform im ÖV sollte das Verkehrsmittel gratis genutzt werden können“, erinnert Steinkellner an sein Vorhaben, Möglichkeiten für kostenfreie ÖV-Fahrten von Uniformierten zu schaffen. Dieses prüft aktuell eine länderübergreifende Arbeitsgruppe.