Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 24.3.2021)
Jährlich verunglücken zahlreiche Motorradfahrer/innen in OÖ tödlich. Auch die Pandemie brachte nur einen geringen Rückgang. Ein erweitertes Maßnahmenbündel des Infrastrukturressorts soll dabei unterstützen, die Unfallzahlen kontinuierlich zu senken.
Trotz der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie – vor allem im letztjährigen Frühling – blieb die Anzahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer/innen auf hohem Niveau. Allein im vergangenen Jahr verunglückten über 71 Biker auf Österreichs Straßen tödlich. Rund jeder vierte Todeslenker ist demnach auf zwei Rädern unterwegs. Durch die Pandemie gingen die tödlichen Verkehrsunfälle bei allen anderen Verkehrsteilnehmergruppen um rund 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Der Unfallrückgang bei Motorradfahrer/innen hingegen betrug lediglich 11 Prozent. In Oberösterreich ereigneten sich im vergangenen Jahr, wie bereits 2019, 18 tödliche Motorradunfälle.
Um rund 46% haben die Zulassungszahlen in den vergangenen neun Jahren zugenommen. Mit 100.383 in Oberösterreich zugelassenen Motorrädern wurde im vergangenen Jahr erstmals die 100.000er Marke überschritten. Bei der Unfallanalyse kristallisiert sich eine Risikogruppe klar heraus: Rund 5.500 Motorradunfälle ereigneten sich zwischen 2010 bis einschließlich 2019 in Oberösterreich. Ganze 46%, also beinahe jeder zweite Unfall-Lenker, gehört der Alterskategorie 40 bis 60 Jahren an.
„Eines zeigt sich eindeutig – die Gruppe 45 Plus hat sich in den vergangenen Jahren zur Hauptrisikogruppe entwickelt. Viele dieser Motorradlenker sind Wiedereinsteiger. Einerseits mangelt es den Rückkehrern an Fahrpraxis und anderseits sind die Motorräder oft übermotorisiert oder zu schwer“, unterstreicht Landesrat für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner und ergänzt: „Auch wenn sich das Motorradfahren zu einem immer beliebteren Freizeitsport entwickelt, ist ein rücksichtsvolle und respektvolle Fahrweise die essentielle Grundvoraussetzung für das sichere Ankommen“.
Seit mehreren Jahren wird in Oberösterreich ein Bündel an Maßnahmen geschnürt, um die Opferbilanz kontinuierlich zu senken. Die ‚Zweiradritter‘ werden dabei mit unterschiedlichen, praktischen Maßnahmen unterstützt. So wollen Landesverantwortliche und Mobilitätsclubs vor allem das Bewusstsein der Biker für vernünftiges Fahren, technisch einwandfreie Fahrzeuge und genügend Fahrpraxis schärfen. Um mit den steigenden Temperaturen auch die Sicherheit auf zwei Rädern zu erhöhen, setzt das Land die Förderungen von Motorradsicherheitstrainings fort. Sogenannte Warm-up Trainings werden mit einem 40 Euro Gutschein, die ganztägigen Intensivtrainingskurse mit 75 Euro gefördert. Einfach und unkompliziert kann dieser Landes-Bonus via Internet (Gutschein Fahrsicherheitstraining) bestellt werden. „Wir wissen, dass Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer Situationen oft falsch einschätzen. Hohe Risikobereitschaft, überhöhte Geschwindigkeiten aber auch die Gefahr von Kreuzungsunfällen im Ortsgebiet werden oftmals unterschätzt. Im Rahmen eines Vorbereitungstrainings kann das richtige Fahrverhalten in geschützter Umgebung trainiert und dadurch die sichere Fahrt optimiert werden“, so ÖAMTC-Fahrtechnikexperte Erwin Machtlinger.
Von Landesseite wird ebenfalls in technische Unterstützung der Biker auf der Strecke investiert. So werden auf typischen Biker-Routen die Kurvenausgänge mittels Leitschienenunterfahrschutz kontinuierlich saniert und bedarfsgerecht ausgebaut. Kommt es zum Sturz, wird dadurch das gefährliche Durchrutschen verhindert. Auch das im letzten Jahr erstmals ausgeführte Pilotprojekt der Bodenmarkierungen zeigte positive Resonanz und wird deshalb fortgesetzt. Per Bodenmarkierung wird den Fahrer/innen die optimale Fahrlinie in unübersichtlichen Kurvenabschnitten signalisiert. So sollen Kollisionen mit dem Gegenverkehr verhindert werden. Für heuer werden an drei weiteren Standorten Bodenmarkierungen hinzukommen. Ebenfalls laufen Standortevaluierungen zur Anbringung weiterer Dialogboards. Dadurch sollen Motorradfahrer/innen auf überhöhte Geschwindigkeiten und Überschreitungen des Lärmpegels aufmerksam gemacht werden. Darüber hinaus sind polizeiliche Schwerpunktkontrollen an den Wochenenden vorgesehen.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist und bleibt das Zusammenspiel von Mensch und Motorrad, weiß ARBÖ Direktor Thomas Harruk: „Die Technik des Motorrades muss einwandfrei funktionieren. Von A wie Antrieb über R wie Reifenprofil bis hin zu Z wie Zündung sollte vor der ersten Saisonausfahrt ein technischer Rundumcheck durchgeführt werden. Gerade bei den Reifen darf nicht gespart werden, denn sie sind die einzige Verbindung zur Fahrbahn und somit der wichtigste Faktor für die Bodenhaftung. Genaues Augenmerk muss auf Profiltiefe, Luftdruck und Alter der Pneus gelegt werden. Nicht übersehen werden sollten auch die Leitungen und Schläuche des eigenen Gefährts. Eine Dichtheitsüberprüfung kann Unfälle vermeiden. Der Bremsflüssigkeits- und Motorölstand sowie die korrekte Funktion der Beleuchtung müssen ebenfalls kontrolliert werden". Um sicher zu gehen, dass sich das Gefährt in tadellosem Zustand befindet, können die Motorräder einem Check unterzogen werden.
Bilder zum Download
Quelle: Land/OÖ Denise Stinglmayer, Verwendung mit Quellenangabe (1,24 MB).
Bildtext: Mit einem Motorrad-Sicherheitstraining bei den Mobilitätsclubs ÖAMTC und ARBÖ kann das richtige Fahrverhalten in sicherem Terrain trainiert werden.