LR Klinger: Grenzüberschreitende Initiative zum Hangwasserschutz

Landeskorrespondenz

Projekt „Hillslope“ erfolgreich abgeschlossen

(Presseaussendung vom 19.5.2021)

Als Folge von Starkregenereignissen kommt es in letzter Zeit gehäuft zu Hangwasserabflüssen. Bei Hangwasserabflüssen handelt es sich um Überflutungen fern des Gewässers. Während Flusshochwasser vom Gewässer ausgeht, strömen die Hangwasserabflüsse auf das Gewässer zu. Hangwasserabflüsse treten, wie das Jahr 2016 gezeigt hat, flächendeckend in Oberösterreich und Bayern auf. Die Schäden sind mit jenen, die durch Flusshochwasser verursacht werden, vergleichbar. Die für Flusshochwasser erprobten Schutzkonzepte lassen sich aber aufgrund der großen räumlichen Betroffenheit und des spontanen Auftretens von Hangwässern nicht eins zu eins übernehmen. Besonders betroffen war in den letzten Jahren die Gegend um Altheim, Tummelstham und Passau. 
Um hier nicht nur regional mehr Sicherheit zu schaffen, startete im Jänner 2018 das grenzüberschreitende Interregprojekt „AB 162 Hillslope“, ein Projekt zum Management von Hangwasserabflüssen. Dazu befassen sich verschiedene Institutionen sowie Expertinnen und Experten aus dem oberösterreichisch-bayerischen Grenzraum speziell mit dem Phänomen der Hangwasserfluten. Im Rahmen dieses grenzübergreifenden Projektes wurden gemeinsam mit lokalen Akteuren aus den Gemeinden, der Landwirtschaft und der Bevölkerung Lösungen ausgearbeitet und gemeinsam umgesetzt.
Ein wichtiger Partner im Projekt war auch das Klimabündnis Österreich, welches für die Öffentlichkeitsarbeit und die Wissensvermittlung an Schulen zuständig war. Im Rahmen mehrerer Schulprojekte konnte das Thema Hangwasser der jüngeren Generation vermittelt werden. Ebenfalls Aufgabe des Klimabündnisses war die Abstimmung mit der Landwirtschaft und Durchführungen mehrere Vorträge unter Einbeziehung der Boden-Wasser Schutz-Beratung. 
„Hillslope“ wurde am 17. Juni offiziell im Rahmen einer gut gebuchten Online-Veranstaltung zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Mehr als hundert interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer traten dem Meeting bei.

„Im Hochwasserschutz haben wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Menge in die Sicherheit unsere Heimat investiert. Jeder Cent war es wert. Das haben die Hochwasserereignisse des letzten Jahres eindrucksvoll bewiesen. Neben dem Hochwasser im klassischen Sinne sind aber Hangwässer ein immer noch allgemein unterschätztes Problem. Die Abteilung Wasserwirtschaft beschäftigt sich in zahlreichen Projekten mit diesem Thema. Durch die Erstellung detaillierter Hangwasserhinweiskarten, stellen wir fundierte Informationen zum Abflussgeschehen zur Verfügung, die als Planungsgrundlage für Raumplaner und Gemeinden dienen kann. Darüber hinaus werden mit der Hangwasserhinweiskarte wesentliche Informationsgrundlagen für alle Bürgerinnen und Bürger, also auch für Häuslbauer und Landwirte gegeben. Mit dem Projekt ‚Hillslope‘ haben wir eine wichtige Brücke über die Landesgrenzen hinaus geschlagen. Da das Thema Hangwasser auf viele Lebensbereiche einwirkt und wir vor allem durch Vorsorgemaßnahmen viel Leid vermeiden können, halte ich einen breit angelegten Bewusstseinsbildungsprozess von Nöten. Hangwasser ist eine besondere Herausforderung für die Gemeinden, da sie erste Anlaufstelle für die Gemeindebürger mit ihren Wünschen und Sorgen, aber auch selbst Betroffene sind. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals herzlich bei allen Projektpartnern für ihre Kooperationsbereitschaft und für ihren Einsatz bedanken. Durch die wertvolle Zusammenarbeit in solchen Projektgruppen können wir die Auswirkungen zukünftiger Schadensereignisse minimieren und schaffen zugleich eine breite Akzeptanz für das Thema Hangwasser in der Bevölkerung und bei den Entscheidungsträgern“, zieht LR Klinger positiv Resümee. 

Maßnahmen

Durch eine intensive Kooperation der österreichischen Wildbach- und Lawinenverbauung  und Wasserwirtschaftsamt Deggendorf konnten die Bemessungsgrundlagen, Berechnungsansätze und Modellannahmen zwischen Österreich und Bayern harmonisiert werden.  Durch die WLV wurde auf Basis dieser Grundlagen für das gesamte Einzugsgebiet ein Maßnahmenplan erstellt, der zusätzlich zum Schutz von Passau beitragen kann.
Dabei haben besonders der Methodenvergleich zur Erfassung hydraulisch relevanter Anlagen mittels Laserscan, Fächerscanner und Rollmeter sowie die verschiedene Modellkopplung innovativen Charakter, da einerseits die Befahrung mit Fächerscanner einen neuen technologischen Vermessungsansatz darstellt und anderseits die Kombination der unterschiedlichen hydronumerischen Modelle bisher wenig Anwendung gefunden hat. Im Zuge von „Hillslope“ konnte die Kombination der beiden Modellansätze entwickelt und österreichweit erstmalig getestet werden.
In der Gemeinde Tumeltsham wurden im Zuge des „Hillslope“ Projektes bestehende Projektplanungen für Hangwasserschutzmaßnahmen umgesetzt. Durch die gebauten Maßnahmen wird der Schutz des Ortszentrums sichergestellt. Die Umsetzung war nur durch die Beteiligung an Hillslope möglich, da ansonsten keine Fördermittel für den Bau von reinen Hangwasserschutzanlagen zur Verfügung standen.