LR Kaineder: Oberösterreich tauscht wertvollste Böden und Ackerflächen gegen automatisierte Lager von Online-Handelsriesen – Rückwidmungen dürfen kein Tabu sein

Landeskorrespondenz

(Presseaussendung vom 29. April 2022)

Wie nun bekannt wurde, soll auf einer Fläche von 87.000 Quadratmetern wertvoller Boden für ein automatisiertes und robotisiertes Großlager des Online-Handelsriesen Amazon in der Gemeinde Kronstorf verloren gehen. Die Gegend in und um Kronstorf ist eine Kornkammer Oberösterreichs, dort befinden sich mit Abstand die fruchtbarsten und widerstandsfähigsten Böden, die somit auch für die Lebensmittelproduktion von enormer Bedeutung sind. Bodenschutzexpert/innen weisen die Politik eindringlich darauf hin, dass gerade die widerstandsfähigsten Böden vor Versiegelung geschützt werden müssen, um auch auf die Veränderungen durch die Klimakrise vorbereitet zu sein. Oberösterreich hat alleine von 2010 bis 2020 laut Agrarstrukturerhebung knapp 6.000 Hektar an Ackerflächen verloren. Eine Fläche auf der jährlich über 35.000 Tonnen Weizen produziert werden könnten und der Kalorienbedarf von über 100.000 Oberösterreicher/innen gedeckt werden würde. Durchschnittlich verliert Oberösterreich alle acht Tage den fruchtbaren Boden eines landwirtschaftlichen Betriebes.

„Wir sehen gerade, in welch furchtbare Lage uns die Abhängigkeit von russischem Gas gebracht hat. Nun sind mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine jene beiden Länder Kriegsparteien, die weltweit als größte Getreideexporteure gelten und es besteht die Gefahr, dass sich die Energiekrise auch zu einer Hungerkrise in vielen Regionen der Erde ausbreitet. Der Selbstversorgungsgrad mit Agrarprodukten ist in Österreich durch den Flächenfraß seit Jahren im Sinken begriffen und wie die Klimakrise sich auf den Weizenanbau auswirken wird, ist schockierend. Eine Halbierung des Selbstversorgungsgrads würde uns in eine dramatische Importabhängigkeit bringen. Angesichts dieser Lage darf es keine Denkverbote geben. Auch wenn Flächen bereits gewidmet sind, muss es möglich sein, eine neue Bewertung vorzunehmen, wenn dies aus Sicht des Klimaschutzes und aus Sicht der Lebensmittelversorgung dringend geboten ist. Ein Umdenken und Umlenken ist mehr als notwendig, denn es geht um die künftigen Lebensgrundlagen unsere Kinder“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder, der mit der Ansiedelung von Amazon in auch eine massive Schwächung der kleinen Kaufleute und der regionalen Wirtschaft sieht. 

Wie sich die Situation in Österreich durch den Klimawandel verändern könnte, wenn wir nicht dagegen steuern, belegt eindrucksvoll die Studie „BEAT – Bodenbedarf für die Ernährungssicherung in Österreich“ der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Die Studie zeigt teils dramatische Rückgänge im Ertrag der landwirtschaftlichen Produktion. Für den Weizenanbau wird eine Abnahme des Versorgungsgrades von 125 Prozent mit durchschnittlich 1,35 Millionen Tonnen Weizen pro Jahr auf nur mehr 64 Prozent und 790 Tausend Tonnen pro Jahr im Zeitraum 2036 bis 2065 prognostiziert.