Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 20.5.2022)
Die Atomlobby lässt keine Möglichkeit aus, die Atomkraft als Teil der Lösung am Weg zur Klimaneutralität und für die Unabhängigkeit von russischem Öl und Gas zu bewerben. Auf diesen Zug aufgesprungen ist offenbar auch der Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich.
Seit vielen Jahren wissen wir: die Atomkraft ist zu teuer, zu gefährlich und viel zu langsam, um uns auf den Weg in die Klimaneutralität eine Stütze zu sein. Sinnlose Investitionen in die Atomkraft fehlen uns beim dringenden Ausbau der Erneuerbaren, dabei sind die horrenden Folgekosten der Atomkraft noch gar nicht einbezogen.
In der aktuellen Situation wird auch kaum diskutiert, wie stark Europa in Bezug auf Nukleartechnik und Uran für den Betrieb von Atomkraftwerken von Russland abhängig ist. Rund 40 Prozent des von der EU importierten Urans stammen aus Russland und aus dem mit Russland verbündeten Kasachstan. Auch auf weitere uranproduzierende Länder hat Russland großen Einfluss. Laut Expert/innen des Öko-Instituts könnte die Abhängigkeit Europas von Russland bei der Atomkraft de facto noch größer sein als beim Gas.
Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder: „Die Industriellenvereinigung agiert, als gäbe es den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine nicht und konterkariert damit die Bemühungen für eine Energiewende. Die gesamte Nuklearwirtschaft ist höchst abhängig von Russland. Sowohl im Reaktorbau, Nachrüstungen, Uran- und Brennstoffproduktion es gibt kaum einen Bereich in dem Russland nicht über Firmengeflechte seine Finger im Spiel hat. Ein Beispiel für diese Abhängigkeit konnte man bereits kurz nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine beobachten: trotz gesperrtem Luftraum konnte am ersten März eine russische Transportmaschine mit Sondergenehmigung Atombrennstäbe in die Slowakei einfliegen.“
Auch die von der Industrie viel gepriesenen „Small Modular Reaktors“ sind nicht nur alter Wein in neuen Schläuchen, sondern Jahrzehnte von einer kommerziellen Nutzung entfernt. Besonders bedenklich ist, dass viele SMR-Konzepte den Anspruch auf reduzierte Sicherheitsvorgaben verfolgen.
„Diese nuklearen Fantasien sind auf das Schärfste zurückzuweisen und schaden dem Standort Oberösterreich. Es ist höchste Zeit, endlich das alte Denken abzulegen und mit vereinten Kräften am Gelingen der Energiewende zu arbeiten. Wir brauchen jetzt keine Diskussionen über die unsichere und teure Atomkraft, sondern Investitionen in Strom aus Wind, Sonne und Wasserkraft“, so Kaineder abschließend.