Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 1.6.2022)
„HIV/Aids ist noch immer ein Tabu und die Ansteckungsrisiken sind nicht ausreichend bekannt. Trotz der enormen Fortschritte in der Therapie ist HIV/Aids nach wie vor eine medizinisch unheilbare Krankheit. Die Diagnose HIV bedeutet für jeden betroffenen Menschen einen tiefgreifenden Einschnitt in seine Lebensplanung und perspektive. HIV-Infektionen werden oft viel zu spät erkannt, weil Menschen Angst vor einem HIV-Test haben. Diese Stigmatisierung verhindert wiederum eine offene und konstruktive Auseinandersetzung. In Folge wird die Präventionsarbeit erschwert. Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie der Oberösterreichische Aidstag – für den Erfahrungsaustausch und um die Krankheit und die enormen Fortschritte in der Behandlung einmal mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Damit wird auch ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, die Diskriminierung HIV-positiver Menschen zu beenden“, betonte Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheits-Landesrätin Mag.a Christine Haberlander beim 30. Oberösterreichischen Aidstag am 1. Juni 2022 in Linz.
Seit vielen Jahren ist die Zahl der HIV-positiv bestätigten Personen in Österreich mit 400 bis 500 pro Jahr relativ stabil. Weil die Diagnose oft erst Jahre nach der Infektion erfolgt, spiegeln die Neudiagnosezahlen nicht nur die Infektionen des aktuellen Jahres, sondern auch jene der vorangegangenen Jahre wider. Im Jahr 2020 wurden in Österreich insgesamt 332 HIV-positive Neudiagnosen registriert, davon 38 in OÖ. Dies entspricht einem Rückgang der neu diagnostizierten Fälle im Vergleich zu den Vorjahren. Insbesondere während und nach der ersten SARS-CoV-2-Infektionswelle ist die Zahl der Neudiagnosen gesunken, allerdings wurden in diesem Zeitraum auch etwa ein Drittel weniger HIV-Tests ausgewertet. Der beobachtete Rückgang der HIV-Fälle ist möglicherweise zum Teil darauf zurückzuführen, dass weniger Menschen getestet wurden.
„Jede Neuerkrankung ist eine zu viel und Prävention der einzige wirksame Schutz zur Infektionsvermeidung. Denn nach wie vor stehen uns medizinische Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen nicht zur Verfügung. Einerseits müssen umfassende Informations- und Aufklärungsangebote vorhanden sein. Andererseits sollen durch einen niederschwelligen Zugang zur HIV-Testung infizierte Personen frühzeitig erkannt werden und in Therapie kommen. Die Behandlung erfolgt in Oberösterreich auch während der Covid-Krise wie immer. Da gibt es keine Einschränkungen“, betont Haberlander. Eine frühe Diagnose ermöglicht einen rechtzeitigen Therapiestart, und dieser bringt mitunter mehr Lebensjahre mit besserer Lebensqualität. Eine erfolgreiche medikamentöse Behandlung wiederum bewirkt, dass die Virenlast nicht mehr nachweisbar ist. So können HIV-positive Menschen, deren Virenlast durch die Medikamente unter der Nachweisgrenze ist, das HI-Virus nicht mehr weitergeben.
Wichtiger Teil der Präventionsstrategie in Oberösterreich ist die Prävention von HIV und sexuell übertragbaren Krankheiten vor allem bei Jugendlichen. Informationen erhalten sie im Biologieunterricht, über die Schulärztinnen und -ärzte oder bei Informationsveranstaltungen und Projekten gemeinsam mit der Aidshilfe OÖ. In Zusammenarbeit mit dem Jugendrotkreuz werden in OÖ von der Aidshilfe Jugendliche zu sogenannten HIV/Aids Peers ausgebildet. So kann die Information zu HIV direkt von den jungen Menschen in die Schulen getragen werden.
„Die Prävention im Jugendbereich ist uns ein großes Anliegen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen über langjährige Erfahrungen, sind gut vernetzt und bilden sich fortlaufend weiter. Jugendliche haben ein Recht auf sachlich fundierte, nicht moralisierende und nicht angstauslösende Informationen zu sexueller Gesundheit und Safer Sex. Eine offene, nicht tabuisierende Thematisierung von sexuell übertragbaren Infektionen, HIV und AIDS wird von den Jugendlichen sehr gut angenommen und fördert nachhaltig ihre Selbstbestimmung“, so Klaus Stummer von Aidshilfe Oberösterreich.
Die Aidshilfe OÖ bietet neben allen bereits erwähnten Leistungen auch Präventionsmaßnahmen für Erwachsene sowie kostenlose HIV-Testung, Beratung und Betreuung von Betroffenen an.
„Mit ihren Aktivitäten zählt die Aidshilfe zu den Eckpfeilern im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit AIDS und leistet einen wichtigen Beitrag zur Prävention von HIV und anderen Geschlechtskrankheiten in Oberösterreich. Ich danke allen angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr großes Engagement. Dank eines schon frühzeitig etablierten Präventionskonzepts konnte das Beratungs- und Betreuungsangebot auch während der Pandemie aufrechterhalten und trotz aller Schwierigkeiten beeindruckende Arbeit geleistet werden“, so Haberlander.
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Quelle: Land OÖ/Tina Gerstmair, Verwendung mit Quellenangabe (2,96 MB).
Bildtext: Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander