Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 18. August 2022)
Die Klimakrise hat in diesem Sommer ihre Krallen ausgefahren und ganz Europa kann spüren, wie Rekordhitze und Rekorddürren wie heuer zur Normalität werden. Waldbrände und Dürre haben riesige Landschaftszüge ausgedörrt und zerstört. Im Süden Europas sind hunderte Fluss- und Bachbette völlig ausgetrocknet und bieten ein dystopisches Bild. Auch in Oberösterreich kämpfen wir bereits mit Niederwasser in den Gewässern und sinkenden Grundwasserständen. Generell ist Oberösterreich im Gegensatz zum Süden Europas derzeit noch mit einem blauen Auge davongekommen. Kleinere Gewässer im Innviertel vor allem in den Oberläufen sind bisher trocken gefallen. „In Österreich sind wir aktuell noch in der glücklichen Lage, dass die Gletscher- und Schneeschmelze noch Wasser für unsere Gewässer liefert. Wir wissen aber von unseren langjährigem Gletschermessprogramm am Hallstätter Gletscher, dass sich dies traurigerweise viel schneller als angenommen verändern wird. Dem Hallstätter-Gletscher droht heuer ein Rekordmassenverlust. Damit kann dann im „Wasserland“ Oberösterreich auch ein kurzfristiges austrocknen unserer großen von den Alpen gespeisten Gewässer nicht mehr ausgeschlossen werden“, macht Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder auf die bedrohlichen Auswirkungen der Klimakrise aufmerksam.
Aktuelle Infos zu Trockenheit und Wasserversorgung:
Wie schaut es mit den Niederschlägen in OÖ aus?
Im Juli lagen in Oberösterreich die Niederschlagsmonatssummen durchschnittlich mit 75 Prozent unter der Normalzahl, es war somit ein niederschlagsarmer Monat. Es fehlte ein Viertel des durchschnittlichen Monatsniederschlages. Hervorzuheben sind die weit unter dem Durchschnitt liegenden Regensummen von 32mm in Braunau (32 Prozent zur Normalzahl) und 59mm in Ried (52 Prozent zur Normalzahl). Teilweise über dem Durschnitt war die Regenmenge hingegen bei einigen Messstationen im Mühlviertel.
Auch im August setzte sich die niederschlagsarme Periode weiter fort. Bislang gab es keine nennenswerten flächendeckenden Niederschläge, es stellten sich mancherorts lediglich einige gewittrige Regenereignisse ein.
Wie steht es um die Wasserstände an den Oberflächengewässern?
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit weisen die oberösterreichischen Gewässer fallende Tendenz auf. Besonders im Innviertel, dort wo auch im Juli und August oberösterreichweit gesehen die geringsten Niederschlagsmengen an den Messstationen gemessen wurden, ist diese Tendenz noch auffälliger. Insbesondere im Einzugsgebiet der Mattig sind bereits einige kleinere Gewässer - vor allem in den Oberläufen - trocken gefallen. (Anmerkung: Als Trockenfallen wird eine in der Natur vorkommende Erscheinung bezeichnet, bei der sich Wasser vom Land zeitweise oder auf Dauer zurückzieht vielmehr der Gewässergrund zunehmend frei liegt.) Die Mattig selbst ist in kurzen Teilstücken ebenfalls davon betroffen.
Auch in den restlichen oberösterreichischen Regionen kann das weitere Austrocknen von kleineren Gewässern nicht ausgeschlossen werden. Die großen oö. Hauptgewässer Donau, Inn, Traun und Enns führen zwar ebenso Niederwasser, sind aber im Vergleich dazu noch nicht so sehr von der Trockenheit betroffen.
Bei den großen oö. Seen zeigen sich seit wenigen Tagen zwei unterschiedliche Tendenzen. Hallstättersee und Traunsee profitieren noch immer von der Schneeschmelze und vor allem vom Gletscherwasser des Dachsteins und weisen trotz geringer Niederschläge relativ unbeeindruckte Wasserstände auf.
Etwas anders die Situation am Attersee, Mondsee und Wolfgangsee. Hier weisen die Seewasserstände in den letzten Tagen eine deutlich fallende Tendenz auf. Hier schlägt die Auswirkung der Schneeschmelze nicht mehr gravierend durch und es fehlt bei diesen Gewässern auch der Zufluss eines Gletschers - das Einzugsgebiet ist nicht so hoch wie jenes des Hallstätter- und Traunsees.
Tiefststände wie in der extremen Trockenperiode im Jahr 2018 sind am Attersee und Mondsee derzeit nicht zu erwarten. Am Wolfgangsee könnte sich in den nächsten Tagen noch ein Tiefstwert in der Beobachtungsreihe einstellen.
Aufgrund der prognostizierten Niederschläge am Wochenende wird sich die Situation an den Seen und auch an den Fließgewässern etwas entspannen.
Ein Blick auf die langen Zeitreihen der Wasserstandsaufzeichnungen des Atter, Mond, -u. Wolfgangsees hat gezeigt, dass das Extremereignis hinsichtlich Trockenheit nicht lange zurückliegt, und im Jahre 2018 stattgefunden hat.
Untenstehend sind die Tiefstände dieser 3 Seen, in Klammer der aktuelle 7h-Wert vom 17. August.
Pegel Kammer/Attersee: 86cm am 02.12.2018 (heute 7h: 129cm)
Pegel Mondsee(Limnol.Institut) / Mondsee: 103cm am 25.11.2018 (heute 7h: 125cm)
Pegel Strobl/Wolfgangsee: 92cm am 23.08.2018 (heute 7h: 97cm)
Der Hallstätter- und Traunsee sind von typischen Trockenperioden im Sommer und Herbst nicht so betroffen (siehe Erläuterung im Text unten). Die aufgezeichneten Tiefststände treten vor allem in den späten Wintermonaten (Februar, März) auf. Hier werden die Seewasserstände durch Wehrregelungen bei den Klausen an den Seeausflüssen reguliert, um den Abfluss der Schneeschmelze zu kompensieren.
Pegel Steeg/Hallstättersee: 28cm am 14.02.2009 (heute 7h: 87cm)
Pegel Gmunden(Esplanade)/Traunsee: 78cm am 31.03.1988 (heute 7h: 119cm)
Wie steht es um die Grundwasserkörper in Oberösterreich?
Derzeit werden bei den Grundwasserleitmessstellen des Hydrographischen Dienstes OÖ im Monatsdurchschnitt unterschiedliche Trendverläufe aufgezeichnet. Im Inngebiet wird ein fallender Trend registriert, leicht fallend ist dieser im nördlichen Machland. Keine Änderung im Monatsmittel wurde im Eferdinger Becken registriert. Leicht fallende Tendenzen zeigen hingegen das Linzer Feld, die Welser Heide und das Vöcklagebiet.
Das Eferdinger Becken liegt im Bereich des langjährigen Monatsmittels, die Welser Heide und das Vöcklagebiet liegen leicht darunter, wie auch das Nördliche Machland sowie das Linzerfeld. Im Inngebiet liegt der Wert bereits weit unter dem langjährigen Schnitt und näherte sich tendenziell dem langjährigen Niederwasserwert.
Nähere Informationen zu den hydrographischen Messstellen: http://hydro.ooe.gv.at
Welche Auswirkung hat die Trockenheit auf die Wasserversorgung in OÖ?
Aktuell sind im Umwelt- und Klimaressort keine Meldungen bzgl. Wasserknappheit bei öffentlichen Wasserversorgern (Gemeinden, Wassergenossenschaften und Verbände) bekannt. Die zuletzt bekannt gewordenen Aufrufe zum Wassersparen (Pinsdorf und Traunkirchen) zielen in erster Linie auf die deutlich größeren Wasserverbräuche bei den Verbrauchern in den vergangenen Wochen ab. Auch in Bereichen, die über Hausbrunnen versorgt werden, sind derzeit nur vereinzelt Meldungen über Maßnahmen in Zusammenhang mit Wassermangel bekannt, wobei die genaue Ursache in diesen Fällen nicht eruiert wurde.
Generell muss jedoch aus fachlicher Sicht festgehalten werden, dass bei länger anhaltender Trockenheit in hydrogeologisch sensiblen Gebieten wie z.B. im Kristallin der Böhmischen Masse (Mühlviertel und Sauwald), im Schlierhügelland, in der Flyschzone oder in Teilen der Traun-Enns-Platte vereinzelt mit Engpässen zu rechnen ist. Insbesondere sind in diesen Gebieten jene Wasserversorger konfrontiert, die vorrangig über Quellen versorgt werden oder die nicht über mehrere Standbeine (Brunnen oder Verbindungen zu benachbarten Wasserversorgern) verfügen.
Nähere Informationen