Beste Betreuung braucht beste Rahmenbedingungen

Landeskorrespondenz

(Presseaussendung vom 26.8.2022)

Abschluss der Dialogtour von LH-Stv.in Haberlander bringt 6 zusätzliche Mio. Euro sowie zahlreiche Maßnahmen zur Ausbildungsförderung und zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes
 
Von März bis August 2022 war Bildungsreferentin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander im Rahmen einer Dialogtour im ganzen Land unterwegs, hat zahlreiche Gespräche mit Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Expertinnen und Experten geführt. Auch Städtebund, Gemeindebund und die Gewerkschaften waren eingebunden. Die Dialogtour stand von Beginn an unter der Prämisse „Beste Betreuung braucht beste Bedingungen“. Zahlreiche Gespräche und Diskussionen führen nun zu einem konkreten Ergebnis – mit sofortiger Umsetzung. Insgesamt stellt das Land 6 Millionen Euro für dieses sofortige Maßnahmenpaket zur Verfügung.

 
In Oberösterreich gibt es das gemeinsame Bekenntnis, dass Kinderbildungs- und –betreuungseinrichtungen keine Aufbewahrungsstätten sein dürfen, sondern Orte der gesunden Entwicklung für Kinder sein müssen. Die Bildung soll im Mittelpunkt stehen können. Wie nahezu in allen Bereichen ist die angespannte Situation am Arbeitsmarkt auch in den Kinderbildungs- und –betreuungseinrichtungen in Oberösterreich zu spüren und durchaus herausfordernd. Oft entstehen dadurch Drucksituationen, die das von allen Seiten gewünschte Arbeiten nicht im vollen Umfang ermöglicht. Daher ist es wichtig, die Problemlagen zu identifizieren und kontinuierlich an deren Lösung zu arbeiten.

„Unser großes gemeinsames Ziel ist die bestmögliche Bildung und Betreuung für die uns anvertrauten Kinder und die größtmögliche Unterstützung für ihre Eltern. Eine Voraussetzung dafür ist für sie die laufende Verbesserung des Arbeitsumfeldes der Pädagoginnen und Pädagogen. Daran arbeiten wir tagtäglich mit allen Beteiligten. Deshalb freut es mich, dass wir auf Basis der vielen Gespräche, die ich im Rahmen meiner Dialogtour führen durfte, umfassende kurz- und mittelfristige Maßnahmen entwickelt haben, mit deren Umsetzung sofort begonnen werden kann“, erklärt Bildungsreferentin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander und unterstreicht weiter: "Dieses Paket ist ein wichtiger Schritt und hat zwei Stoßrichtungen. Zum einen sollen bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlastet werden. Zum anderen soll insbesondere in die Ausbildung der neuen Mitarbeiter investiert werden, damit mehr Personal für die bedeutende Arbeit im Bereich der Kinderbildung und
–betreuung gewonnen werden kann. Entscheidend ist dabei, dass die Maßnahmen umgehend umgesetzt werden können.

Insgesamt stellt das Land Oberösterreich 6 Millionen Euro für dieses Maßnahmenpaket zur Verfügung. „In einer schwierigen Zeit ist es unsere Aufgabe, die Menschen zu unterstützen. Die Eltern, in dem wir die Betreuungsangebote laufend erweitern und die ausgezeichnete Betreuung für ihre Kinder laufend verbessern wollen. Und jene, die im Bereich der Kinderbetreuung arbeiten und die das bestmögliche Umfeld für ihre bedeutende Arbeit verdient haben“, so Haberlander. 

Auch wird der kontinuierliche Ausbau der Kinderbildungs- und –betreuungseinrichtungen in Oberösterreich auch in Zukunft mit den Gemeinden und Städten forciert: „Wir werden die Angebote für die Menschen in unserem Land weiter ausbauen und die Kinderbetreuung weiter verbessern.“ 

Die Ergebnisse der Dialogtour im Überblick: 

1.    Maßnahmen im Bereich Ausbildung: Förderoffensive des Landes
2.    Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes und Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen
3.    Maßnahmen zur Verbesserung des Betreuungsschlüssels: Zusätzliches Personal für Integration und Sprachförderung


1.    Maßnahmen im Bereich Ausbildung: Förderoffensive des Landes

•    500.000 € als Ausbildungsunterstützung durch das Bildungskonto des Landes
Über das Bildungskonto des Landes werden 500.000 € für Ausbildungsmaßnahmen im Bereich der Elementarpädagogik, insbesondere für Umsteiger/innen und Quereinsteiger/innen bereitgestellt. Die Details dazu werden gerade erarbeitet. 

•    Förderung innovativer Werbemaßnahmen der Träger zum Employer Branding
Junge Menschen gezielt anzusprechen und für diesen schönen Beruf zu gewinnen, erfordert innovative Werbemaßnahmen. Das Land reserviert 100.000 € für eine Werbekampagne der Dienstgeber, um diese bei ihren Werbemaßnahmen zu unterstützen. 

•    Begleitung beim Berufseinstieg – Plätze im Mentoring-Programm des Landes um das Dreifache aufgestockt
Gerade die ersten Monate im Beruf sind sehr fordernd. Hier wird gezielt gefördert und unterstützt. Das bewährte Mentoringprogramm für Berufsteinsteigerinnen und –einsteiger im Kinderbildungs- und –betreuungswesen wird weiter ausgebaut. Erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen begleiten dabei Berufseinsteigerinnen und –einsteiger im ersten Dienstjahr und teilen wertvolle Erfahrungen mit den Neulingen. Das Elementarpädagogik-Mentoring des Landes wird fix etabliert und in einem ersten Schritt auf 60 Plätze verdreifacht.

2.    Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes und Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen

•    Mehr Vorbereitungszeit für gruppenführende Pädagoginnen und Pädagogen – Land investiert dafür 3 Mio. € und 2.300 Pädagoginnen und Pädagoginnen profitieren davon
In den Krabbelstuben stehen den Vollzeitbeschäftigten drei Stunden gruppenarbeitsfreie Dienstzeit pro Woche zu Verfügung, in Kindergärten und Horten beträgt sie sieben Stunden pro Woche und in heilpädagogischen Einrichtungen 8 Stunden. In dieser Zeit wird unter anderem die Bildungsarbeit vor- und nachbereitet. Außerdem werden administrative Aufgaben erledigt, Gespräche mit Eltern geführt und Fortbildungen absolviert.
 
Bei Teilzeitkräften wurde dieser Zeitwert bisher aliquotiert – also in Relation zum Beschäftigungsausmaß angepasst. Einer 20-Stunden-Kraft in einem Kindergarten blieben also 3,5 Stunden pro Woche für Vor- und Nachbereitung. 
 
Ab dem Arbeitsjahr 2023/24 soll diese Aliquotierung der Vorbereitungszeit für gruppenführende Pädagoginnen und Pädagogen nun entfallen. Den gruppenführenden Pädagoginnen und Pädagogen bleibt damit mehr Zeit für die Vor- und Nachbereitung der Arbeit mit den Kindern. Die dadurch entstehenden Kosten in Höhe von rd. 3 Millionen € pro Jahr werden durch das Land getragen.
 
Von dieser Neuregelung werden mehr als 2.300 Pädagoginnen und Pädagogen profitieren.

•    Sonderurlaubsregelung für Helferinnen 
Das geltende Dienstrecht sieht für Pädagog/innen einen Zusatzurlaub von 10 Tagen pro Jahr vor. Eine zusätzliche Urlaubsregelung wird nunmehr auch für Helfer/innen eingeführt, sodass der jeweilige Dienstgeber (Gemeinden, Städte und private Träger) nunmehr auch für Helfer/innen einen zusätzlichen Sonderurlaub von bis zu 10 Tagen pro Jahr gewähren kann. 

„Durch die neue Sonderregelung können die Dienstgeber (Gemeinden oder private Träger) ab 1. Jänner auch den Kindergartenhelferinnen und Kindergartenhelfern einen Sonderurlaub von bis zu zehn Tagen gewähren. Damit setzen wir einen wichtigen Schritt in Richtung Attraktivierung des Berufsfeldes“, unterstreicht die für Dienstrecht zuständige Gemeinde-Landesrätin Michaela Langer-Weninger. Für Kindergarten-Pädagoginnen und -Pädagogen sieht das geltende Dienstrecht schon jetzt einen Zusatzurlaub von 10 Tagen pro Jahr vor. Mit der vorliegenden Sonderurlaubsregelung schafft das Oö. Gemeinderessort eine wesentliche Verbesserung für Helferinnen und Helfer, die keiner Gesetzesänderung bedarf und deshalb bereits mit Jahresanfang zur Anwendung kommt.

•    Mehr Zeit für die Kinder – Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Evaluierung der administrativen Vorgaben
Im Oktober startet eine Arbeitsgruppe, welche die administrativen Aufgaben einer Kinderbildungs- und –betreuungseinrichtung analysiert. Es geht darum, mögliche Problemfelder in der Praxis zu erkennen und vorhandene bürokratische Aufgaben zu entrümpeln. 

Ziel ist, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten, damit sie sich auf ihre pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren können. 

3.    Maßnahmen zur Verbesserung des Betreuungsschlüssels: Zusätzliches Personal für Integration und Sprachförderung

•    Klares Bekenntnis zur Gruppengröße von 23 Kindern und zur restriktiven Kontrolle bei Überschreitungen in Rechtsträgerverantwortung 

•    500.000 € reserviert das Land für Maßnahmen zur Unterstützung bei jenen Gruppen, die die Gruppengröße von 23 Kindern überschreiten
In betrifft das von in Summe über 2.400 Gruppen rund 70 Gruppen. Diese Maßnahme wird zurzeit noch ausgearbeitet. Geplant ist diese Mittel zur Finanzierung von Personal für diese Gruppen zu verwenden.

•    Bis zu 80 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen für Integration - Land investiert dafür 1 Mio.
Jedes Kind hat die besten Chancen auf ein glückliches Leben verdient. Dazu gehört auch die beste Bildung und Betreuung. In Oberösterreich gilt daher für Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen der Grundsatz der Integration, d. h. es erfolgt die Bildung, Erziehung, Betreuung und Pflege aller Kinder unabhängig von eventuell bestehenden Beeinträchtigungen. 
 
Folgende Maßnahmen werden gesetzt, um für alle Kinder eine qualitätsvolle Bildung, Erziehung und Betreuung sicher zu stellen und das Kindeswohl zu bewahren: 
1.    Reduzierung der Kinderhöchstzahl in den Integrationsgruppen
2.    Begleitung und fachliche Unterstützung durch die Fachberatung für Integration

„Im kommenden Kindergartenjahr werden die Mittel für Assistenzkraftstunden um eine Million Euro aufgestockt. Eine Million Euro bedeutet eine Erhöhung von bis zu 80 Assistenzkräften, die den Kindern mit Beeinträchtigung ihren Alltag erleichtern“, so Bildungsreferentin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander und ergänzt:  „Diese Maßnahme ist ein wichtiger Schritt, umso mehr freut es mich, dass diese bereits in diesem Kindergartenjahr wirksam wird“.

•    Zusätzliche Maßnahmen für die Sprachförderung durch die neue 15a-Vereinbarung
Mit der neuen 15a-Vereinbarung stehen für die Arbeitsjahre 2022/2023 bis 2026/2027 insgesamt rund 100 Mio. € für Ausbau und Sprachförderung für das Bundesland Oberösterreich zur Verfügung (pro Jahr somit rund 20 Mio. €). 

Im Rahmen des Maßnahmenpakets der Dialogtour wird insbesondere in jene Bereiche investiert, die zusätzliches Personal in die Gruppen bringen und damit spürbar in der Qualität wirksam werden:

So werden die Mittel des Bundes und des Landes für Sprachförderung: rd. 6,8 Mio. € jährlich betragen (+2 Mio.) und die Personalkostenzuschüsse um 0,5 Mio. auf rd. 5 Mio. jährlich erhöht. 

„Oberösterreichs Gemeinden bemühen sich ständig, die Angebote in der Kinderbetreuung den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Gemeinden orientieren sich beim Ausbau und der Weiterentwicklung des Angebots am Bedarf der Kinder und den Wünschen der Eltern. Wo dies nicht möglich ist, helfen Gemeinden mit alternativen Angeboten, wie z.B. Tagesmüttern, Kindernestern usw. Mit der heute präsentierten Vereinbarung werden insbesondere die Arbeitsbedingungen für das Personal verbessert. Mehr Zeit für die Vorbereitung, mehr Urlaub für die Helferinnen, weniger Bürokratie, mehr Personal in großen Gruppen, das sind nur einige Beispiele, wo man die die Bedingungen für Pädagoginnen und Helferinnen verbessert“, sagt Johann Hingsamer, Präsident des OÖ. Gemeindebundes. 

Der Bürgermeister der Stadt Linz, Klaus Luger sagt: „Das vorliegende Paket bildet das Machbare ab. Mir ist bewusst, dass manche Wünsche der Gewerkschaften unerfüllt bleiben. Angesichts der Tatsache, dass in den nächsten Jahren die Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwierig bleiben wird, ist eine Reduzierung der Gruppengröße völlig unrealistisch. Aus Sicht der oberösterreichischen Städte ist es entscheidend, die Vollversorgung mit Krabbelstuben und Kindergärten zu gewährleisten. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hängt davon ganz wesentlich ab. Deshalb ist es gut, zusätzliche Ausbildungswege zu erschließen, um unsere Kinder bestmöglich auf die Schule vorzubereiten.“

„Mit dem vorgelegten Paket kommt es zu einer wesentlichen Verbesserung bei den Arbeitsbedingungen. Zukünftig wird es besonders wichtig sein, in der Öffentlichkeit die Vorzüge des Berufsbildes der Kindergartenpädagogik hervorzuheben“, so der Bürgermeister von Wels, Dr. Andreas Rabl. 

„Angesichts der unzureichenden Bundesmittel sind wir auf Länderebene gefordert, Lösungen zu ermöglichen. Die zusätzlichen Mittel des Landes Oberösterreich insbesondere die zugesagten 500.000 Euro zur Finanzierung von Personal für Kindergartengruppen mit mehr als 23 Kindern sind ein erster Schritt zur Entlastung“, sagt Christian Jedinger, Landesvorsitzender der younion

„Das präsentierte Gesamtpaket ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es braucht jedoch noch weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten“, sagt Wolfgang Gerstmayer, Geschäftsführer Gewerkschaft GPA.

 

Bilder zum Download

Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander sitzt mit zwei kleinen Kindern in einem Spielzimmer Quelle: Land /Tina Gerstmair, Verwendung mit Quellenangabe (1,44 MB).

Bildtext: Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander