Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 22.9.2022)
In Temelín soll bis zum Jahr 2032 der erste kleine modulare Reaktor in Tschechien entstehen.
Tschechien verkündet bei der gestern und heute stattfindenden Konferenz der Partner-Regionen des Südböhmischen Kreises große Atompläne. Unter Teilnahme von Premierminister Petr Fiala und dem südböhmischen Kreishauptmann Martin Kuba wurde in Hluboka nad Vltavou – unweit des AKW Temelín – der Vertrag über die Gründung der Gesellschaft South Bohemian Nuclear Park unterzeichnet. Laut Premierminister Fiala sollen damit die Sicherheit und Unabhängigkeit der tschechischen Energiewirtschaft gestärkt werden, die durch den Krieg in der Ukraine gefährdet sind.
Hauptaufgabe dieser Gesellschaft ist die Errichtung des ersten kleinen modularen Reaktors (SMR) in der Tschechischen Republik am Gelände des AKW Temelín bis zum Jahr 2032. Schon nächstes Jahr will man die Bewilligungs-, und Lizenzierungsdokumentation starten. Laut Daniel Benes, Vorstand des Atom-Betreibers CEZ, erwarte man sich Synergien bei der Planung, bei Bau und Betrieb des Klein-Reaktors, da man mittelfristig auch den Bau von zwei weiteren Standard-Blöcken in Temelín vorbereite. Über Investoren wurde noch nicht entschieden, die CEZ–Gruppe unterzeichnete bisher Übereinkommen mit nahezu allen führenden Atomtechnologie-Unternehmen.
„Tschechien agiert, als würde der Beschuss der ukrainischen AKW nicht Realität sein. Als würden die gefährlichen Schrottreaktoren in Frankreich, die Mängel, Kostenüberschreitungen und Jahrzehnte lange Bauzeiten nicht existieren. Man argumentiert mit Unabhängigkeit, und doch erhalten russische Flugzeuge Sondergenehmigungen, um Brennstäbe nach Tschechien zu transportieren. Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes und vermeintlich kleiner Reaktoren versucht die Atomlobby erneut alles,um den Blick auf die Realität zu verblenden. Doch so ein ´kleiner Reaktor´ ist nahezu so groß wie die aktuell laufenden Reaktoren in Dukovany“, erklärt Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Kreishauptmann Kuba will die südböhmische Region zur technologischen Speersitze der Atomtechnologie ausbauen. Neben dem Pilotreaktor sollen Forschungs,- Schulungs-, und Serviceeinrichtungen entstehen. Seine Zukunftsvision sind modulare Reaktoren in jeder größeren Stadt in Tschechien. Im Jahr 2023 soll es zur Auswahl von zwei bis drei weitere Standorten kommen und eine Machbarkeitsstudie ausgearbeitet werden. Ein weiterer Standort in Südböhmen wird gesucht.
„Diese Pläne in Temelin erhöhen die Gefahr für Oberösterreich und wir müssen uns vehement dagegenstemmen. Diese Reaktoren existieren bisher nur auf dem Papier, sie werden Prototypen sein. Oberösterreich wird sicher nicht tatenlos dabei zusehen, wenn unsere nördlichen Nachbarn ein Kernkraft-Experiment vor unserer Haustüre durchführen“, kündigt Stefan Kaineder Widerstand gegen die tschechischen Pläne zum Ausbau der Atomkraft an.