Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 6.10.2022)
In einer im Dezember 2021 im Auftrag des Sozialministeriums vorgelegten Kinderkostenanalyse wurde statistisch erhoben, was Kinder tatsächlich kosten. Die Studie stellt einen wichtigen Gradmesser der finanziellen Belastung von Familien dar und hat, wie befürchtet, akuten Handlungsbedarf aufgezeigt. Durch die aktuelle Teuerungswelle hat der Druck auf die Familien und Alleinerziehenden in den vergangenen Monaten noch weiter zugenommen. Besonders Alleinerziehende und Geringverdienende werden im aktuellen System benachteiligt, also gerade jene Gruppen, die am meisten Unterstützung benötigen.
„Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt und es ist für mich ein Skandal, dass immer mehr Kinder trotzdem in Armut leben. Armut ist kein Schicksal, sondern sie ist die Folge politischer Entscheidungen. Diese lassen sich ändern und müssen sich jetzt ändern, denn für Armutsbetroffene sind die aktuellen Teuerungen – ihre sozialen Auswirkungen sind in dieser Studie noch gar nicht abgebildet - mittlerweile zu einer echten Existenzbedrohung geworden“, sagt Kinderschutz-Landesrätin Birgit Gerstorfer. „Daher werde ich bei der morgigen Landes-Kinder- und Jugendhilfereferent/innenkonferenz einen entsprechenden Antrag einbringen und gemeinsam werden wir die Bundesregierung erneut ersuchen, ein Modell einer nachhaltigen Kindergrundsicherung zu erarbeiten.”
Laut Statistik müssen Haushalte mit zwei Erwachsenen und einem Kind ein um 11% höheres Einkommen realisieren als ein Vergleichshaushalt ohne Kinder, um das gleiche Wohlstandsniveau zu erreichen. Im Schnitt betragen in einem Zwei-Erwachsenenhaushalt die Kinderkosten pro Kind 494 Euro monatlich. Für Alleinerziehende ist die Situation besonders prekär, ihnen kostet ein Kind pro Monat im Verhältnis noch mehr. Beinahe jeder zweite Alleinerzieher/innen-Haushalt ist armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Nicht nur Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Wohnen, Energie und Lebensmittel, sondern auch für notwendige Gesundheitsvorsorge, Schulausstattung und sogar die tägliche Schuljause werden für immer mehr Eltern unleistbar.
“Eine Kindergrundsicherung würde einen Großteil der Kinder aus der Armut befreien und den Spielraum für armutsbetroffene Familien auch in Zeiten der Inflation deutlich erhöhen. Sie ist damit ein Schutzschild vor Teuerungswellen, das Armutsbetroffene gerade dringend bräuchten. Die Volkshilfe Österreich hat bereits großartige Vorschläge zur Umsetzung einer Kindergrundsicherung präsentiert und ich frage mich, worauf wartet die Bundesregierung noch?”, so Birgit Gerstorfer.
Link zur Kinderkostenstudie: https://www.sozialministerium.at/dam/jcr:817f83a8-89a2-49bf-a927-a738d7a8900d/Kinderkostenanalyse2021_Endbericht_Kurzversion.pdf
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