Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 11.11.2022)
Der heißeste Oktober seit Beginn der Messgeschichte liegt gerade hinter uns, genauso wie der größte Gletscherschwund am Dachstein mit sechs Prozent Massenverlust in einem einzigen Jahr. Es sind die Zeugnisse, dass die Menschheit mit Vollgas auf eine Klimakatastrophe zusteuert. Mit dem derzeitigen Pfand und ohne Trendumkehr, rechnen Klimaexpert/innen im Bericht des Weltklimarates vor, ist eine globale Erwärmung von fünf Grad Celsius bis 2100 die Konsequenz. Bedenkt man, mit welchen Auswirkungen bereits heute bei 1,2 Grad Celsius zu kämpfen ist, ist eine Welt mit fünf Grad Celsius Erwärmung schwer vorstellbar. Flut- und Brandkatastrophen sowie desaströse Hitze- und Dürreperioden mit Millionen von Toten erwartet auch der Weltklimarat. Leider ist dieses Szenario aber bei Betrachtung der Entwicklung des Treibhausgasausstoßes nicht sehr unwahrscheinlich. Weltweit steigen die fossilen CO2-Emissionen noch weiter, wie auch der neue Bericht des „Global Carbon Project“ aufzeigt. Mit 36,6 Milliarden Tonnen CO2 prognostiziert, wurden innerhalb eines Jahres noch nie mehr Treibhausgase ausgestoßen.
Auch in Oberösterreich wurde nach einem signifikanterem Rückgang 2020 – im Wesentlichen auf die COVID-Maßnahmen zurückzuführen – im Jahr 2021 wieder ein Anstieg von sechs Prozent an THG Emissionen gemessen, wie der gerade veröffentlichte „Now Cast“ zur Bundesländer Schadstoff-Inventur ausweist. Wobei national ein Anstieg von nur 4,8 Prozent zu verzeichnen war. Zurückgeführt wird der höhere Anstieg in OÖ auf die im Jahr 2021 deutlich erhöhte Stahlproduktion. „Diese Daten machen einmal mehr klar, wo wir die Hebel im Klimaschutz ansetzen müssen. Die voestalpine geht bereits mit innovativen Projekten voran, um die Stahlerzeugung klimaneutral zu machen. Dazu läuft auch gerade ein UVP-Verfahren zur Errichtung einer Starkstromleitung zu Oberösterreichs größten Industriebetrieb. 2027 soll der erste Stahl mit Lichtbogentechnologie in Linz erzeugt werden. Damit dies möglich sein kann, brauchen wir eine Genehmigung in Lichtgeschwindigkeit. Unsere Mitarbeiter/innen in der UVP-Behörde arbeiten mit größtem Engagement daran. Für dieses Verfahren habe ich absolute Priorität ausgerufen.“
Die Bilanz zeigt aber generell, dass weder bundesweit noch im Land Oberösterreich eine wesentliche Reduktion klimaschädlicher Gase seit 1990 gelungen ist. So zeigt sich etwa im Sektor Verkehr sogar eine Zunahme von rund 65 Prozent an Treibhausgasemissionen in Oberösterreich. „Diese Zahlen sind Zeugnis einer völlig verkehrten Verkehrspolitik in den vergangenen 30 Jahren. Dem Klima wird mit immer noch mehr Straßen kein guter Dienst erwiesen. So gesehen brauchen, wir im Verkehr schleunigst eine Trendwende. Dabei spielt der Umstieg auf E-Mobilität eine immer größere Rolle“, meint Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder
Allerdings gibt es in der Bilanz zumindest auch positive Trends. So konnte zumindest in den Sektoren Gebäude (minus 36 Prozent), Energie (minus 60 Prozent), Abfallwirtschaft (minus 25 Prozent) und Landwirtschaft (minus 15 Prozent) seit 1990 eine Reduktion der Treibhausgase erreicht werden.
„Der oberösterreichische Weg zur Klimaneutralität ist derzeit aber noch mit großen Steinen versperrt. Der schleppende Ausbau an Erneuerbaren wird damit auch zur Gefahr für eine positive wirtschaftliche Entwicklung in Oberösterreich. Ein engagierter Ausbau der Windkraft fehlt komplett, aber auch das Ermöglichen von notwendigen großen Freiflächen-PV-Anlagen scheint noch in weiter Ferne. Auch der Bau von ausgleichenden Pumpspeicherkraftwerken ist bisher noch nicht angegangen worden und es fehlen die Pläne zur Nutzung des großen Potenzials von Geothermie. Einzig Private und Unternehmen nutzen derzeit die günstige Förderkulisse durch die Bundesregierung zu einem Rekordausbau an PV-Anlagen in diesem Land“, stellt Kaineder fest.