Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 29.11.2022)
In einer aktuellen WWF-Umfrage sehen 82 Prozent der Befragten, dass die Politik zu wenig gegen den massiven Bodenverbrauch unternimmt. Auch in Oberösterreich bleibt der Verlust unserer wertvollen Böden auf dramatisch hohem Niveau. Immer mehr Acker- und Grünflächen werden zu Bauland, doch unsere Böden sind extrem wertvoll und lebenswichtig. Von den täglich verbauten Flächen wird knapp die Hälfte versiegelt. Der Flächenfraß in Österreich wächst schneller als die Bevölkerung. Während die Bevölkerung in 20 Jahren um 10,4 Prozent zunahm, stieg die Flächeninanspruchnahme um 27 Prozent. Siedlungs- und Verkehrsflächen entstehen überwiegend dort, wo weder Bevölkerung noch Wirtschaft stark wächst. Mit dem Raubbau an unseren besten Böden gefährden wir unsere Ernährungssicherheit, denn bereits jede dritte in Österreich konsumierte Kalorie ist importiert. Mit 11,5 ha täglich, verbraucht Österreich pro Kopf doppelt so viel Boden wie Deutschland.
Die Fläche der Einkaufszentren hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt und mit 1,66 Quadratmetern Verkaufsfläche pro Kopf sind wir Europameister. Pro Oberösterreicher/in sind bereits knapp 300 Quadratmeter versiegelt. Dazu Umwelt- und Klimaschutz-Landesrat Stefan Kaineder: „Über zwei Hektar Land – etwa drei Fußballfelder – werden in Oberösterreich tagtäglich verbraucht. In den letzten 25 Jahren verlor Österreich durch Verbauung 150.000 Hektar Äcker und Wiesen. Das entspricht der gesamten Agrarfläche des Burgenlands. Klarer kann nicht aufgezeigt werden, dass es dringend ein effektives Gegensteuern und eine verantwortungsvolle Bodenpolitik braucht“.
Ein trauriges Beispiel wie in Oberösterreich mit der wertvollen Ressource Boden umgegangen wird, zeigt auch die Waldvernichtung zur Errichtung eines Betriebsbaugebietes in Ohlsdorf, die sich nun bald jährt. „Vor allem in Oberösterreich werden weiter die fruchtbarsten Äcker zubetoniert, gesunde Wälder geschlägert und die Ortszentren sterben weiter ihren stillen Tod. Wir müssen uns daher auf Landesebene Gedanken machen, wie wir dieser dramatischen Entwicklung Einhalt gebieten können“, verweist Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder auch auf die enormen Baulandreserven in Oberösterreich, die mit 12.000 Hektar so groß wie die bebaute Fläche Wiens sind.
Mit dem Vorschlag von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zur Novelle des Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes soll der dringend notwendigen Reduktion der Bodenversiegelung und des Flächenverbrauchs nähergekommen werden. Im neuen Gesetz wird Flächenverbrauch bei Gewerbeparks, Chalet-Dörfern und Einkaufszentren ein zentrales Genehmigungskriterium werden.
Um die Zielvorgaben im Bodenverbrauch erreichen zu können, bräuchte es aber auch eine konsequente Raumordnungsgesetzgebung in den Ländern. „Nur mit einem klaren quantitativen Ziel, kraftvollem Regelwerk und konsequentem Vorgehen können wir den Bodenverbrauch auch in Oberösterreich stoppen“, ist sich Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder sicher.