Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 24.5.2023)
„Das Thema PFAS im Trinkwasser beschäftigt uns seit einigen Monaten intensiv. Die transparente Information der Öffentlichkeit über die Verunreinigung, das umgehende Einleiten von Maßnahmen und die Ursachenermittlung waren und sind ein Kernanliegen meines Ressorts. Daher möchte ich über den aktuellen Stand zur möglichen Ursache des durch PFAS-Chemikalien kontaminierten Trinkwassers in den Gemeinden Leonding, Pasching und Hörsching Auskunft geben“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Umfangreiche Gewässer- und Bodenprobungen wurden veranlasst:
Im Zuge der Ursachenermittlung zur PFAS-Verunreinigung im Bereich Linz-Land wurden bisher umfassende Grundwasserbeprobungen an insgesamt rund 80 Grundwasser- Messstellen wie Hausbrunnen, Betriebsbrunnen, Grundwassersonden und Trinkwasserversorgungsbrunnen in den betroffenen Gemeinden durchgeführt. Zusätzlich erfolgten auch Untersuchungen an Bodenproben sowie Beprobungen von Oberflächengewässern. Als weiterer wesentlicher Beitrag zur Ursachenerhebung erfolgte dabei auch die Ermittlung der konkreten Grundwasserströmungsverhältnisse im Untersuchungsgebiet.
Drei konkrete Verdachtsbereiche im Zusammenhang mit dem Einsatz von Löschmitteln
Zusammenfassend konnten basierend auf der nachgewiesenen räumlichen Verteilung der PFAS im Grundwasser sowie der chemischen Verteilung der analytisch nachgewiesenen Einzelsubstanzen drei konkrete Verdachtsbereiche verifiziert werden. Die Verdachtsbereiche stehen dabei in Zusammenhang mit dem Einsatz unterschiedlicher Löschmittel.
Einerseits handelt es sich dabei um den Einsatz von PFAS-haltigen Löschmitteln am Löschübungsplatz des Flughafens Linz-Hörsching und andererseits um den Einsatz bei einem Brandereignis am Areal der ehemaligen AVE an der Flughafenstraße in Hörsching im Jahr 2019.
Erhöhte PFAS-Konzentrationen konnten im Grundwasserabstrom dieser Bereiche analytisch nachgewiesen werden, wobei anhand des vorhandenen Messstellennetzes nicht aufgelöst werden kann, auf welchen Standort die Verunreinigung letztendlich zurückzuführen ist. Es kommen daher auch beide in Betracht. Eine Ausbreitung von PFAS ausgehend von diesen beiden Verdachtsbereichen ist entgegen eines zuvor vorliegenden, weniger aufgelösten Grundwasserströmungsmodells - auf Basis der neuen Erkenntnisse zu den Grundwasser-Strömungsverhältnissen - auch in Richtung Staudach bzw. Felling und St. Isidor plausibel.
„Seit Jahrzehnten sind Per- und Polyfluoralkylsubstanzen, kurz PFAS, in allen möglichen Industrieprozessen und in unzähligen Produkten im Einsatz – wie Textilien, Skiwachsen, Pestiziden aber auch in Kosmetika und vielen anderen alltäglichen Waren. Aber auch in Schaummitteln zur Brandbekämpfung. Für gewisse Brandarten war die Verwendung fluorhaltiger Schaummittel gar vorgeschrieben. Erst seit kurzer Zeit sind negative Umwelt- und auch Gesundheitsauswirkungen dieser Chemikalien klar“, verweist Kaineder auch darauf, dass keinerlei schuldhafte Handlungen stattgefunden haben, wie die ersten Untersuchungsergebnisse zeigen.
Weiters liefern Bodenproben vom Areal der Freiwilligen Feuerwehr Pasching Hinweise auf einen PFAS-Eintrag durch Löschübungen in den Boden. Ob bzw. in welchen Konzentrationen PFAS dabei in das Grundwasser gelangt sein können und ob es damit zu einer Überlagerung mit der Verunreinigung ausgehend von beiden oben genannten Bereichen kam, ist auf Basis des vorhandenen Messstellennetzes jedoch nocht nicht zu beantworten.
Beschränkungen zum Einsatz einzelner PFAS- Löschschäume sind bereits in Kraft bzw. kurz vor In-Kraft-Treten. Das frühzeitige Ersetzen der PFAS-haltigen Löschschäume durch fluorfreie Löschschäume und die damit einhergehende Entsorgung von alten Löschschäumen ist zur Vermeidung von Umweltbelastungen unumgänglich. Die Oö. Landesregierung hat daher kürzlich dem Landesfeuerwehrkommando OÖ eine einmalige Unterstützung für die fachgerechte und umweltfreundliche Entsorgung von fluorhaltigem Schaummitteln gewährt.
Weitere Untersuchungen veranlasst
Um die Verunreinigungen einzelnen konkreten Verursachern zuordnen zu können, ist es im Zuge der Ursachenermittlung notwendig, Detailuntersuchungen an den genannten Standorten durchzuführen. Insbesondere im Bereich der Verdachtsbereiche Flughafen Linz-Hörsching und Brandereignis AVE ist dazu eine bessere räumliche Auflösung notwendig. Die konkreten Maßnahmen umfassen daher
- die Errichtung zusätzlicher Grundwassermessstellen an allen drei Verdachtsstandorten sowie entlang des Staudacher Baches, um eine etwaige Beeinträchtigung des Grundwassers verifizieren zu können
- Untersuchungen (Kamerabefahrung) eines Kanalsystems am Areal des Flughafens Linz-Hörsching
- Durchführung weiterer Grundwasser- sowie Bodenprobenahmen
- Durchführung von Kurzzeitpumpversuchen
Diese Daten sollen zudem auch Grundlagen liefern, um für nachfolgende Maßnahmensetzung konkrete Emissionswege beschreiben zu können.
Im betroffenen Bereich läuft ein regelmäßiges Monitoring
Neben der Ursachenermittlung ist auch ein regelmäßiges Monitoring von ca. 20 repräsentativen Grundwassermessstellen im betroffenen Bereich seit März 2023 im Laufen. Aufgrund dieser regelmäßigen Messdaten soll ermittelt werden, ob es zu einer weiteren Ausbreitung der nachgewiesenen PFAS kommt, oder ob bereits eine Stabilisierung der Ausbreitung vorliegt.