Landeskorrespondenz
(Presseaussendung vom 3.11.2023)
Am 5. November 1978 haben die Österreicher/innen mit hauchdünner Mehrheit für ein Nein zu Zwentendorf gestimmt und damit die Atomkraft in Österreich endgültig gestoppt. Ein historischer Erfolg für Österreichs Antiatom-Bewegung und ein beispielloser Einsatz der Zivilgesellschaft. Besonders in Oberösterreich, denn auch in St. Pantaleon, nur 30 km von Linz entfernt, sollte eines von insgesamt sieben geplanten AKW errichtet werden. Obwohl die Baugründe schon verkauft und Bauernhöfe schon geschliffen waren, konnte das Vorhaben gestoppt werden.
LR Kaineder: „Wir sind den engagierten Aktivistinnen und Aktivisten damals und heute zu großem Dank verpflichtet, für ihre Ausdauer, Hartnäckigkeit und den Einsatz auch bei starkem Gegenwind der Atom-Lobby. Denn sie haben uns kein atomares Erbe hinterlassen, keinen maroden Altreaktor, der die Bevölkerung gefährden würde, und auch keine tausenden Tonnen von hochradioaktiven Atommüll, den wir für die nächsten 30.000 Generationen sicher einlagern müssten.“
Während Deutschland im heurigen Frühjahr die letzten AKW abgeschaltet hat, baut Tschechien weiterhin auf eine „strahlende Zukunft“. Kürzlich endete die Frist zur Angebotslegung für den Bau neuer AKW-Blöcke am Standort Dukovany, drei Bieter haben eingereicht: das nordamerikanische Unternehmen Westinghouse, der französische Staatskonzern EDF und das halbstaatliche südkoreanische Unternehmen KNHP. Im kommenden Jahr soll die Entscheidung fallen, geplante Bauzeit 2029 bis 2036. Erwartet wird auch die Neuauflage des Tschechischen Energiekonzepts, das Planungen für zwei weitere Blöcke am Standort Temelín und mehrere sogenannte Small Modular Reactors (SMR) enthalten soll.
„Wurde damals in den 1970er Jahren von der Atomlobby mit dem Ausgehen der Lichter und dem Rückfall in die wirtschaftliche Steinzeit gedroht, so wird heute der Mythos Atomkraft für den Klimaschutz propagiert. Doch die Energiewende kann und wird nur mit Erneuerbaren Energien gelingen. Atomkraft ist nicht nur zu gefährlich, sondern kostet auch zu viel und dauert zu lange, bis sie verfügbar ist. In Tschechien wird heuer die Leistung von einem Block des AKW Temelin an Sonnenstrom zugebaut, und der PV-Boom schreitet zügig voran. Es ist Zeit, dass die tschechische Regierung endlich den atomaren Irrweg verlässt und nicht riskiert, teuren Atomstrom für Jahrzehnte auf Kosten der Bürger:innen subventionieren zu müssen. Für Österreich heißt Antiatom-Politik konsequentes Arbeiten an 100 Prozent erneuerbarem Strom bis 2030, denn echte Unabhängigkeit schaffen wir nur mit Erneuerbaren“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Dies wird auch von einer aktuell veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bestätigt. Für die Studie wurden 2.800 Klimaszenarien analysiert, mit dem klaren Ergebnis, dass diese seit Jahrzehnten von einem stark überzogenen Anstieg von Atomkraftkapazitäten ausgehen und den ökonomischen als auch technischen Realitäten widersprechen. So müssten für die optimistischen Szenarien in den nächsten zehn Jahren mehr AKW gebaut werden als weltweit aktuell am Netz sind, was sich als völlig unrealistisch darstellt. Laut Studie besteht die Gefahr, dass massiv in Atomtechnologie investiert wird, obwohl andere Technologien rentabler und risikoärmer sind. Dieser Widerspruch wird als Atomenergie-Szenarien-Paradox bezeichnet und mit institutionellen und geopolitischen Faktoren erklärt. Unter anderem auch mit der engen Verbindung zwischen militärischer und ziviler Atomkraftnutzung und der Selbsterhaltung der Atomwirtschaft und den verbundenen Organisationen.
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Quelle: Land OÖ/Werner Dedl, Verwendung mit Quellenangabe (1,60 MB).
Bildtext: „Zu gefährlich, zu teuer, zu langsam“, kommentiert LR Kaineder die Bestrebungen nach mehr Atomkraft als Beitrag zur Klimawende.