Countdown
bis zum Öffnen der Zeitkapsel am 21. August 2123 12:30 Uhr
Quelle: Miguel Aguirre@stock.adobe.com
Quelle: ©Miguel Aguirre - stock.adobe.com
Seit Jahrtausenden versucht die Menschheit Informationen über ihre jeweilige Gegenwart an künftige Generationen zu überliefern. Dafür entwickelte sie eine eigene Kulturtechnik – das Anlegen und die fachgerechte Betreuung von Archiven. Bislang kamen den Archivar:innen über die Jahrhunderte die vergleichsweise hohe Beständigkeit der beschriebenen Materialien wie Pergament oder (hochwertiges) Papier bei ihren Bemühungen zum Erhalt von Informationen entgegen. Die zunehmende Digitalisierung des Lebens seit dem Ende des 20. Jahrhunderts stellt die Archivwelt aber vor völlig neue Herausforderungen. Es muss gelingen, die nunmehr „flüchtige“ Informationen aus Nullen und Einsen für alle lesbar zu halten, auch wenn ihre Träger und Formate dem raschen technologischen Wandel folgend, immer schneller ausgetauscht werden und verschwinden.
Das Land Oberösterreich mit seinem Landesarchiv hat sich dieser Herausforderung gestellt und mit 14.12.2022 die erste digitale Archivierung durchgeführt. Sie umfasste eine digitale Botschaft an die Zukunft – eine „digitale Zeitkapsel“. Dieselbe Botschaft wurde auf einer hochwertige Spezialfestplatte gespeichert. Beide Zeitkapseln liegen gut verborgen, die eine die nächsten 100 Jahre fachkundig betreut von Archivar:innen in den Tiefen der digitalen Speicher des Oö. Landesarchivs, die andere sich selbst überlassen in einer Skulptur im Linzer Landhaus. Zwei Modelle stehen einander gegenüber: Zeitkapseln, deren Erhalt und Öffnung immer schon dem Zufall überlassen wurden und Archive, die tagtäglich am Erhalt der ihnen anvertrauten Informationen arbeiten. Werden beide Botschaften die Zeiten überdauern?
Die Zeitkapsel-Skulptur wurde auf Einladung des Landes Oberösterreich von der Künstlerin Gabriele Berger gestaltet und soll den Prozess der Digitalisierung im öffentlichen Raum sichtbar machen. Im Mittelpunkt des künstlerischen Konzepts steht die Festplatte. Sie ist Anlass und Ausgangspunkt der Formgebung. Als Material wählte die Künstlerin Mühlviertler Granitgestein aus dem Steinbruch in Aigen/Schlägl, den sie händisch bearbeitete. Das Objekt besteht aus zwei separaten Stein-Büchsen, die – wie eine Matrjoschka-Puppe –ineinander verschachtelt sind. Anders als der, teilweise bearbeitete und teilweise natürlich belassene Stein der äußeren Schachtel, ist die Oberfläche der innenliegenden, zweiten Schachtel gänzlich glatt. Dieser Innenteil ist für Betrachtenden unsichtbar. Die Festplatte wird dadurch in doppelter Weise von Stein umschlossen.
Gabriele Berger schreibt über ihr Werk:
Kreuzweise verschränkt,
Schachtel in Schachtel in Schachtel,
Schachtel aus Stein, Granit, Urgestein:
Er birgt in sich das Menschsein, das Dasein,
von Verändern und Fortschreiten geprägt.
Mensch und Natur und Technologie,
verschachtelt im Block:
Eine Sammelbüchse von Spuren der Zeit im Raum.
Die "Digitale Zeitkapsel" ist ein Kooperationsprojekt von Oö. Landesarchiv, Abteilung Kultur, Abteilung Präsidium und Abteilung Trends und Innovation mit Unterstützung von Abteilung IT und Abteilung Kommunikation und Medien .