Bis 2035 müssen 65 % der Siedlungsabfälle entweder recycelt oder für die Wiederverwendung vorbereitet werden. Die getrennte Erfassung von biogenen Abfällen kann zu diesem Ziel maßgeblich beitragen (Umweltbundesamt, 2020).
Einerseits soll der Anteil biogener Abfälle im Restabfall möglichst stark reduziert werden, andererseits sollen die Sammelmengen für die biologische Verwertung gesteigert werden. Für die Erfassung biogener Abfälle hat sich in Österreich die Sammlung über die Biotonne etabliert. Dadurch kann eine entsprechende Verwertung dieser Abfälle zu hochwertigem Kompost oder Biogas bewerkstelligt werden. Die Qualität der gesammelten Abfälle ist dabei ausschlaggebend für die Qualität des Endprodukts. Optimierungspotentiale in der Erfassung sollen durch Bioabfallanalysen identifiziert und mittels geeigneter abgeleiteter Maßnahmen in weiterer Folge ausgeschöpft werden.
Bestehende Methodenvorschriften zur Analyse der Bioabfallzusammensetzung, allen voran jene der Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. zur Chargen- und Gebietsanalyse (BGK, 2018a; BGK, 2018b), geben keine Anhaltspunkte, welche Genauigkeit einer Fraktion (z.B. Störstoffe) mit einer bestimmten Probenmasse (bzw. -anzahl) erreichbar ist. Vice versa ist die erforderliche Probenmasse bei einer einzuhaltenden Genauigkeit nicht ermittelbar. Auf dieser Basis ist nicht einschätzbar, welche Aussagekraft bzw. Unsicherheiten z.B. Bioabfallanalysen zur Störstoffbestimmung mit z.B. 50, 500 oder 2.000 Kilogramm Probenmasse aufweisen.
Sowohl für Betreiber von Kompost- oder Biogasanlagen, als auch für Kommunen und andere abfallwirtschaftliche Akteure besteht Bedarf an einheitlichen und – im Sinne von Aufwand (v.a. Probenanzahl, und -masse) und Informationsgewinn (Genauigkeit) – effizienten Analysevorschriften.
Das Institut für Abfallwirtschaft an der Universität für Bodenkultur (ABF-BOKU) wurde 2019 vom Oberösterreichischen Landesabfallverband sowie seinen Konsortialpartnern beauftragt, eine Voruntersuchung in zwei oberösterreichischen Städten durchzuführen, um darauf aufbauend in weiterer Folge einen Leitfaden zur einheitlichen Charakterisierung der Bioabfallzusammensetzung zu entwickeln. Die Erarbeitung der inhaltlichen und insbesondere technischen Fragestellungen erfolgte in Abstimmung mit dem Auftraggeberkonsortium sowie mit fachlicher Unterstützung von den Abfalltechnikern Gerhard Fritz (FHA - Gesellschaft für chemisch-technische Analytik GmbH) und DI Philipp Hietler (pulswerk GmbH).
Dieser Leitfaden stellt eine Empfehlung für die Planung, Durchführung und Auswertung zukünftiger Bioabfallanalysen dar.