Die Quagga-Muschel (Dreissena rostriformis bugensis) ist eine nahe Verwandte der Zebramuschel, die zur Familie der Dreikantmuscheln gehört. Ursprünglich waren sie in Zuflüssen (Bug, Dnepr) des Schwarzen Meeres verbreitet, nun treten sie in Europa und Nordamerika als Neozoen auf. Die Muscheln heften sich auf Hartsubstrat, meist an Steinen und Holzteilen, fest. Im Gegensatz zur Zebramuschel kann die Quagga-Muschel auch feines Sediment recht erfolgreich besiedeln. In die neuen Besiedlungsgebiete wurden sie durch Schiffs- und Bootsverkehr verschleppt. Zum einen als Aufwuchs am Rumpf von Booten, zum anderen auch über im Ballastwasser, Kühlwasser und Bilgenwasser lebend transportierte Larven.
Das Einwandern der Muschel hat negative Folgen für Infrastruktur, Ökologie und den Menschen: So werden etwa Rohre und Filter von Wasserversorgungs-anlagen verstopft und durch die ökologischen Veränderungen kann es zu geringeren Fangquoten in der Fischerei kommen. Die Quagga-Muschel entzieht dem Wasser Algen, die dann den Planktontieren fehlen, von denen sich Fische ernähren. Nicht zuletzt ist diese Muschel auch für Badegäste eine Gefahr, weil man sich an ihren scharfen Kanten leicht schneiden kann.
"Wichtig ist es nun zu informieren und zu sensibilisieren, um ein weiteres Ausbreiten der Quagga-Muschel möglichst zu verhindern. Hier sind all jene gefordert, die Boot-, Segel, Angel- oder Tauchequipment in verschiedenen Seen nutzen. Sie sollen dieses Equipment genau kontrollieren und sauber reinigen, um ein Einwandern der Muschel in den nicht befallenen Seen unterbinden zu können", so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Quagga-Muschel seit 2022 in oö. Seen und Flüssen nachgewiesen
Im Sommer 2022 wurden Warnungen aus der Schweiz, Deutschland und Vorarlberg an die BHs in Oberösterreich weitergegeben. Kurz danach wurden die ersten Besiedelungen im Traun- und Attersee festgestellt. Im Rahmen des Biologischen Untersuchungsprogrammes (BUP) wurden von der Abteilung Wasserwirtschaft 2019 noch keine Quagga-Muscheln festgestellt. Aufgrund der Größe der Schalen, den Meldungen und den vorliegenden Untersuchungen dürfte die Besiedlung von Attersee und Traunsee etwa im Jahr 2020 erfolgt sein, in der Traun gab es 2022 die ersten Funde. Um über das Vorkommen einen Überblick zu bekommen, wurde im Juni 2023 ein Monitoring mittels e-DNA an 23 oberösterreichischen Seen durchgeführt.
In Oberösterreich nachweislich mit Quagga-Muscheln besiedelt sind der
- Attersee
- Traunsee
- Mondsee
- und der Feldkirchner Badesee.
- Auch in den Flüssen Donau, Traun und Ager konnten bereits Vorkommen nachgewiesen werden.
An folgenden Seen wurden im Juni 2023 noch keine Quagga-Muscheln festgestellt: Vorderer und Hinterer Langbathsee, Offensee, Vorderer Gosausee, Hallstättersee, Nussensee, Schwarzensee, Wolfgangsee, Laudachsee, Gleinkersee, Almsee, Irrsee, Imsee, Höllerersee, Holzöstersee, Heratinger See, Seeleitensee, Wildenauer Badesee, Badesee Oedt-Traun.
Um die Verbreitung einzudämmen, wird empfohlen (siehe dazu auch Infoblatt):
Genau kontrollieren, dass keine Rückstände von Schlamm, Pflanzenmaterial oder Tieren an Bootsrumpf, Anker, Tauen, Sport- und Fischereiausrüstung zurückbleiben.
Boot, Sport- und Fischereiausrüstung gründlich mit sauberem Wasser reinigen. Wenn möglich heißes Wasser (≥ 45°C) und einen Hockdruckreiniger verwenden. Das ablaufende Schmutzwasser soll dabei nicht in andere Gewässer gelangen.
Bei Booten Bilge und sonstige wassergefüllte Behältnisse vollständig am Ursprungsgewässer leeren. Boot und Ausrüstung vollständig für mindestens vier Tage trocknen, bevor man in ein anderes Gewässer wechselt.
Ausbreitungs-Dynamik
Nach einer Studie der Universität Konstanz am Bodensee von Anfang 2024 wird die Quagga-Muschel-Masse pro Quadratmeter in Bodensee, Genfer See und Bielersee bis 2045 voraussichtlich um das Neun- bis Zwanzigfache zunehmen, vor allem im Zug einer stärkeren Besiedlung der tieferen See-Bereiche, was zu großen Veränderungen im Ökosystem führen könne; die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) wiederum nahm dort an, dass man am Bodensee ca. 2040 den gleichen Status wie im US-amerikanischen Lake Michigan erreichen werde, wo die Muschel mittlerweile 90 % der Biomasse ausmache – der Verlauf der Ausbreitung sei bislang in beiden Seen ähnlich.
Laut Experten kann die Ausbreitungs-Dynamik aufgrund der Invasivität der Muscheln in bereits betroffenen Seen nicht mehr aufgehalten werden.
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