Leitstrukturen
- Durch die nahezu durchgängige Bewaldung werden weite Wanderungen von Wald- und Waldrandarten möglich.
- Wegen ihrer unausgeprägten Gliederung und Armut an Laubbäumen ist die Bedeutung der Waldränder als Leitlinien eher gering einzuschätzen.
- Die westliche Grenze des Oberen Weilhartsforstes grenzt direkt an die naturnah bewaldete Salzachleiten an. Hier kommt es im Weilhartsforst zu einem deutlichen Anstieg insbesondere von Vogelarten.
- Als eine besondere Form von „Leitstrukturen“ sind die die Raumeinheit durchquerenden Straßen und Forststraßen zu identifizieren. Nur entlang dieser Straßen können sich lichtliebende und standörtlich vom einheitlichen Waldboden differenzierte Pflanzen- und Tierarten ausbreiten.
Lebensraumtypen
- Hainbuchenwälder und Buchenwälder sowie andere naturnahe Waldtypen:
Sind nur kleinräumig und randlich vorhanden und meist mit saurem Untergrund. Die hier auftretenden Waldrandpartien beherbergen aber mitunter eine artenreichere Flora und Fauna als die einförmigen Forste im Waldinneren. An feuchten Stellen im Oberen Weilhartsforst kleinräumig Eschen- und Erlenbestände.
- Forste
Die Forste mit einem Gesamtanteil der Fläche von über 95 Prozent werden von der Fichte (Picea abies) beherrscht. Insbesondere gegen die Ränder der Raumeinheit zu sind größerflächige Areale mit Buchen-Verjüngung vorhanden.
- Waldränder
Die Waldränder weisen meist nur schwach entwickelte Laubwaldmäntel und Waldsäume auf oder fehlen zur Gänze.
- Aufforstungsflächen
Weitgehend kleine Schlagflächen mit jungen, laubholzreichen Gehölzbeständen und entsprechender artenreicherer Schlagflächenvegetation.
- Straßenränder
Meist nur entlang der Straßen können sich lichtliebende und standörtlich vom einheitlichen Waldboden unterschiedene Pflanzen- und Tierarten ausbreiten. Neben Hochstaudenfluren sowie Saumgesellschaften treten auch blumenreiche Salbei-Glatthaferwiesen auf.
- Wirtschaftswiesen
In der Raumeinheit zerstreut und insgesamt sehr geringe Flächen bedeckend existieren einzelne größere und kleinere Wirtschaftswiesen. Zum überwiegenden Teil handelt es sich um eher artenarme, nährstoffreiche (Salbei-)Glatthafer-Wiesen.
- Stillgewässer
Über den Moränen des Oberen Weilhartforstes befinden sich mehrere ausdauernde Stillgewässer. Sie stellen gemeinsam die artenreichsten Bereiche der Raumeinheit dar und weisen teilweise Züge von Moorgewässern auf.
- Waldfreie Sümpfe und Moore
Versumpfte Flächen und Niedermoore sind in der Raumeinheit äußerst rar gesät. Im Umfeld der wenigen Stillgewässer treten an waldfreien Stellen sehr kleinräumig Großseggensümpfe auf. In einigen Senken sind auch Niedermoore mit einer teils mächtigen Torfschicht ausgebildet.
- Fließgewässer
Bis auf einen Abschnitt der Enknach ist die Raumeinheit nahezu frei von Fließgewässern. Die Enknach ist hier weitgehend unstrukturiert, teilweise geradlinig verlaufend.
- Schottergruben
Die wenigen und kleinräumigen Schottergruben bilden kleine artenreiche Pionierlebensräume, die insbesondere für Vögel und Insekten Lebensraum bieten.
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Tierwelt
- Vögel
Nachgewiesene Bruten gibt es im Weilhartsforst u.a. von Habicht, Sperber, Waldohreule, Sperlingskauz, Raufußkauz, Hohltaube und Waldkauz. Darüber hinaus scheint der Weilhartsforst ein an Vögeln eher artenarmer Lebensraum zu sein.
Seit etwa 1970 wurden einige tausend (!) Nistkästen, vorwiegend für Meisen, unter anderem aus Gründen des biologischen Forstschutzes, aufgestellt.
- Säugetiere
In der Raumeinheit treten Feldhase, Fuchs, Dachs, Edelmarder, Steinmarder, Iltis sowie Hermelin, Mauswiesel, Eichhörnchen und auch der Siebenschläfer auf.
- Amphibien
Beobachtungen lassen auf eine stabile Grünfrosch-Population schließen, da diese neben den Huckinger Seen auch die kleinen naturnahen Weiher im Inneren des Forstes besiedeln. Daneben konnten Kammmolch, Gelbbauchunken und Bergmolch festgestellt werden.
- Libellen
Im Weilhartsforst konnten bislang 25 Libellenarten festgestellt werden, von denen insbesondere die stark gefährdeten Fledermaus-Azurjungfer und die Gefleckte Smaragdlibelle hervorzuheben sind.
- In der Enknach im Bereich des Lachforstes gibt es Nachweise des Edelkrebses.
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Pflanzenwelt
- Fichte und Waldkiefer dominieren das Waldbild, daneben treten in den Forsten nur weit verbreitete Arten auf.
- Ein unverhältnismäßig höheres Dargebot an seltenen und gefährdeten Pflanzenarten bieten im Gegensatz dazu die Stillgewässer mit ihren Verlandungszonen. Zu finden sind: Fieberklee, Weiße Seerose und Südlicher Wasserschlauch, Strauß-Gilbweiderich, Schwimmendes Laichkraut, Grüne Teichbinse u.a.
- Von OFö. Friedrich wurde 1950 Roter Fingerhut heimisch gemacht.
- Um die Jahrhundertwende wurde der Besenginster zum Besenbinden angebaut, der auch heute noch während der Blütezeit vielerorts auffällt.
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Standortpotenziale
- Potenzial zur Entwicklung bodensaurer Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder
- Potenzial zur Entwicklung kleiner Moorflächen im Bereich natürlicher Vernässungen
- Potenzial zur Ausbildung artenreicher Klein- und Kleinststandorte entlang von Störlinien und punktuellen Störstellen innerhalb der Forste
Infolge der ausgeprägten standörtlichen und nutzungsbedingten Einheitlichkeit der Raumeinheit kann nahezu jede Form der Störung die Arten- und Biotopvielfalt erhöhen. Kleine Schottergruben, Weg- und Straßenränder, kleine Schlagflächen oder andere Offenflächen tragen dazu bei.
- Potenzial zur Ausbildung artenreicher Gewässerlebensräume
- Potenzial zur Ausbildung artenreicher Waldränder
Die Raumeinheit weist nahezu 150 km Waldrandlinie auf. Dennoch sind die Waldränder aus naturschutzfachlicher Sicht nur gering entwickelt, weil die Randliniendichte (also die Länge der Waldrandlinien pro Flächeneinheit) gering ist und Waldmäntel kaum ausgebildet sind.
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Landschaftsbild
- Die Waldkulisse des Forstes tritt in praktisch allen Randbereichen der Raumeinheit deutlich in Erscheinung. Dies umso mehr, als die angrenzenden Raumeinheiten mit Ausnahme des Salzachtales im Westen besonders waldarm sind.
- Die geringe Gliederung der Waldrandlinie sowie die vielfach bis an den Rand des Forstes reichende Fichte bzw. der vielfach fehlende Laubholzmantel mindern jedoch die ästhetische Wirkung.
- Der Wald wird zum überwiegenden Teil von großer Monotonie aufgrund der sehr einheitlich aufgebauten Nadelholzforste geprägt. Die Wiedererkennung bestimmter Lokalitäten ist infolge dessen kaum möglich.
- Ästhetisch ansprechende Auflockerungen erfährt das Landschaftsbild im Oberen Weilhartsforstes durch die wenigen auftretenden Stillgewässer, insbesondere durch die südlich gelegenen Huckinger Seen.
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Besonderheiten
- Kulturhistorische Besonderheiten
- Taferl und Kreuze
Die im gesamten Weilhartsforst verteilten Kreuze und Taferl dienen insbesondere als Orientierungshilfe in den unübersichtlichen Forstgebieten.
- Weißer Schacher
Beim „Weißen Schacher“ im Unteren Weilhartsforst handelt es sich um den möglichen Hinrichtungsort des Meier Helmbrecht, einem bekannten Raubritter des 13. Jahrhunderts.
- Landschaftliche Besonderheiten
- Huckinger Seen und Rauer Poschen
Die insgesamt drei Gewässer liegen windgeschützt von Wald umgeben am Südrand des Weilhartsforstes.
- Naturkundliche Besonderheiten
Strauß-Gilbweiderich, Schwimmendes Laichkraut und Grüne Teichbinse stellen regional seltene Pflanzenarten dar.
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Landschaftsgeschichte
- Um das Jahr 1000 herum wurden der Weilharts- und Lachforst wahrscheinlich von Buche, Eiche, Kiefer und auch einem gewissen Anteil an Fichte aufgebaut. Schon seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts gab es im Weilhartsforst Forstmeister.
- Während des Mittelalters dürfte es im Weilhart mehrere Waldbrände gegeben haben, in deren Gefolge sich der Nadelholzanteil gegenüber den Laubhölzern erhöht haben dürfte.
- 1596 wurde eine neue Waldordnung erlassen, die den Untertanen stärkere Beschränkungen der Nutzungsrechte im Weilhartsforst auferlegte. Damit sollte dem Raubbau am Forst (übermäßige Schlägerung) Einhalt geboten werden. Aus dieser Zeit stammen auch die ausgedehnten Servitute im Weilhartsforst (Holz-, Streu- und Weidenutzungsrechte von 1430 Eingeforsteten).
- Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde schon die Douglasie in den Weilhartsforst eingebracht.
- Großkahlschlagwirtschaft beherrschte die Zeit zwischen 1840 und 1890. Aufgrund der vielen Köhlereien ist anzunehmen, dass sie aber auch schon vorher weit verbreitet gewesen ist.
- Die Streunutzung, die im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatte und 1920 eingestellt wurde, war maßgeblich für die Förderung der Waldkiefer verantwortlich, die seitdem wieder im Rückgang begriffen ist.
- Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde damit begonnen, die Holz-, Streu- und Weidenutzungsrechte in Form von Waldgrundstücken abzulösen. Dadurch verringerte sich der herrschaftliche Besitz auf etwa 5000 ha. Heute gibt es nur mehr 3 Forstberechtigte.
- Der Betrieb der letzten Köhlerei wurde um 1930 eingestellt.
- Zwischen 1959 und 1993 erfolgt von Trimmelkam aus ein unterirdischer Braunkohleabbau, der bis unter den Oberen Weilhartsforst reichte.