Leitstrukturen
- Die Fließgewässer Steyr, Teichl, Steyrling, Krumme Steyrling und ihre Zubringer sind raumprägend, haben eine vernetzende Funktion und dienen als Korridore für Stofftransport sowie die Wanderung von Organismen.
- Uferbegleitgehölze der Flüsse und Bäche bzw. Graben- oder Schluchtwälder dienen als Verbindung vom Berggebiet in die Flyschzone für gehölzgebundene Organismen.
- Terrassenkanten bzw. Böschungen der Flussterrassen beherbergen Wiesenstreifen, Hecken, Kleingehölze, Waldzüge und Konglomeratwände. Sie strukturieren die offenen Kulturlandschaftsbereiche, bereichern das Landschaftsbild und haben zugleich eine verbindende Korridor-Funktion.
- A9 Pyhrnautobahn durchschneidet das Teichltal, Leitstruktur im ökologisch negativen Sinne durch extreme Zerschneidungswirkung und starke Lärm- und Emissionsbelastung der angrenzenden Wohngebiete und Tierlebensräume bis weit in die umgebende Landschaft.
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Lebensraumtypen
- Fließ- und Stillgewässer: Sehr gute bis gute Wasserqualität, Gewässerstrukturen meist ökomorphologisch unbeeinträchtigt. Ausschließlich Salmoniedengewässer.
- Weidenauen: Purpur- und Lavendelweidengebüsche als Pioniere auf neuen Anlandungen, oft mit vorgelagerten Uferröhrichten, Lavendelweiden-Reifweidengebüsche auf seltener überschwemmtem, sandigem Untergrund, besonders an der Steyr im Norden Silberweiden-Bruchweidenauen.
- Fichtenauen: Auf abwechselnd überschwemmten oder sehr trockenen Schotteralluvionen nach Pionierstadien mit Pestwurz, reich an Pfeifengras, teils mit Lavendelweide, ältere Bestände auch mit Grauerle.
- Grauerlenauen: Am Mittel- und Oberlauf der Flüsse auf selten überschwemmten Schottern mit grauen Auböden; geprägt durch Grauerle, teils mit Esche oder Lavendelweide
- Feuchte Bergahorn-Eschenauen beispielsweise im Tal der Krummen Steyrling auf teilweise vergleyten Mullhumus-reichen Auböden mit basenreichem Grund- und Stauwasser.
- Bacheschenwälder: In Bachauen auf Standorten mit hoch anstehendem Grundwasser und hoher Luftfeuchtigkeit, die jährlich wiederholt überschwemmt werden.
- Schluchtwälder: Auf steilen, nicht grundwasserbeeinflussten Schluchtstandorten mit bewegtem Untergrund. Dominant Esche, daneben Bergahorn, Ulme und Linden
- Schneerosen-Fichten-Tannen-Buchenwald: Der Klimaxwaldtyp des Großraums mit dominierender Rotbuche ist in der Raumeinheit nur kleinflächig ausgebildet und auf Terrassenkanten bzw. Bereiche beschränkt, wo die umgebenden Berghänge in die Terrassenlandschaft übergehen oder direkt bis an den Fluss reichen.
- Wärmegetönter Buchenwald: Sehr artenreicher Uferwald etwa entlang des Klauser Stausees mit zahlreichen wärmeliebenden Gehölzen und Kräutern.
- Schneeheide-Kiefernwälder: Stocken an trockenen Schluchträndern und –oberkanten der größeren Flüsse, Rotföhre dominiert, zahlreiche wärmeliebende Gehölzarten und Kräuter z.B. in der Polsterlucke (Stodertal).
- Fichtenforste: Großteils durch Aufforstung von Grünland, seltener durch Umwandlung aus anderen Waldtypen hervorgegangen.
- Schotterbänke: Werden erst von einer annuellenreichen Pioniervegetation, später von Pionier-Weidengebüschen oder Pestwurzfluren und Flussröhrichtfragmenten besiedelt.
- Felsspaltengesellschaften und fragmentarische dealpine Kalk-Magerrasen: Auf Konglomeratwänden der Steyrschlucht, je nach Bodengründigkeit offene Vegetationstypen oder Rasenfragmente, etwa Blaugrasrasen oder Polsterseggenrasen, in feucht-schattigen Lagen farnreiche Felsspaltengesellschaften.
- Magerwiesen und Halbtrockenrasen: Sehr artenreiche, orchideenreiche Bestände vor allem in linearer Form auf Böschungen oder als sehr kleinflächige Reste erhalten.
- Davallseggenried: Seltener, sehr artenreicher, kleinseggendominierter Restbestand mit schöner Orchideenpopulation.
- Quellfluren: Treten an Konglomeratwänden an stauenden Schichten auf, prominentestes Beispiel ist die „Rinnende Mauer“ bei Molln.
- Nitrophile Säume: Im Übergangsbereich zwischen Wäldern und Grünland, dominiert von nährstoffliebenden Hochstauden.
- Mähwiesen und Weiden: Heute großteils intensiv bewirtschaftetes Grünland auf den Trrassenflächen und Talböden, meist artenarme, von wenigen Arten dominierte Bestände der Fettwiesen und -weiden. Auf weniger intensiv bewirtschafteten Flächen finden sich etwas artenreichere, feuchtere oder trocken-magere Ausprägungen.
- Streuobstwiesen: Im Bereich der Höfe, besonders im Norden der Raumeinheit oder auch im Raum Leonstein, mit Fettwiesen- oder -weidenunterwuchs.
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Tierwelt
- Säugetiere: Vorkommen von zwei Fledermausarten nachgewiesen (Kleine Hufeisennase, Mopsfledermaus), Fischottervorkommen im Stodertal. In den Tallagen sporadisch Sichtungen des Braunbären.
- Vögel: Flussuferläufer und Gänsesäger, 2 seltene bzw. bedrohte Wasservogelarten kommen im Gebiet als Brutvögel vor. Uhu und Wanderfalke sind regelmäßige Brutvögel knapp außerhalb der Raumeinheit, finden aber in den Flusstälern wichtige Nahrungsgebiete.
- Amphibien und Reptilien: Feuersalamander besonders in Buchen- und Laubwäldern des Gebiets weit verbreitet, Berg- Teich- und Kammmolch nur an wenigen Orten nachgewiesen, Vorkommen der Gelbbauchunke an wenigen Stellen, zahlreiche, aber kleine Bestände von Erdkröte und Grasfrosch, vereinzelt Springfrosch. Weitverbreitete Reptilien sind Blindschleiche und Zauneidechse, stellenweise kommt auch in Talnähe Bergeidechse vor. Gute Vorkommen von Äskulap- und Ringelnatter, vereinzelt an wärmebegünstigten Stellen auch Schlingnatter. Punktuell Auftreten der kühl-feuchte Habitate bevorzugende Kreuzotter.
- Fische und Flusskrebse: Edelkrebs durch Ansiedelung in Klauser Stausee und Loigis, Steinkrebs selten in den Flüssen, bislang kein Nachweis des die Krebspest übertragenden Signalkrebses.
- Schmetterlinge: Trockene Magerwiesen unterhalb der angrenzenden sonnenexponierten Kalkfelsen der Polsterlucke sind artenreiche Standorte, hier kommen Apollofalter, Segelfalter und Skabiosen-Scheckenfalter vor, gute Bestände von Grünwidderchen, weiters Eulenfalter, Spanner- und Sackträgerarten.
- Heuschrecken: Lokal gute Bestände des Warzenbeißers und der Rotflügeligen Schnarrschrecke.
- Weichtiere: Vorkommen von 2 neu beschriebenen Quellschnecken-Arten.
Pflanzenwelt
- Vorkommen von Hochgebirgsarten auf ca. 400 m Seehöhe in der Steyrschlucht: Behaarte Alpenrose, Zwergalpenrose, „Petergstamm“, „Jagabluat“ oder Behaarter Germer.
- Uferwald entlang des Klauser Stausees: Beherbergt zahlreiche wärmeliebende oder selten gewordenen Arten wie Pimpernuss und Strauchige Kronwicke.
- In Weidenauen etwa nahe dem Steyrdurchbruch Wunderveilchen, Österreichische Rippendolde und Winter- Schachtelhalm.
- Vorkommen des Pfeifenstrauchs in einem Schluchtwald bei Leonstein.
- Frauenschuh und Fliegenragwurz an Teichl und Krummer Steyrling.
Standortpotenziale
- Potenzial zur Entwicklung durchgängiger Grünzüge.
- Potenzial zur Entwicklung hoher Organismendurchgängigkeit in Fließgewässern.
- Potenzial zur Wiesenwirtschaft in abgestufter Intensität.
- Potenzial zur Erhöhung des Laubholz- und Tannenanteiles in den Wäldern.
- Potenzial zur Aufforstung mit standortsgerechten Gehölzen.
- Potenzial zur kleinräumigen Ausbildung naturnaher Auwalddynamik.
- Potenzial zur Entwicklung naturnaher, unverbauter Fließgewässer.
- Potenzial zur Entstehung wertvoller Sekundärlebensräume in Schottergruben.
Landschaftsbild
- Flusslandschaften entlang der Steyr und ihrer Nebenflüsse mit ihren Schluchtstrecken, Wäldern, gewässertypischen Vegetationsstrukturen und landschaftsprägenden Steilabfällen, eingebettet in offene Kulturlandschaften auf der Hoch- und Niederterrasse.
- Sehr reizvolles und abwechslungsreiches Landschaftsbild durch die Nachbarschaft von geschlossenen Waldgebieten, offenen, durch Terrassenkanten gegliederten Kulturlandschaften mit gehölzdurchsetzten Wiesen- und Weideflächen.
- Raumprägende, schlängelnde Flüssen und umgebendem Bergland.
- Vielfältige Ausblicke von der offenen Landschaft in die Schluchten mit ihren senkrechten Konglomerat- und Felswänden, Schlucht- und Auwäldern, Schotterbänken und vor allem dem kristallklaren, eis- bis türkisblauen Wasser der Flüsse (z.B. Steyrdurchbruch).
- Landschaftlich hervorzuheben sind der Blick auf Sengsengebirge und Totes Gebirge besonders beeindruckend vom Stodertal aus, Blick auf den Schiederweiher bei der Polsterlucke. Blick auf Kremsmauer und Falkenmauer vom Gasthaus Forsthub zwischen Molln und Frauenstein.
- Reizvolle traditionelle Streusiedlungen mit alten, von Streuobstwiesen umgebenen Einzelhöfen bzw. alten Ortskerne der geschlossenen Sammelsiedlungen.
- Landschaftsbild teils durch Zersiedelungstendenz gestört.
Besonderheiten
- Kulturhistorische Besonderheiten:
- Ausflugsverkehr der historischen Steyrtalbahn zwischen Steyr und Grünburg, der ältesten Schmalspurbahn Österreichs
- Alte Mühlenensembles: Hörmühle, Humpelmühle, Haunoldmühle
- Traditionelle Einzelhöfe mit Mosterzeugung in Aschach an der Steyr
- Messermuseum, Messerweg und Alter Pfarrhof in Steinbach an der Steyr
- Schloss Leonstein, Sensenschmiedeensemble Schmiedleiten und thematischer Wanderweg in Leonstein
- Schlossartige Wohnhäuser der einstigen „schwarzen Grafen“ (Sensenschmieden), Museum im Dorf und Maultrommelwerkstatt Wimmer in Molln
- Jugendstil-Kraftwerk Steyrdurchbruch: Industriehistorisches Denkmal
- Schutzmantelmadonna: Bedeutendstes gotisches Schnitzbildwerk Österreichs in der Wallfahrtskirche Frauenstein
- Schloss Klaus
- Wilderermuseum und Spätgotische Kirche in St. Pankraz
- Landschaftliche Besonderheiten:
- Steyrschlucht zwischen Grünburg und Klaus, canyonartig eingeschnittener Abschnitt zwischen bis zu 40 m hohen Konglomeratfelsen, landschaftlich äußerst reizvoller Kontrast von eisblauem Wasser, Konglomeratfelswänden und naturnah bewaldeten Schluchteinhängen
- Steyrdurchbruch: Sehenswerte tiefe Klammstrecke zwischen senkrechten Dolomitfelswänden
- Stromboding-Wasserfall an der Steyr im Stodertal
- Naturkundliche Besonderheiten:
- Konglomeratschluchten von Steyr, Teichl und Krummer Steyrling sowie im Bereich Steyrdurchbruch mit auf 400 m vorkommenden dealpinen Arten bzw. fragmentarischen Ausbildungen von alpinen Kalk-Magerrasen
- Rinnende Mauer bei Molln: Eindrucksvolle Traufquelle aus porösem Konglomeratgestein, Wasseraustritt in Form von Sprühregen aus vielen Öffnungen, teils mit tuffbildenden Quellfluren
- Schneeheide-Kiefernwälder der Polsterlucke bzw. Schuttkegel des Polstersand im Stodertal mit botanischen und zoologischen Raritäten
- Wunderlucke: Ein im Tal der Krummen Steyrling (Mollner Becken) gelegenes Stillgewässer, das sich in einer Karsthohlform gebildet hat
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Landschaftsgeschichte
- Erste Besiedelung der Warscheneck-Gruppe (knapp außerhalb der Raumeinheit) durch Neandertaler vor 65000 bis 45000 Jahren.
- Nahe gelegener Pyhrnpass im Süden seit jeher einer der wichtigsten Verkehrswege durch die Alpen, Benutzung durch Kelten, Slawen und Römern, der Alpenübergang wurde später Gastarbeiterroute, noch später Pyhrnautobahn.
- Ab 8. Jahrhundert gehörte die Region zum bayerischen Stammesherzogtum, slawische Einwanderung von Südosten her
- Zentrum der Eisenverarbeitung in der Region durch Wasserkraft und Holzreichtum. Verarbeitung von Eisen des steirischen Erzbergs in der „Eisenwurzen“ in zahllosen wasserkraftbetriebenen Werkstätten (Mühlen, Hammerwerke, Schmieden) zu verschiedensten Produkten (z.B.Messer, Maultrommeln).
- Nach mehreren Hochblüten und Krisen ab 1873 Niedergang des Kleineisengewerbes, Verarmung der Region und Entvölkerung ganzer Täler.
- Nach dem 1. Weltkrieg Errichtung zahlreicher Kraftwerke, heute hauptsächlich Erzeugung von elektrischem Strom.
- 1998 Landesausstellung „Land der Hämmer“: zahlreiche industriegeschichtliche Denkmäler zugänglich gemacht.