Leitstrukturen
- Der Hochgebirgskorridor der Kalkhochalpen, der sich im Osten nach den Haller Mauern im Gesäuse und im Westen im Tennengebirge fortsetzt, stellt als Gesamtes eine übergeordnete Leitstruktur dar.
- Kleinere Leitstrukturen im Gebirge sind Gebirgsbäche, Schutt- und Lawinenrinnen, welche Gebirgsarten bis in die Tallagen transportieren.
Lebensraumtypen
- Gliederung in ausgedehnte Waldflächen auf den Abhängen der Bergmassive sowie Fels- und Karstplateaus
- Dominanter Waldtyp ist der Fichten-Tannen-Buchenwald, der die montane Leitgesellschaft darstellt, reine Buchenwälder sind selten.
- Auf schuttreichen Hängen und in Schluchten kommen kleinflächige Bergahornwälder vor. Sehr selten sind wärmeliebende Sommerlinden-Ahorn-Eschenwälder
- Eschendominierte Feuchtwälder sind an Hangquellaustritte der Montanstufe gebunden.
- Ebenfalls kleinflächig treten an wärmegetönten, steilen Felshängen Schneeheide-Kiefernwälder auf.
- Oberhalb von 1200m bildet die Fichte großflächige hochmontane bis subalpine Alpenlattich-Fichtenwälder aus.
- Die Waldgrenzstandorte bei etwa 1800m werden von zirbenreichen Fichten-Lärchenwäldern eingenommen.
- Im Bereich der Almgebiete wird durch Waldweide das Aufkommen von Lärchen gefördert, wodurch ausgedehnte, sekundäre Lärchenwälder entstanden sind.
- Oberhalb der Baumgrenze überziehen ausgedehnte Latschenfelder die Plateaulagen.
- Grauerlen-Eschenauwald und Bergahorn-Eschenau treten nur als schmale Säume entlang der Bäche auf.
- Schotterreiche Wildbäche werden oft von einer Krüppelfichten-Wildbachau begleitet. Auf zeitweise trockenfallenden Alluvionen treten auch Lavendelweidengebüsche auf.
- Almweideflächen werden von Milchkrautweiden eingenommen. Auf flachgründigen Rücken dominieren Arten der Blaugrasrasen bzw. auf der Borstgrasrasen. Auf anmoorigen Standorten entwickeln sich Kleinseggenrieder.
- Alpine Magerrasen erstrecken sich von der Waldgrenze bis in die Gipfelregionen. Als Haupttypen sind Blaugras-Horstseggenrasen, mesophile Kalkrasen und Polsterseggenrasen zu nennen.
- Sehr selten und nur in den klimatisch günstigsten Lagen sind Felstrockenrasen mit Berg-Gamander und Österreichischem Bergfenchel.
- Die Vegetation der Schneetälchen in kleinen nur zwei bis drei Monate schneefreien Mulden findet sich zerstreut oberhalb von 1700m auf den großen Plateauflächen
- Die ausgedehnten Felsbereiche werden von Krustenflechten und Felsspaltengesellschaften mit der Clusius-Fingerprimel besiedelt, seltener auch von der Gesellschaft des Schweizer Mannsschild.
- Bewegte Grobschutthalden oberhalb von 2000 m Höhe werden von eher artenarmen Täschelkrautfluren besiedelt.
- Tiefer gelegene Schutthalden werden von seltenen Arten wie Zierliche Federnelke, Rauhgras, und Zerschlitztem Streifenfarn besiedelt.
- Hochstaudenfluren treten entlang von Bächen, im Bereich von Almen, sowie generell auf durchfeuchteten und nährstoffreichen Böden auf.
- Größerflächige Moore sind das Niedermoor auf der Gjaidalm, die Verlandungszone des Hirzkarseelein am Dachstein, sowie die Hochmoore auf der Vorderen und Hinteren Filzmoosalm bei der Wurzeralm.
- Die wenigen Bergseen weisen oft eine schöne Verlandungsvegetation auf, die vor allem von der Braun- und Schnabelsegge dominiert wird.
- Kleinere Quellaustritte sind verstärkt am Fuße der Bergmassive anzutreffen Die Quellfluren sind vor allem durch verschiedene Moosarten gekennzeichnet.
- Als eigener Lebensraumtyp sind auch die Gletscherbereiche des Dachsteins anzuführen.
- Die Gletschervorfelder und Moränenwälle sind vor allem durch Polsterpflanzen geprägt.
- Weiters sind in der Raumeinheit zahlreiche Höhlen anzutreffen, die einen speziellen Lebensraum darstellen und vor allem von angepassten Tierarten besiedelt werden.
Natur und Landschaft - Fotos
Tierwelt
- Vorkommen des Alpensteinbocks nach Wiedereinbürgerung im Dachsteingebiet.
- Der Steinadler besitzt in der Raumeinheit etwa 1/3 seines Bestandes in Oberösterreich.
- Bei Wanderfalke, Auer- und Birkhuhn wird der Anteil des oberösterreichischen Bestandes in der Raumeinheit auf etwa 10 Prozent geschätzt.
- Das Alpenschneehuhn kommt in Oberösterreich fast ausschließlich in der Raumeinheit vor.
- Bedeutende Populationen besitzen Waldschnepfe, Sperlings- und Raufußkauz, Felsenschwalbe, Mauerläufer, Weißrücken-, Dreizehen-, Grau- und Schwarzspecht sowie der Zwergschnäpper
- In der subalpinen Region kommen Bergpieper und Alpenbraunelle häufig, Schneesperling und Steinschmätzer sehr selten vor.
- Alpensalamander und Bergmolch besitzen sehr gute Bestände, in tieferen Lagen kommt auch der Feuersalamander vor. Weit verbreitet ist die Gelbbauchunke, seltener treten Bergmolch und Teichmolch auf; der Kammmolch ist äußerst selten.
- Erdkröte und Grasfrosch steigen mit größeren Beständen bis zur Waldgrenze, der Grasfrosch laicht auch oberhalb der Waldgrenze.
- Die häufigste Eidechse ist mit Abstand die Bergeidechse, aber auch die Blindschleiche ist bis in die hochmontane Zone weiter verbreitet. Die Zauneidechse ist in den tieferen Lagen lokal vertreten.
- Im Bereich von Almtümpel findet man die Ringelnatter. Die Kreuzotter ist zwar verbreitet, aber nur sehr lokal häufiger.
- Häufig und zahlreich sind für die Raumeinheit charakteristische Schmetterlingsarten. Auch andere Insektengruppen besitzen zahlreiche typische und auf die Raumeinheit beschränkte Vertreter.
Pflanzenwelt
- Die Kalkhochalpen weisen die typischen Kalkalpenpflanzen auf. Einige Nordostalpen-Endemiten erreichen hier ihre westliche Verbreitungsgrenze (z.B. Alpen-Nelke, Alpen-Hellerkrautes, Sternhaar-Felsenblümchen)
- Bemerkenswert ist das Auftreten von Arten zentralalpiner Krummseggenrasen in oberflächig versauerter Polsterseggenrasen wie Zwergprimel, Nacktried, Echter Speik, Gamsheide, Karpaten-Katzenpfötchen, Alpen-Glockenblume, Krainer Greiskraut und Zwittrige Krähenbeere.
- Als lokale Besonderheit des Wurzeralm-Filzmoos-Gebietes ist der Alpen-Schnittlauch anzuführen.
- In den Hochmoorbereichen des Filzmoos liegen Vorkommen der seltenen Kleinfrüchtigen Moosbeere.
- In den Weiderasen des Sarstein kommt das Steirische Kohlröserl vor.
- In den Schuttbereichen der Polsterlucke tritt die in Oberösterreich sehr seltene Zierliche Federnelke auf. In den benachbarten lockeren Rotföhrenwäldern auch die Anemonen-Schmuckblume.
- Auf der Hutterer Höß am Warscheneck liegen die einzigen Fundorte der Korianderblättrigen Schmuckblume in Oberösterreich.
- In Polsterfluren im Warscheneckgebiet kommt der südalpin verbreitete Dolomiten-Mannsschild vor.
- Ein größerer Bestand von Holunderknabenkraut findet sich im Bereich einer Alm nahe der Landesgrenze zur Steiermark.
- Kleinere Vorkommen des Gletscher-Tragant liegen am Bosruck, die deutlich abgesondert vom restlichen alpinen Areal der Art sind.
- Am Dachstein liegen die nordöstlichsten Vorkommen des Schwarzen Wegerichs sowie des Berg-Pippau im Alpenraum.
Standortpotenziale
- Potential zur Entwicklung von standortsgerechten Laubmischwäldern anstelle von Fichtenforsten.
- Potential zur Wiederaufnahme der Almbewirtschaftung.
- Potential zur Wiedervernässung trocken gelegter Karsthohlformen und Quellmulden
- Potential zur Entwicklung eines Gewässerkontinuums in derzeit nicht durchgängigen Fließgewässern.
Landschaftsbild
- Die Gebirgszüge der Raumeinheit prägen das Landschaftsbild des gesamten südlichen Oberösterreich.
- Auf geringerem räumlichem Niveau sind die großflächigen, geschlossenen Waldbestände für das Landschaftsbild bedeutsam, die besonders im Herbst (außerhalb der Forste) ein prächtiges Farbenspiel bieten.
- Darüber schließt sich ein kontrastreiches Mosaik aus dunkelgrünen Latschen, hellgrünen alpinen Rasen und hellen Felsflächen an.
- Mächtige weiße Schuttfächer, zumeist in den weiträumigen Karren, leiten zu den schroffen, felsigen, teilweise schneebedeckten und vegetationslosen Gipfel- und Plateaubereichen über.
- Im Gegensatz zu anderen Berggebieten wird die Urlandschaft der Kalkhochalpen kaum von Kulturlandschaftselementen durchbrochen. In vielen Gebieten fehlen heute größere Almenflächen, welche die geschlossene Bergwald- bzw. Latschendecke ergänzen. Dort wo noch größere Almen erhalten sind, wird das Landschaftsbild als besonders attraktiv empfunden.
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Besonderheiten
- Da die Kalkhochalpen fast durchwegs nur unbesiedelten Gebirgsraum umfassen, befinden sich keine nennenswerten historischen Bauwerke im Gebiet.
- Das Innere Salzkammergut rund um Hallstatt inklusive des Dachsteins wurde 1997 von der UNESCO zum schützenswerten Welterbe der Menschheit erklärt.
- Mächtige verkarstete Gebirgsstöcke (Dachstein, Toten Gebirge und des Warscheneck) sowie schroffen Gebirgsketten (Gosauer Kamm, Haller Mauern).
- Landschaftsprägende Kare und Talschlüsse.
- Östlichstes Gletschergebiet der Alpen am Dachstein.
- Ausgedehnte Karstplateaus, die zu den großflächigsten der Ostalpen zählen.
- Pießling-Ursprung und Waldbachquelle zählen zu den eindrucksvollsten Karstquellen Oberösterreichs.
- Die imposanten Dachstein-Rieseneishöhlen sowie die Koppenbrüller Höhle sind bemerkenswerte Schauhöhlen.
- Der Moorkomplex des Filzmoos besteht aus Latschenhochmoor- und Niedermoorbereichen und beherbergt eine herausragende Flora und Fauna.
- Subalpine Fichten-Lärchen-Zirbenwälder in Plateaulagen.
- Mit über 1.500 m Länge stellt die Dr. Vogelgesang Klamm eine der längsten und schönsten Felsenschluchten in Oberösterreich dar.
- Die Koppentraun durchfließt die Raumeinheit in einer eindrucksvollen, weitgehend naturnahen Schluchtstrecke.
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Landschaftsgeschichte
- Erste Besiedlungsspuren aus der Altsteinzeit finden sich in Höhlen der Raumeinheit.
- In der frühen Bronzezeit waren die Menschen in den Tälern rund um die Kalkhochalpen bereits als Bauern, Jäger und Bergleute spezialisiert.
- In der Eisenzeit begann der bedeutende Salzabbau und Salzhandel (Hallstattzeit) in der direkten Umgebung der Raumeinheit mit ersten Auswirkungen auf die Urlandschaft.
- Der Holzverbrauch für die Salinen im Salzkammergut und die Sensenwerke in der Eisenwurzen war so gewaltig, dass bereits im 18. Jahrhundert in den gut zugänglichen Tal- und Hanglagen der Kalkhochalpen ein empfindlicher Holzmangel herrschte.
- Die Anfänge der Weidewirtschaft im Bereich der Kalkhochalpen gehen mehr als 3500 Jahre zurück - dies bezeugen mittel- und spätbronzezeitliche Hüttenfundamente am Dachstein.
- Die uns bekannte Form der Almwirtschaft erfährt im Hochmittelalter ihre Blüte. Mit der Zunahme des Landausbaus und der Rodungen im Tal drang der Siedlungsraum in alpine Regionen vor.
- Durch eine markante Klimaverschlechterung um 1580 wurde diese Phase unterbrochen. Einige Almen wurden bereits zu dieser Zeit aufgelassen.
- Im Laufe des 19. Jahrhunderts verlor der Bauernstand an Bedeutung. Große Landwirtschaftsbetriebe und bäuerliche Waldflächen wurden an adelige Großgrundbesitzer verkauft, in deren Händen sich diese Flächen teilweise heute noch befinden.
- Mit dem Bau der ersten Liftanlagen um die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sowohl im Winter als auch im Sommer die alpinen Regionen für den Massentourismus erschlossen.