Leitstrukturen
- Waldreiche und gering besiedelte Talzüge sowie Fließgewässersysteme bilden die wichtigsten Vernetzungskorridore mit umliegenden Raumeinheiten.
Lebensraumtypen
- Fichtenforste: Überwiegend herrschen in der Raumeinheit artenärmere Fichtenforste und laubholzreichere Mischbestände vor.
- Naturnahe Fichten-Tannenmischwälder an kühlen, schattigen Standorten sind selten.
- Rotföhrenmischwälder: Mehrere Jahrzehnte langer Waldweide und Streunutzung unterworfene Wälder sind nährstoffarm und oft artenreicher ausgebildet. Heute werden diese Wälder wieder zunehmend nährstoffreicher und tragen Folgegenerationen von Fichte, Eiche und seltener Buche oder Hainbuche. Im moosreichen Unterwuchs herrschen meist noch spezifische Nadelwaldzeiger wie z.B. die Heidelbeere vor.
- Buchenmischwälder bodensaurer bis Mullhumus-Ausprägung existieren sehr konzentriert um Linz und kleinräumig verteilt in der gesamten Raumeinheit.
- Eschenbestände sind an wasserzügigen, bevorzugt felsblockreichen Standorten recht verbreitet.
- Hang- und Schluchtwälder: An Taleinhängen kommen punktuell Stieleichen-Winterlindenwälder vor, die auch zu Schluchtwäldern mit Bergahorn und Bergulme vermitteln. Teilweise mischen sich Hainbuche und Tanne hinzu, zerstreut tritt auch der Spitzahorn auf.
- Schwarzerlenbestände: Stets kleinflächig ausgebildete Nassstandorte weisen oftmals sumpfige Schwarzerlenbestände auf. Derartige Dauergesellschaften stellen sich auch auf verwaldeten Feuchtwiesen ein.
- Uferbegleitgehölze: An Gewässerläufen überwiegen Schwarzerlen-Bruchweidengehölze mit Traubenkirsche, daneben treten auch Eschen-reiche Galeriewälder auf. Dynamische Aubereiche bilden eine Ausnahme und erstrecken sich nur auf kleinste Flächen.
- Markante Einzelbäume sind teils Obstbäume, teils Kapellenbäume, meist Linden, welche auch typischer Weise Marktplatzbäume stellen.
- Streuobstbestände befinden sich meist rund um Gehöfte oder Ortschaften. Besonders in tieferen Lagen existieren auch landschaftsprägende Mostbaumzeilen in freier Flur oder an Wegen.
- Hecken und Feldgehölze: Auf verbuschten Rainen, Büheln oder Lesesteinwällen treten zerstreut auf. Sie werden meist von mäßig mageren, lichten Föhren-Fichten-Birken-Espengehölzen oder auch von Eschen, Traubenkirschen und Ahornen dominiert. Sehr oft sind ausgeprägte Eichenbühel mit schönen Altbaumbeständen ausgebildet
- Waldränder bilden vor allem an Sonnseiten arten- und strukturreiche Saumlebensräume aus. Von hoher ökologischer Bedeutung sind magere und wärmegetönte Säume. Oftmals sind heute Säume allerdings von eintönigen Brennnesselbeständen beherrscht.
- Grünlandbrachen: An Rainen und Böschungen sowie auf nicht mehr bewirtschafteten Feuchtwiesenstandorten und vereinzelt Steilhängen gibt es immer häufiger Brachestadien mit Verbuschungsdynamik, deren Offenhaltung ist ein wichtiges Naturschutzziel ist. Auf ehemaligen Feuchtwiesen nehmen meist Waldsimse und Mädesüß überhand.
- Ackerwildkrautbestände: Heute sind meist nur mehr verbreitete und konkurrenzfähige Ackerwildkräuter erhalten geblieben. Die Ackerkulturen selber bilden Tierlebensräume, z.B. ist die Wachtel auf Getreidefelder spezialisiert.
- Extensivwiesen: Feucht- und Niedermoorwiesen sowie Pfeifengraswiesen, Rotschwingel-, Wiesenknopf- und Bürstlingswiesen sowie Zwergstrauchheiden sind selten geworden. Jüngere Magerrasen treten meist an Weg- und Straßenböschungen auf.
- Weiter verbreitet sind (auch blumenreiche) Fettwiesen, die aber nur wenige seltene Arten beherbergen.
- Weidelebensräume sind in Zunahme begriffen (Weide-, Wildgatter-, Mutterkuh- und Pferdehaltung). Die Bewirtschaftung erfolgt meistens intensiv und schränkt so die ökologischen Funktionen ein.
- Gärten und Gebäude bieten vor allem etlichen Tierarten wichtige Lebensstätten (Igel, Vögel, Fledermäuse und andere Kleinsäuger, etc.)
- Felsen (auch künstliche in Steinbrüchen) sind Lebensräume für Flechtenarten und bieten Nistplätze für Vogelarten wie Uhu und Dohle.
- Lesesteinhaufen und -wälle sind meist Bestandteile von Rainen und Büheln. Sie können vor allem Schlangen Unterschlupf bieten.
- Fließgewässer treten als kleinste Bäche bis hin zu kleinen Flüssen auf. Sie gehören überwiegend zur Forellen- und Äschenregion. An den großen Stauseen treten in Folge von Wasserspiegelschwankungen immer wieder sandig-schlammige, unbewachsene Flächen zu Tage.
- Quellbereiche im Kulturland (und die früher verbreitet gewesenen Wiesengräben in Feuchtwiesensenken) sind meist Drainagen gewichen, im Wald aber meist naturnah als Sumpfbereiche mit einer Krautschicht aus Nässezeigern erhalten.
- Ausgeprägteren Bewuchs weisen naturnahe, kaum oder nicht fischereilich genutzte Stillgewässer, meist alte Löschteiche, auf. Es kommen hier Laichkrautarten, Rohrkolben und Wasserlinsen vor.
- Uferröhrichte und (Hoch-)Staudenfluren folgen abschnittsweise den Gewässern oder stocken über Mittelwasser auch auf kleinen Bachinseln. Der Anteil an konkurrenzstarken Neophyten, Sonnenhut und Drüsiges Springkraut, ist hoch.
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Tierwelt
- Für die Tierwelt von hoher Bedeutung sind z.B. Magerwiesen von nassen bis trockenen Ausprägungen, magere oder wärmegetönte Gehölzsaumbiotope oder andere Krautzonen, etwa an Böschungsrainen. Weite Teile des Oberen Mühlviertels gehören auf Grund der intensiven Landnutzung zu den artenärmsten Gebieten Oberösterreichs.
- In den Gewässern existieren unter anderem Restvorkommen von Flussperlmuschel und Edelkrebsen sowie überregional bedeutende Bestände des Fischotter
- Selten treten Biber, Steinkrebse und Bachneunaugen in den Gewässern auf
- Neben der verbreitet vorkommenden Erdkröte sind andere Amphibien wie Feuersalamander und Laubfrösche selten
- Gute Bestände der Wasseramsel, Einzelvorkommen des Eisvogels und des Gänsesägers
- Bedeutende Populationen der Grünen Keiljungfer (Libellenart) sowie einige charakteristische Steinfliegenarten.
- Waldreiche und oft nur gering erschlossene Gebiete weisen Vorkommen des Schwarzstorches, des Wespenbussards sowie stark rückgängige Restvorkommen des Haselhuhnes und geringe Vorkommen von Sperlings- und Raufußkauz auf.
- Im offenen Kulturland leben in zurückgegangenen Beständen Feldlerche, Rebhuhn und Feldhase, In magerkeitsgetönten Kulturlandschaften findet sich ein Restbestand der Heidelerche.
- Wärmegetönte, bevorzugt magere Kleinlebensräume sind Habitate diverser Reptilien und Insekten, wobei Äskulapnatter und Schnarrschrecke hervorzuheben sind.
- Säume und Magerwiesen beherbergen vor allem Schmetterlings- (z.B. Schwalbenschwanz, Bläulingsarten) und Heuschreckenarten (z.B. Warzenbeißer, Feld- und Waldgrille).
- Die Raumeinheit weist einen bedeutenden Bestand des Uhus auf.
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Pflanzenwelt
- Veränderungen in der Landnutzung und Eutrophierungserscheinungen sind für den Rückgang der früher hier allgegenwärtigen Magerkeitszeiger verantwortlich. Viele dieser Arten sind nur mehr an einzelnen Standorten zu finden oder bereits ausgestorben. Dazu gehören Arnika, Sparrige Binse, Katzenpfötchen, Böhmischer Enzian, Wildkrokus, Prachtnelke, Moorklee u.v.a.
- Entlang der Jaunitz bei Freistadt waren noch vor wenigen Jahren Preußisches Laserkraut, Hartmann-Segge, und der weniger seltene Teufelsabbiss zu finden.
- Im Zentralmühlviertler Hochland gefährdete Hochstauden sind Weiße Germer, Wasser-Ampfer und Berg-Flockenblume. Dagegen breiten sich Neubürger wie der Sonnenhut und besonders das Drüsige Springkraut stark aus.
- Nur wenige Vorkommen in der Raumeinheit weist die Frühlingsknotenblume auf.
- Unter den Orchideen sind besonders selten das Kleine und das Brand-Knabenkraut zu finden, vereinzelt das Manns-Knabenkraut, sporadisch das Langblättrige Waldvöglein sowie zerstreut die Weiße Waldhyazinthe sowie allgemein nicht selten die Breitblatt-Stendelwurz.
- Interessant sind lokal konzentrierte Vorkommen basiphiler Arten, die sonst für weite Teile des Mühlviertels vollkommen atypisch sind z.B. Berberitze, Pfaffenhütchen, Heilziest, Jakobs-Greiskraut, Wald-Platterbse.
- Weitere meist nur punktuell vorkommende Saum- oder Rainpflanzen sind Dürrwurz-Alant, Ginsterarten, Hain-Wachtelweizen, die gebietstypische Fetthenne sowie die Färber-Hundskamille.
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Standortpotenziale
- Potenzial zur Extensivierung von mehrschürigen Wiesen
- Potenzial zur Entwicklung artenreicher Acker-Lebensgemeinschaften
- Potenzial zur Entwicklung naturnaher Wälder in Bezug auf Struktur/Altersaufbau und Artenzusammensetzung
- Potenzial zur Renaturierung von Fließgewässern
- Potenzial zur Erhaltung und Entwicklung von Gebäude umgebenden und landschaftsbereichernden Flurgehölz- und Obstbaumbeständen
- Potenzial zur Erhöhung der Strukturvielfalt von Siedlungsgebieten und städtischen Flächen
- Potenzial zur Entwicklung von Wiesenbrütergebieten
- Potenzial zur Wiedervernässung trocken gelegter Bereiche
Landschaftsbild
- Der Westen der Raumeinheit wird von einer sehr gleichmäßigen Plateaulandschaft mit schluchtartig eingetieften Flusstälern geprägt, die sich gebietsweise mit kleinen Hügelländern abwechselt.
- Der Süden neigt sich deutlich dem Alpenvorland zu.
- Weite Teile des Ostens der Raumeinheit sind ausgesprochen hügelig. Abwechslung bilden hier kleinflächige Plateaulagen, enge Bachtäler und einzelne Beckenlandschaften sowie die aus tieferen Lagen empor reichenden Bergstöcke von Pfenningberg und Hohenstein.
- Das aktuelle Landschaftsbild zeigt bewaldete Bereiche vor allem auf Hügelkuppen und in Engtälern sowie offene Kulturlandschaften in wenig bewegtem Gelände
- Gebietsweise treten sehr kleinteilig walddurchsetzte Kulturländer in hügeligen Gebieten oder an Taleinhängen auf.
- Die menschlichen Ansiedlungen befinden sich fast durchwegs in erhabener Position auf flachen Kuppen und Rücken, sowohl die Einzelgehöfte als auch die Ortschaften, und prägen so das Landschaftsbild ganz besonders.
- Im Westen der Raumeinheit überwiegt ein saftig grüner Eindruck, hervorgerufen durch das feuchte Klima, die weitflächige und intensive Wiesennutzung und durch die einseitige Vorherrschaft der Fichte.
- Im Osten herrscht bei wesentlich trockenerem Klima ein wesentlich blasseres und bunteres Landschaftsbild vor, bedingt auch durchzahlreichen fahl wirkenden Föhrenwäldern und stärkerer Laubholzbeimischung, mit höheren Ackeranteilen und nicht so „saftigen“ Wiesen, z.B. etlichen trockenen Hangwiesen.
- Erwähnenswert sind ausgeprägte Ausblicke auf die Alpenkette sowie auf Linz und die Donau.
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Besonderheiten
- Zu den kulturhistorischen Besonderheiten gehören Burgen, Schlösser und Ruinen, weiters alte Marktortskerne und die Altstadt von Freistadt, Sakralbau- und -kunstwerke, Bauwerke der Pferdeeisenbahnstrecke, dazu Befestigungsanlagen, Grottenbahn und Bergbahn am Linzer Pöstlingberg sowie Erdställe in einigen Marktorten.
- Als landschaftliche Besonderheiten können zu Tage tretende Granitformationen, wildromantische Schluchttalabschnitte, wenige ausgeprägte Bach-Mäanderstrecken und schmallüssige Gewannfluren und Stufenrain-Terrassenlandschaften gelten.
- Naturkundliche Besonderheiten sind Restvorkommen von Heidelerche, Flussperlmuschel und Fischotter, besondere Lebensraumtypen wie ein Felstrockenrasen bei Niederwaldkirchen und Restvorkommen früher verbreiteter, heute aber selten gewordener Extensivgrünlandbiotope wie z.B. Niedermoorwiesen.
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Landschaftsgeschichte
- Nach langen Epochen der Abtragung bilden Granite und Gneise den unmittelbaren Untergrund der Raumeinheit.
- Im beginnenden Quartär kam es im Südwesten der Raumeinheit zu Ablagerungen von Urdonauschottern.
- Auf Grund markanter Hebungen des Südteils der Böhmischen Masse begann sich das gesamte Fließgewässernetz massiv in die Rumpflandschaft einzuschneiden. Gipfelfelsen und Hangblöcke wurden frei gelegt, an Hangfüßen kam es zur Ablagerung dicker Grusschichten.
- Erstmals trat der Mensch bei tundrenartigen Bedingungen als fallweiser Gast auf. In tiefer gelegenen Gunstlagen wurde er nach der letzten Eiszeit schließlich sesshaft und begann, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben.
- Ein Netz von Wegen bzw. Handelsrouten durchzog die weiten Urwaldgebiete der Raumeinheit mit ihren Luchsen, Wölfen und Bären.
- Zu Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. drangen Slawen vom Osten her in die Raumeinheit vor. Von Südwesten erfolgten langsam fortschreitend bayrische Ansiedlungen. Hierbei wurden teilweise schon die heute bestehenden Streusiedlungsgebiete begründet.
- Eine von Grundherrschaften vorangetriebene systematische Erschließung der mittleren bis hohen Lagen des Mühlviertels erfolgte etwa zwischen 1000 und 1200 n.Chr. Hierbei wurden Bauerndörfer und Marktorte mit charakteristischen Flurteilungen angelegt.
- Der Wald wurde stark zurückgedrängt. Wald und Flur waren in der Folge über etliche Jahrhunderte starken Übernutzungen (Nährstoffentzug, offene Wald-Weide-Lebensräume) ausgesetzt, was zu großer Artenvielfalt führte.
- Besonders landschaftsprägende Eingriffe erfolgten im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts im Zuge großflächiger landwirtschaftlicher Meliorationen, Kommassierungen und Kulturlandaufforstungen.
- Landschaftsformende Auswirkungen des agrarischen Strukturwandels halten noch immer an. Hierzu kam in den letzten 50 Jahren lokal massive Siedlungstätigkeit.