Leitstrukturen
- Enns und Steyr mit begleitenden Grünzügen:
Die Steyr sowie der begleitende Auen – Grünzug sind in weiten Bereichen relativ naturnah erhalten und stellen ein bedeutendes „Kerngebiet“ und Verbindungselement dar.
Der Flusslauf der Enns ist durch Flussregulierung und energetische Nutzung in seinem Erscheinungsbild beeinträchtigt. Das Auwaldband zeigt sich heute stark reduziert bzw. zerstückelt
- Terrassenkanten und Konglomeratwände:
Böschungsflächen und senkrecht abfallende Wände gliedern die Landschaft, besitzen lokale und regionale Bedeutung als Vernetzungs- und Trittsteinbiotope und zählen zu den artenreichsten Lebensräumen für Pflanzen und Tiere. Hierbei sind besonders naturnahe Laubwälder und Halbtrockenrasen hervorzuheben
- Flächige Waldbestände:
Die vorhandenen Waldbestände auf Hochterrasse und Niederterrasse (z.B. Dietacher Holz, Münichholz, Winklinger Holz und Waldbestände bei Steinfeld) bilden Trittsteine zu größeren Waldflächen außerhalb der Raumeinheit.
- Stallbach:
Der Stallbach verläuft am westlichen Rand der Raumeinheit zwischen Stadlkirchen und Enns. Gestreckter Verlauf und fehlende Ufergehölzsäume schränken den Nutzen des Verbindungselementes jedoch maßgeblich ein.
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Lebensraumtypen
- Fluss:
Die Enns ist in ihrer natürlichen Struktur verändert, Flachuferzonen gibt es bei Kronstorf sowie im Bereich der Flussinseln
Steyr verläuft großteils im Naturschutzgebiet „Unteres Steyrtal“, Naturnahe gewässermorphologische Strukturen mit teilweise ungestörten Verzahnungsbereichen zu Uferstrukturen kennzeichnen das Fließgewässer
- Flussinseln, Schotterbänke:
Zählen durch zunehmende Verbauung und Anlage von Kraftwerken zu Mangelbiotopen im Gewässerbereich. Insbesondere an der Steyr sind dynamische Schotterbänke ausgebildet
- Bäche, Gräben:
Stallbach im Westen der Raumeinheit ist weitgehend unstrukturiert, der Ramingbach (südlich von Münichholz) und der Himmlitzer Bach (wird beim Kruglwehr abgezweigt) weisen gut ausgebildete Ufergehölzsäume auf.
Im Umfeld von Gleink und Dietach existieren noch wenige, teilweise nur temporär wasserführende Gräben (ehemalige Entwässerungsgräben)
- Augewässer, Kleingewässer:
Altwasser nordwestlich vom Schloss Rosenegg mit Nassstandorten, Tümpel im Auwaldbereich an der Steyr
An der Enns geringe Verbreitung von Klein- und Augewässern (bei Kronstorf, Reichertinsel)
Mehrere Fischteiche in der Raumeinheit zerstreut (z.B. Fischteich beim Schloss Rosenegg, Stadtgut-Teiche nordöstlich von Dornach, südwestlich von St. Ulrich, etc.)
- Weichholzauwälder und Pioniergebüsche
Weiden- und Eschen-Auwälder existieren im Bereich der Kronstorfer Au und unterhalb des Wehres Thurnsdorf bei Thaling. Grauerlenauen stocken auf bewaldeten, natürlichen Inseln der Enns.
Entlang der Steyr gibt es im gesamten Gebiet zerstreut Silberweiden-reiche Weichholzauen (Bereich Steinfeld, Neuzeug, Sierninghofen, Untergründberg, Kruglwehr)
- Hartholzauwälder:
Teilweise großflächig entlang der Steyr mit dominanter Esche und daneben Ahorn, Berg-Ulme, Buche und Hainbuche
- Ufergehölz, Hecken:
Landschaftsprägende Ufergehölze gibt es entlang des Himmlitzer Baches und des Ramingbaches
Uferbegleitsäume bzw. Hecken auf Dammanlagen liegen entlang der Enns nördlich von Haidershofen sowie zum Teil entlang von Gräben auf der Niederterrasse vor.
Derzeit schwach ausgeprägt ist das Ufergehölz entlang des Stallabches
- Naturnahe Hangwälder:
Auf der Nieder- und Hochterrassenkante naturnah ausgebildet. Auf Steilufern an der Enns dominiert zumeist die Esche. Buchenwälder im Oberhangbereich der Terrassenkanten, Eschen-Ahornwälder besiedeln Unterhangzonen. Eichen-Hainbuchenwälder und Linden-reichere Wälder insbesondere im Oberhangbereich steil abfallender Niederterrassenböschungen. Punktuell existieren im Bereich der Konglomeratwände Schneeheide-Föhrenwälder.
- Unbewaldete Konglomerat- und Schlier-Steilhänge:
Unterschiedliche Standorte und Pflanzengesellschaften (z.B. Blaugrasrasen, Felsbandfluren) auf Konglomeratfelsen, Hangschultern, Felsritzen und im Bereich von Grundwasseraustritten
- Tuffbildungen:
Kleinräumig ausgebildete Tuffbildungen an Quellaustritten bei Ramingdorf sowie am Fuß der Niederterrassenböschung bei Kronstorf und vereinzelt entlang der Restwasserstrecke unterhalb von Thaling.
- Schutthalden, Schuttfluren:
Am Fuß der Steilabhänge bei Maria im Winkl
- Laubwälder der Nieder- und Hochterrasse:
Großflächige, artenreiche Eichen-Hainbuchenwälder mit teils höherem Anteil an Esche auf den Niederterrassen von Enns und Steyr (z.B. Steinfeld, Münichholz, Thaling, Winkling)
Eschenwälder auf der Lößdecke der Hochterrasse, oft in Fichtenkulturen umgewandelt
- Fichtenforste:
Stellen den überwiegenden Anteil flächiger Waldbestände dar
- Magerwiesen, Halbtrockenrasen:
Artenreiche Reste entlang der Hoch- und Niederterrassenböschung, die Bestände sind überaus artenreich und beherbergen unter anderem das größte Vorkommen der Kuhschelle in Oberösterreich.
Salbei-Glatthaferwiesen kommen insbesondere entlang von Straßen und als kleinräumige Grünlandzonen in der landwirtschaftlichen Flur vor
- Streuobstwiesen:
Kleinflächig im Nahbereich der Gehöfte, die günstigsten Standorte liegen im Bereich der weitgehend lößbedeckten Hochterrasse
- Anthropogene Vegetationsstrukturen, Sonderstandorte:
Bahndämme, Fettwiesen, Ackerflächen, Ruderalvegetation, Gärten, Parks, Begrünungen, Sport und Freizeitanlagen
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Tierwelt
- Enns und Steyr sind wichtiges Überwinterungs- und Durchzugsgebiet für Wasservögel. Mit über 100 Brutvogelarten zählt das Gebiet zu den artenreichsten Oberösterreichs.
- Typische Fischarten sind Strömer und Nase, Barben sowie Elritze. Huchen kommen in der Enns vor, die Untere Steyr ist reich an Äschen
- Neun Amphibienarten, darunter stark gefährdete Arten (Alpen-Kammmolch, Gelbbauchunke)
- Sechs Reptilienarten (z.B. Äskulapnatter)
Pflanzenwelt
- Kuhschellenvorkommen auf südexponierten Böschungen (eine Fläche im Ennstal, mehr als zehn Flächen für das Steyrtal sind dokumentiert)
- Elsbeerbaum: Nach derzeitigem Kenntnisstand weist der stark gefährdete Elsbeerbaum im Unteren Enns- und Steyrtal sein wichtigstes Verbreitungsgebiet in Oberösterreich auf.
- Weitere bedeutende Arten: Ähriger Ehrenpreis, Schopfige Traubenhyazinthe, Blut-Storchschnabel
Standortpotenziale
- Potenzial zur Entwicklung naturnaher Gewässerlebensräume in den Stauräumen der Enns
- Potenzial zur kleinräumigen Ausbildung naturnaher Auwalddynamik außerhalb der Stauräume
- Potenzial zur Renaturierung von Bächen und Gräben, insbesondere des Stallbaches
- Potenzial zur Entwicklung „Grüner Bänder“
- Potenzial zur Entwicklung strukturreicher Lebensräume in Schottergruben
- Potenzial zur Entwicklung und Erweiterung standorttypischer Waldbestände und gehölzreicher Kleinstrukturen
- Potenzial zur Entwicklung von Trockenlebensräumen
Landschaftsbild
- Die Grenzen der Raumeinheit sind landschaftlich deutlich erlebbar. Im Osten durch die Enns, im Westen durch den Übergang der weitgehend ebenen Hochterrasse zum Deckenschotterbereich des Traun-Enns-Riedellandes (Stallbach)
- Landschaftsprägende Elemente sind die Terrassenkanten, sowie die Flusslandschaften entlang Steyr und Enns
- Austufe:
Gekennzeichnet durch geringe Reliefenergie, visuelle Beeinträchtigungen im Flussbereich durch Kraftwerksanlagen, Gewerbeflächen sowie Straßenbrücken
Ursprüngliche Strukturformen lassen die Landschaft insbesondere im Nahbereich der Gewässer für den Betrachter abwechslungs- und erlebnisreich erscheinen
- Niederterrasse:
Mit Ausnahme der Terrassenböschung gering reliefiert. Siedlungsgebiete der Orte Thaling und Kronstorf prägen das Erscheinungsbild, Starkstromleitungen erreichen teilweise hohe visuelle Dominanz
Bestockte Terrassenkanten, flächige Waldbestände und zum Teil weitreichende Sichtbeziehungen in die Tallandschaften der Enns und Steyr bestimmen das Landschaftserleben
- Hochterrasse:
Weitgehend ebene, strukturarme Landschaft mit dominanter landwirtschaftlicher Nutzung
Sichtbegrenzende Elemente fehlen weitgehend dadurch weitreichende Sichtbeziehungen in den Bereich des Flysch-Berglandes
Typische Gehöftformen und Weiler dominieren den besiedelten Raum
- Verdichtetes Siedlungsgebiet:
Ursprünglichkeit der Landschaft ist nur mehr in fließgewässernahen Bereichen erlebbar, hoher Grad an Flächenversiegelung und Überbauung
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Besonderheiten
- Kulturhistorische Besonderheiten:
- Stadt Enns: Historischem Stadtkern
- Kronstorf: Pfarrkirche mit Wandmalereien aus 13. Jhdt, Schloss Schieferegg
- Dietach: Pfarrkirche aus 1299
- Steyr: Barockschloss Lamberg, historischer Stadtkern, Wehrgraben mit Museum Arbeitswelt, Stadttore
- Garsten: Ehemalige Stiftskirche, ehemaliges Stift, Schloss Rosenegg
- Sierning: Gotische Pfarrkirche
- Landschaftliche Besonderheiten:
- Stauraumgestaltung Reichertinsel, Staning
- Blickpunkte mit weitreichenden Sichtbeziehungen auf der Hochterrasse
- Typische „Weichholz-Au Bereiche“ bei Kronstorf und im Naturschutzgebiet „Untere Steyr“
- Dynamische Schotterbänke an der Steyr
- Landschaftsbild im Bereich der Winklinger Bucht
- Steil zum Fluss abfallende Konglomerat-Hänge
- Kronstorf: Pfarrkirche mit Wandmalereien aus 13. Jhdt, Schloss Schieferegg
- Naturkundliche Besonderheiten:
- Steil zur Enns und Steyr abfallende Konglomeratwände zählen außerhalb der Alpen zu den seltensten Lebensraumtypen
- Im Unteren Steyrtal liegen die größten Vorkommen der Gemeinen Kuhschelle in Oberösterreich
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Landschaftsgeschichte
- Landschaftsprägend waren Ablagerungs- bzw. Erosionsvorgänge während der Eiszeiten und Zwischeneiszeiten
- Siedlungstätigkeit, Landwirtschaft und wasserbauliche Eingriffe veränderten die Landschaft
- Erste Siedlungstätigkeiten im Raum Enns schon um 2000 v.Chr.
- Umfangreiche Rodungen seit dem 8. Jahrhundert
- Bis ins 19. Jhdt entwickelte sich eine durch Obstbaumwiesen, Raine und Hecken gegliederte Landschaft mit einem hohen Anteil an trockenen Magerwiesen. Heute sind davon nur mehr kleine Reste erhalten geblieben
- Tiefgreifende Veränderungen der Flusslandschaft der Enns durch die 1807 geplante „Fluszcorrection“, die Errichtung der Kraftwerke an der Enns erfolgte zwischen 1946 und 1967
- Industrielle Landwirtschaft, Energiegewinnung und rasch zunehmende Besiedelung veränderten die Raumeinheit nachhaltig
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