Leitstrukturen
Bei der Raumeinheit handelt es sich um einen typischen Teil der Flyschzone, in der auf Grund ihrer geologischen Gegebenheiten charakteristische übergeordnete Gliederungselemente von Natur aus kaum vorhanden sind.
- Als „Leitstruktur“ im engeren Sinn kann allenfalls die Aurach bezeichnet werden, die in der Raumeinheit ein großes Einzugsgebiet besitzt und diese vollständig und teilweise landschaftsdominant durchfließt.
- Landschaftsprägend und zugleich im Naturhaushalt von besonderer Bedeutung sind die kontrastreichen Waldrandlagen in deren Umfeld es zu einer Verdichtung der Artenzahlen kommt und die daher auch wichtige regionale Verbindungselemente darstellen.
- Der Wald kommt als Leitelement wenig zum Tragen. Vielmehr verbindet er auf Grund seiner geschlossenen Ausbildung die südlich anschließenden Kalkalpen (Höllengebirge) mit dem Alpenvorland (Vöckla-Ager-Hügelland)
Lebensraumtypen
Auf Grund der natürlichen Standortpotenziale und der menschlichen Nutzung haben sich in der Raumeinheit typische Lebensräume ausgebildet, die durch die geomorphologisch, hydrologisch und substratbedingte Differenzierung sehr vielfältig sind. Im Folgenden sind die für die Raumeinheit charakteristischen Lebensraumtypen angeführt.
- Nadelforste: Im Projektgebiet treten im wesentlichen Fichtenforste auf. Sie repräsentieren den überwiegenden Teil der Waldflächen (ca. 80-90 Prozent).
- Buchen- und Buchenmischwälder: Buchenwälder repräsentieren den häufigsten Laubwald der Raumeinheit und sind insbesondere im privaten Besitz noch häufiger und großflächiger anzutreffen.
- Eschen-Bergahorn-Wälder, Feucht- und Auwälder: In der Raumeinheit treten neben echten Schluchtwäldern auch feuchte bis nasse Eschenwälder (Riesenschachtelhalm-Eschenwald), Traubenkirschen-Eschenwald) und gut wasserversorgte aber nicht nasse Hang-Eschenwälder (Hängeseggen-Eschenwald) auf. In der Raumeinheit sind zumindest kleinflächig vor allem auch die Grauerlen-Au entlang der Bäche und Grauerlen-Feuchtwälder über Nass-Standorten vertreten.
- Kleingehölze, Ufergehölzsäume und Saumgesellschaften: In der Raumeinheit dominieren Biotoptypen wie: Markanter Einzelbaum, Kleinstwaldfläche und Gebüsch, Heckenzug, Baumreihe, Uferbegleitgehölz und Waldmantel in unterschiedlicher Dichte und Ausprägung.
Der Verlust an gehölzreichen Kleinstrukturen erfolgt vor allem durch Aufforstungen der Waldrandlagen, was zum „Verschlucken“ der Strukturelemente durch den sich ausbreitenden Wald führt.
- Lärchenwiesen: Lichte Wiesenwälder, die durch Eliminierung der Schattbaumarten entstanden sind und als Wiese oder Weide genutzt werden, findet man in der gesamten Raumeinheit eher kleinflächig und verstreut.
- Obstbaumwiesen: Sie stellen einen wesentlichen Bestandteil des bäuerlichen Charakters der Landschaft dar und sind noch bei vielen Gehöften der Raumeinheit, in der Regel aber eher kleinflächig, anzutreffen. Früher traditionell hoher Anteil an Zwetschkenbäumen.
- Extensivgrünland: Gebietsweise existieren noch artenreiche Extensivwiesen. Dazu zählen verschiedene Typen der Feuchtwiesen, mesophile Fettwiesen, Rotschwingelwiesen sowie Magerweiden. Selten sind auch noch Borstgrasrasen und Halbtrockenrasen anzutreffen.
- Almen: Almflächen sind traditioneller Bestandteil der Landwirtschaft und in den großen zusammenhängenden Waldflächen der Traun- und Atterseer Flyschberge von besonderem naturschutzfachlichen Interesse. Sie beherbergen vielfach extensiv genutzte Grünlandflächen (vgl. Extensivgrünland).
- Wassergebundene Biotope: In der Raumeinheit kommen zahlreiche Quellen (Quellaustritte) mit meist kleinflächigen, oft tuffbildenden Quellfluren vor, weiters viele kleine, oft nur zeitweise wasserführende Gräben. Stillgewässer, wie kleine Tümpel und Teiche sind nur kleinflächig und lokal vorhanden. Durch künstliche Stauung von Fließgewässern sind Klausseen entstanden (Taferlklaussee, Nadasdy-Klause), die relativ großflächige Verlandungszonen beherbergen.
- Moore: In der Raumeinheit gibt es nur das kleine Hochmoor beim Taferlklaussee sowie zwei größere Nasswiesen (Bichlhofwiese und das Untere Kirchbergmoos).
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Tierwelt
Kenntnisse über die Verbreitung von für den Naturschutz bedeutender Tierarten liegen lediglich in Form mündlicher Mitteilungen und eigener Beobachtungen vor:
- Auerwildpopulation im Bereich Krahberg, Miesenberg und Wiegeneck
- Zerstreute Vorkommen des Feuersalamander und lokal Grasfrosch (sehr geringe Populationsdichten in Folge weniger nutzbarer Stillgewässer z.B. Tierpark Hochkreut)
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Pflanzenwelt
Die Pflanzenwelt ist im Bereich der Traun- und Atterseer Flyschberge bisher nur unzureichend erforscht. Lediglich über jene für die im Einzelnen genannten Lebensraumtypen charakteristischen Arten können einigermaßen treffsichere Aussagen getroffen werden.
So ist etwa das Auftreten feuchtebedürftiger Bodenpflanzen wie Hängesegge und Riesenschachtelhalm typisch für Waldbestände auf Flysch. Auf Kalkbraunlehmstandorte kommen in Buchenwäldern Kleeschaumkraut, Bingelkraut, Buntreitgras, Waldsegge, auf Schlagflächen vor allem Brombeere vor.
In den wenigen Schluchtwäldern der Raumeinheit fällt das häufige Vorkommen des Wald-Geisbartes auf.
Seltene Arten sind insbesondere der Siebenstern (eines der wenigen Vorkommen in Oberösterreich südlich der Donau) sowie die Hartmann-Segge. In Feuchtwiesen treten rar gewordene Arten wie Geflecktes Knabenkraut, Davall-Segge, Niedrige Schwarzwurzel, aber auch Arnika, Kopf-Zwerg-Geißklee unter anderem selten gewordene Pflanzenarten auf.
Standortpotenziale
- Vernässungspotential: Relative Wasserundurchlässigkeit des Flysch führt zur Ausbildung von Tuffquellen, einer überaus hohen Gerinnedichte sowie zu zahllosen Hangvernässungen.
- Rutschungsanfälligkeit: „Rutschungshänge“, die sich durch das Abrutschen teilweise großflächiger Hangteile auszeichnen und damit lokal auch zu einer eigenartigen Reliefierung des Geländes führen, sind charakteristische Erscheinungen in Flyschgebieten
- Potenzial zur Ausbildung laubholzreicher Mischwälder: Auf dem Hintergrund der starken forstlichen Beeinflussung der Wälder im Bereich der Traun- und Atterseer Flyschberge ist es notwendig, auf dieses Potenzial hinzuweisen.
- Lebensraum für große Wildtiere: Die großen Waldflächen der Raumeinheit böten vielerlei Möglichkeiten zur Entwicklung von Populationen großer Wildtiere.
- Erholung: Die ansprechende Landschaft der Raumeinheit bietet Anreize für Erholungssuchende. Die Nutzung dieses Potenziales in landschafts- und standortschonender Form könnte in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des raumtypischen Grünlandanteiles leisten.
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Landschaftsbild
- Wellige Topographie mit vielfältiger Strukturierung, geschwungenen Linien und starken Farb- und Formenkontrasten ergeben ein malerisches Erscheinungsbild
- Nebeneinander von offenen und geschlossenen Räumen durch Wechselfolge von Offenland und Wald mit hohem Randlinieneffekt
- Gehöfte mit umgebenden Obstbaumwiesen, Schaf-, Pferde- und Kuhweiden vermitteln bäuerlichen Charakter
- Viele Aussichtspunkte mit Panoramablick und Fernsicht
- Starke Einsehbarkeit, insbesondere vom Attersee und Traunsee, schöne Landschaftskulisse
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Besonderheiten
- Kulturhistorische Besonderheiten:
- Wallfahrtskirche auf dem Richtberg (Weyregg)
- Hoarstubn beim Bruckbacherhof (Flachsstube, erbaut 1850, Freilichtmuseum) (Weyregg)
- Großalmgut mit Kapelle und ältestem größtem gezimmertem Stadl Österreichs (Altmünster)
- Kirche in Steinbach: Pfarrkirche aus dem Anfang des 16. Jhdts. spätgotischer Bau mit barockem Zwiebelhelm, Lage der Kirche ortsbildprägend
- Gahbergkapelle: Keltisch-heidnische Kultstätte (Weyregg)
- Neukirchner Heimathaus: Ausstellung über handwerkliche Produktion von Holzgeräten, Holzspielzeug, hölzernen Krippenfiguren (Altmünster)
- Clodihof: Vierkanthof in Imwinkel 3, Denkmalschutz (Traunkirchen)
- Mittertenn-Einhöfe (Einhöfe mit dem charakteristischen Hausruckdach)
- Hausmühle in Steinbach
- Nadasdy-Klause: Hauptklause des Aurachflusses seit 1716, Holztransportweg bis Kufhaus für die Saline in Ebensee (Altmünster)
- Landschaftliche Besonderheiten:
- Kleinreliefierte Flyschhügel und Flyschgräben
- Almen: Im Vergleich mit den übrigen Almen Oberösterreichs werden die Almen des Gebietes sehr lange bewohnt, darüber hinaus zählen sie zu den bedeutendsten Ausflugszielen der Region (gute Fernsicht, Blickbeziehungen zu den Seen)
- Viele Aussichtspunkte mit Panoramablick auf Traun- und Attersee sowie das Alpenvorland
- Naturkundliche Besonderheiten:
- Lärchenwiesen: Lärchenwiese sind im gesamten oberösterreichischen Flysch-Hügelland verbreitet und stellen ein sehr charakteristisches, auffälliges naturnahes Kulutrlandschaftselement dar
- Borstgrasrasen: Borstgrasrasen („Nardeten“) zählen zu den seltensten Wiesentypen im gesamten EU-Raum. Sie treten in der Regel nur mehr kleinflächig an nährstoffarmen, trockenen bis feuchten Wiesen und Weiden auf und sind in der Raumeinheit noch auf einigen Almen anzutreffen.
- Hartmann-Segge: Von dieser österreichweit vom Aussterben bedrohten Pflanzenart ist in der Raumeinheit Traun- und Atterseer Flyschberge ein ausgedehntes Vorkommen bekannt.
- Taferlklaussee: Klaussee mit relativ seltener Schwimmblatt- und Verlandungsvegetation sowie unmittelbar anschließendem kleinen Hochmoor. Im Einzugsbereich eines einmündenden Baches eine kleine Grauerlenau
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Landschaftsgeschichte
- Besiedelung der Flyschhügel erfolgte überwiegend zerstreut durch Einzelhöfe und Weiler, der sonnige Hang wurde besser und höher hinauf besiedelt als die Schattenseite
- Dörfliche Strukturen entwickelten sich auf Schuttkegeln und Terrassen, Bandsiedlungen entlang von Tälern
- Forstwirtschaftliche Nutzung unter anderem auch für die Holzversorgung im Zuge der Salzgewinnung von Bedeutung, Verbringung des Sudholzes von den Aurachforsten über die Nadasdy-Klause nach Ebensee zur Saline
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