Leitstrukturen
- Der hohe Waldanteil (Hochsauwald) stellt in Verbindung mit den ausgedehnten Wäldern der angrenzenden Raumeinheiten (Böhmerwald, Hausruck etc.) einen über weite Strecken geschlossenen Grünzug dar, der als wichtige Wanderstrecke für verschiedene Säugetierarten dient (Luchs) und künftig weiter an Bedeutung gewinnen könnte.
Lebensraumtypen
- Wälder:
- Der (Tannen-) Buchenwald als standortgerechte Waldformation wurde zum Großteil durch die Umwandlung in Fichtenforste zurückgedrängt.
- Beim Eichen-Birkenvorwald („Hoad“) handelt es sich um ein Sukzessionsglied von bodensauren Schlagflächen.
- Durch (frühere) Niederwaldnutzung entstandene Eichen-Hainbuchenwälder finden sich nur sehr lokal am Südrand der Raumeinheit.
- Auf den tertiären Schottern im Westteil des Sauwaldes stocken größere, aus früherer Streunutzung hervorgegangene Föhrenwälder.
- Frische und feuchte Waldtypen wie Moor- und Schluchtwälder sind heute oft nur mehr kleinflächig entwickelt. Bachuferbegleitende Gehölzstrukturen sind allerdings in weiten Teilen der Raumeinheit entsprechend vorhanden.
- Moore:
- Der Großteil der Moore wurde in den 1960er Jahren entwässert und zum Teil aufgeforstet beziehungsweise in Wirtschaftsgrünland umgewandelt.
- Die verbliebenen Reste der Moorflächen beherbergen immer noch zahlreiche gefährdete Pflanzen- und Tierarten.
- Unter den Hochmooren ist besonders das Filzmoos zu nennen, welches in Folge der Entwässerungen heute seine natürliche Gliederung weitgehend verloren hat.
- Die erhalten gebliebenen Niedermoorflächen werden heute oft durch den Nährstoffeintrag der angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen nachhaltig verändert.
- Wiesen:
- Von den verbliebenen Feuchtwiesentypen kommen noch die Waldbinsensümpfe, Seegraswiesen, Kohldistelwiesen, Sumpfkratzdistelwiesen, Schlangenknöterichwiesen und Pfeifengraswiesen in der Raumeinheit vor.
- Magerwiesen (Rotschwingel-Rotstraußgraswiese, Borstgrasrasen, Halbtrockenrasen) treten heute nur mehr sehr kleinflächig auf.
- Das artenarme, meist drei- bis vierschnittige Intensivgrünland dominiert die vorhandenen Wiesentypen.
- Gewässer:
- Die in der Raumeinheit vorhanden Stillgewässer wie Lösch- oder Fischteiche werden nur von wenigen Wasserpflanzen besiedelt (z. B. Kanadische Wasserpest, Teichlinsen). Die Uferbereiche werden meist von hochwüchsigen, nährstoffreichen Gesellschaften gebildet.
- In den fließenden Gewässern finden sich außer Moosen und Algen praktisch keine Pflanzen.
- Galeriewälder entlang von Bächen werden vor allem von der Schwarzerle dominiert.
- Weitere Lebensraumtypen:
- Neben nur noch vereinzelt vorhandenen Hecken, Feldrainen, Lesesteinmauern und mitunter auch einzelnen Steinbrüchen stellen besonders Streuobstwiesen wichtige Rückzugsräume für seltene Pflanzen- und Tierarten dar.
- Blockhalden und andere Felslebensräume sind im Sauwald nur sehr selten und beschränken sich auf Sonderstandorte wie am Haugstein oder im Bereich des Leitenbach-Durchbruches.
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Tierwelt
- Unter den Säugetieren verdienen die Biber- und Fischottervorkommen am Großen Kößlbach und der Einzelnachweis des Großen Abendseglers, einer Fledermausart, Beachtung.
- Aktuelle Brutvorkommen der Schleiereule, des Mittelspechtes und des Uhus finden sich ebenfalls in der Raumeinheit.
- Aus der im Sauwald gut bearbeiteten Schmetterlingsfauna ist unter anderem das Vorkommen des Großen Eisvogel für Oberösterreich bedeutend.
- Besonders bedeutungsvoll sind die Reste der ehemals großen Flussperlmuschelpopulationen.
Pflanzenwelt
- Unter den atlantisch verbreiteten Florenelementen, welche im Sauwald bedingt durch das Klima verstärkt vorkommen, ist vor allem der Salbei-Gamander zu nennen.
- Das raue Klima und der zumindest ehemalige Reichtum an Mooren und Feuchtwiesen ermöglicht auch das Vorkommen zahlreicher Arten mit einem nordischen Verbreitungsschwerpunkt (z. B. Siebenstern).
- In den letzten Resten der Mager- und Halbtrockenrasen finden sich noch eine Vielzahl an bedrohten Pflanzenarten wie z. B. Silber-Distel oder Arnika.
- Bemerkenswert ist auch die Pioniervegetation in den Schottergruben und Steinbrüchen (Schlammkraut, Sumpfquendel, Ei-Sumpfbinse unter anderem).
- Auch manche Gewässer des Sauwaldes bieten mit dem Vorkommen des Quellkrauts eine Besonderheit.
- In den letzten naturnahen und natürlichen Wäldern können noch der Straußfarn bzw. in den Moorwäldern die Drachenwurz angetroffen werden.
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Standortpotenziale
- Potenzial zur (Weiter-) Entwicklung naturnaher Waldgesellschaften.
- Potenzial zur Entwicklung artenreicher Klein- und Kleinststandorte entlang von Störlinien und punktuellen Störstellen innerhalb der Forste.
- Potenzial zur Entwicklung strukturreicher Waldränder.
- Potenzial zur Wiedervernässung trockengelegter Standorte.
- Potenzial zur Entwicklung extensiver, bodensaurer Wiesenstandorte.
- Potenzial zur Entwicklung typischer Bachbegleitflora.
- Potenzial zur Entwicklung von durchgängigen Wildlebensräumen.
- Potenzial zur Entwicklung von naturnahen Stillgewässern.
- Potenzial zur Entwicklung naturnaher Fließgewässer-Oberläufe.
- Potenzial zur Entwicklung der Kulturlandschaft.
- Potenzial zur Entwicklung naturnaher Lebensräume in Schottergruben und Steinbrüchen.
Landschaftsbild
- Der Sauwald ist eine äußerst harmonische Landschaft mit kleinräumigen Becken und Kuppen.
- Deutlich abgesetzt vom Rest der Raumeinheit ist der Hochsauwald mit seinen aus Blockburgen bestehenden Gipfeln (Haugstein, Hochwendstein).
- Bestimmt wird das Landschaftsbild vom reizvollen Wechselspiel zwischen landwirtschaftlichen Kulturflächen, kleineren und ausgedehnten Wäldern sowie den zahlreichen Weilern und einzelnstehenden Bauernhöfen.
- Die Bäche werden über weite Strecken von Galeriewäldern gesäumt und gliedern sich dadurch harmonisch in die Landschaft ein.
- Zusätzlich kann man von mehreren Örtlichkeiten des Sauwaldes einen prachtvollen Überblick in die angrenzenden Raumeinheiten bis hin zu den Alpen gewinnen.
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Besonderheiten
- Kulturhistorische Besonderheiten:
- Zahlreiche meist romanische und gotische Pfarrkirchen
- Das Gefechtsfeld bei Eisenbirn und der Schanzgraben in der Gemeinde Kopfing erinnern an die Auseinandersetzungen während des Spanischen Erbfolgekrieges
- In der Gemeinde Neukirchen am Walde kann der Hof des berühmten Bauernführers Stefan Fadinger besucht werden
- Zusätzlich sind in der Raumeinheit zahlreiche regionstypische Kulturgüter wie die Gattersäulen , Erdställe, Troadkästen oder eine Anlage zur Aufbereitung des Getreides für die Viehfütterung (Stampfn) erhalten geblieben
- Landschaftliche Besonderheiten:
- Wollsackverwitterungen im Gipfelbereich der höchsten Erhebungen des Sauwaldes wie z. B. am Hochwendstein
- Der Wackelstein bei Dornedt
- Zahlreiche Aussichtspunkte wie der Paschinger Hügel, der Mayrhoferberg oder jener im Gaiser Wald
- Zahlreiche natürliche Gewässerabschnitte mit gewundenem Verlauf und kleineren Durchbruchstälern
- Naturkundliche Besonderheiten:
- Die Vorkommen der Flussperlmuschel in mehreren Gewässern der Raumeinheit
- Vögel wie der Uhu oder der Mittelspecht weisen im Sauwald Brutvorkommen auf
- In der Schmetterlingsfauna finden sich mehrere seltene Arten wie der Große Eisvogel
- Die Pflanzenwelt beherbergt unter anderem mit dem Schlammkraut, dem Siebenstern, der Ei-Sumpfbinse und dem Waldläusekraut zahlreiche bemerkenswerte und seltene Vertreter der heimischen Flora
- Die letzten Reste der Moore, Feuchtwiesen und Magerrasen beherbergen immer noch eine Vielzahl an gefährdeten Pflanzen- und Tierarten
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Landschaftsgeschichte
- Die isolierte Lage der Raumeinheit verhinderte eine frühe Besiedelung. Nur im äußersten Randbereich gibt es einige Funde aus dem Neolithikum und der Bronzezeit.
- Erst die Römer sorgten für die Anlage zweier Straßen durch den Sauwald.
- Im 8. Jh. setzte unter den Bajuvaren die zögernde Besiedelung der Randlagen der Raumeinheit ein.
- Zur intensiveren Besiedelung kam es erst später unter zahlreichen Adelsgeschlechtern und dem Bistum Passau, die zu Beginn des 10. Jh. erstmals den Namen Passauer Wald urkundlich erwähnten.
- Nach den großen Rodungen und der bis in die Mitte des 19. Jh. üblichen Waldweide kam der Viehzucht die tragende Rolle zu. Die schlechten Böden und das Klima der Region verhinderten einen intensiveren Ackerbaubetrieb.
- In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg kam es durch die intensiven Entwässerungen und die Züchtung widerstandsfähiger Getreidesorten zu einem völligen Umbruch in der Landwirtschaft mit negativen Folgen für die Artenvielfalt.
- Der Sauwald blieb mit Ausnahme des Spanischen Erbfolgekrieges im 18. Jh. von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont.