Leitstrukturen
- Als überörtlich wirksame Leitstrukturen fungieren in erster Linie eingeschnittene Talzüge mit ihren vielfältigen Lebensräumen und die Fließgewässer selbst. Sie vermitteln hauptsächlich ins Zentralmühlviertler Hügelland und nach Südböhmen.
- Von hoher ökologischer Bedeutung sind (Groß-)Waldkorridore, speziell als Wanderleitlinien für Großsäuger oder als Ausbreitungsachsen für waldbewohnende Standvögel wie Haselhuhn und Sperlingskauz (z.B. die Bereiche Kerschbaumer Sattel, Miesenwald, Bannholz, Dreieggwald und Breitlüsser Wald).
Lebensraumtypen
- Mager- und Feucht- beziehungsweise Moorwiesen:
- Mager- und Bürstlingswiesen: Oft nur mehr an Wiesensäumen, flächig aber kaum mehr. Typisch sind Zittergras, Bürstling, Teufelsabbiss, Arnika.
- Feucht-, Sumpf- und Moorwiesen sowie Wiesen-Quellmoore: Früher die verbreitetsten Wiesen der Raumeinheit, heute vereinzelt noch als Einzelparzellen vorhanden. Typisch sind Kleinseggenbestände, Kriechweide, Schmal- und Breitblättriges Wollgras u.v.a.
- Verbliebene Feuchtstellen im Intensivgrünland weisen nur mehr wenige typische Nässezeiger auf, etwa Sumpfdotterblume und Flatterbinse.
- Grusrasen: Kleinstflächig, meist an Böschungen; typisch sind Ausdauernder Knäuel, Wiesen-Hainsimse, Frühlingssegge, Feldthymian, Heidenelke.
- Hutweiden: Als flursteinreiche, seichtgründige Flächen standortsbedingt selten; heute meist verwaldet und nur ganz vereinzelt in Relikten noch bewirtschaftet; magerwiesenartige Vegetation.
- Fettwiesentypen: Mäßig gedüngte, 2(-3)-mähdige, oft relativ artenreiche Wiesen, meist als Heuwiesen von wirtschaftlicher Bedeutung. Sowohl in feuchterer Ausbildung (z.B. mit Kukuckslichtnelke), als auch in bodenfrischer, weniger nährstoffreichen Form (z.B. Glatthaferwiesen mit Margerite, Rotschwingelwiesen mit z.B. Kleiner Bibernelle, oft auf vormaligen Ackerstandorten)
- Intensivgrünland beherrscht heute das Bild der Raumeinheit: Extrem artenarme Bestände einiger Grasarten, mit Löwenzahn, Weißklee, usw. Häufige Mahd und intensive Düngung vor allem mit Jauche oder Gülle.
- Brachen und Gehölzsukzessionen: Brachen der unterschiedlichsten Wiesentypen sowie anmoorige Standorte sind durch Verbuschung und Weiterentwicklung Richtung Wald gefährdet, erfüllen vor allem in intensiv genutzten Offenfluren wichtige Ausgleichsfunktionen als ungestörte Lebensräume, hauptsächlich für Tierarten.
- Saumbiotope an Gehölzrändern und länger nicht mehr gemähten Rainen; relativ artenreich und mit besonderen Artenvorkommen ausgestattet sind vor allem mesophile oder magere Säume an Sonn-Standorten; gefährdet durch Nährstoffeinträge, teils Beschattung infolge fortschreitender Verwaldung.
- Wenig gemähte Weg-, Wiesen- und Flursteinsäume: Sehr verschiedenartig mit Gold-Kälberkropf, Skabiosen-Flockenblume, Echter Goldrute, u.a.
- Montane Hochstaudenfluren und Ufersäume: Punktuell im Bereich schattiger Bachtäler mit Waldlichtungen
- Raine: Meist auf Böschungen, häufig mit Lagerungen von Lesesteinen, die wichtige Unterschlupforte und Sonnplätze für zahlreiche Tiere darstellen. Im Gebiet noch relativ verbreitet aber nur kleinräumig z.B. Böschungs-Mähraine, Raine mit Zwergstrauchheiden, v.a. mit Heidelbeere.
- Lockere Dornbuschbestände sind relativ kurzlebige Entwicklungsstadium an trocken-sonnigen, mäßig mageren Rainen und in trockenen Hutweiden; mit Wildrosen und Weißdorn; in der Region selten, durch Verwaldung bedroht. Neuntöter und Dorngrasmücke sind typische gefährdete Vogelarten; schattige Raine in höheren Lagen bestocken sich teils mit Grünerle.
- Hasel- und Baumhecken: Oft von lichtliebenden Pioniergehölzen wie Birke, Espe und Rotföhre, teilweise Salweide (Vorwaldgehölze) gebildete Verwaldungsstadien auf Böschungen und breiten Rainen.
- Steinige Bühel (oder bühelartige Rainverbreiterungen): Punktuell verbreitetes Ödland meist mit Vorwaldbeständen oder schon mit Bergahorn, Esche oder Stieleiche.
- Markante Flurbäume, Alleen, Baumreihen und Baumgruppen: Vereinzelt auftretende landschaftsästhetisch hoch wirksame, ökologische Bereicherungen in Offenländern.
- Obstwiesen und Obstreihen bereichern bäuerliche Siedlungsränder, fehlen teilweise aber (bereits) völlig.
- Hausbäume stellen vor allem landschaftsästhetische Bereicherungen dar.
- Durch historische Übernutzung degradierte Fichten-Rotföhrenmischwälder mit Heidelbeere, und starken Moos-, Pilz- und Flechtenvorkommen sind v.a. an Südwesthängen der Raumeinheit typisch.
- Natürliche Fichtenwälder und Fichten-Föhren-Moorbirken-Anmoorwälder auf Torfuntergrund, ehem. Torfstichen oder sehr schlechten Böden in ungünstigen Klimalagen sind ebenfalls von Heidelbeere im Unterwuchs beherrscht; typisch sind Vorkommen von Torfmoos, Peitschenmoos und Woll-Reitgras.
- Hochmoorkerne bilden gehölzarme, natürliche Waldlichtungen mit Scheidigem Wollgras, Rauschbeere und Moosbeere; Vorkommen in der Tobau bei Wullowitz, Förau bei Hellmonsödt und im südlichen Dreieggwald bei Reichenau; Gefährdung durch Entwässerungen.
- Fichten-Tannenwälder und Fichten-Tannen-Buchenwälder gäbe es von Natur aus in der Raumeinheit relativ häufig, sie sind jedoch anthropogen verfichtet. Im Unterwuchs können Wald-Schachtelhalm, Schattenblümchen, Sauerklee und Seegras stehen. Vor allem im bergigeren Osten der Raumeinheit auf schattseitigen Unterhängen ist der Alpenglöckchen-Fichten-Tannenwald ziemlich verbreitet.
- Buchen-Föhrenmischwälder: Punktuell im Osten, Aggregationsstufe von Föhren- in Richtung Buchenwald. Im Unterwuchs mischen sich Heidelbeere und Gewöhnliche Hainsimse.
- Mischwälder mit Stieleiche: An sonnigen, teils etwas felsigen Oberhanglagen z.B. randlich des Freistädter Beckens deuten sich von Natur aus eichendurchmischte Waldpartien an. Weitere Stieleichenvorkommen besonders im niederschlagsärmeren östlichen Mittelteil der Raumeinheit im Bereich sonniger Waldränder und in Feldgehölzen.
- Edellaubwälder: Winterlinden-Bachbegleit- und teils schluchtwaldartige Hangwälder mit Mullbodenpflanzen gibt es ganz vereinzelt im Jaunitztal.
- Bachufergehölze: An Bächen verbreitete Gehölzbestände mit vorwiegend Schwarz- und Grauerle, Bruchweide (freie Sonnlagen) und Traubenkirsche.
- Kleinräumige Grauerlenauen längs der Maltsch von Mairspindt bis Hammern sowie an der Feldaist und einzelnen kleineren Bächen.
- Schwarzerlen-Sumpfwälder mit Sumpfdotterblume und Seggenarten, teilweise mit Alpen-Hexenkraut sind immer nur kleinflächig ausgebildet. Sie können sich bei Wiederverwaldung von Sumpfwiesen bilden.
- Fichtenforste: Sind heute der verbreitetste Waldtyp in der Raumeinheit (zum Beispiel Miesenwald östlich Leonfelden).
- Vorwaldgehölze und Schlagfluten sind vielgestaltig vorhanden.
- Quellen/Naßgallen: Selten und kleinflächig treten Sauerwasser-Naßgallen (mehr oder weniger torfbildend, eher Hochlagentyp) und Süßwasser-Nassgallen (mehr oder weniger mullhumusbildend, mit Milzkraut, Bach-Greiskraut und Springkraut) im Wald auf.
- Fließgewässer sind als kaum fließende Wiesengräben mit viel krautiger Vegetation, kleine Bäche und steinreiche Bäche mit hohem Strukturreichtum vorhanden. Maltsch und Teile der Feldaist sind als mäandrierende, tieflandartige Bäche mit umgebenden breiten, feinsedimentdominierten Auen ausgestattet.
- Altwässer im Bereich von Bachauen sind besonders wichtige Amphibien-Laichplätze.
- Stillgewässer: Teiche treten in naturnaher Form mit vielen Schwimmblattpflanzen als auch als betonierte Löschteiche auf. In Moorgebieten sind äußerst seltenen Moortümpel mit hochgradig gefährdeter Zieralgen vorhanden. Kleine Tümpel und Wegpfützen dienen als Tränke, Bad oder eigener Lebensraum.
- Felsen, Flursteine und Natursteinmauern: Neben typischen Wollsackverwitterungen (meist auf Hügelkuppen oder an Taleinhängen) treten punktuell Felsen innerhalb von Bachbetten in Engtalbereichen auf. Lokal typisch ist anstehendes Gestein in Büheln, meist noch um Klaubsteine ergänzt. Auf größeren Felshängen und in Steinbrüchen nistet der Uhu. „Belebte“ Mauern findet man zum Beispiel an sehr alten Gebäuden, an Hausruinen und im Bereich von Mühlen.
- Äcker sind wichtige Feldbrüterlebensräume bei offenem Landschaftscharakter, kleinteiliger, randlinienreicher und extensiver Bewirtschaftung für Rebhuhn, Wachtel, Feldlerche und teilweise Kiebitz. Durchmischung mit Wiesen wirkt sich hierbei oft positiv aus.
- Artenreiche Ackerbeikrautfluren (Segetalfluren) mit Acker-Hundskamille, Windhalm und Kornblume entwickeln sich in extensiv bewirtschafteten Feldfruchtkulturen (Spritzmittelverzicht oder extensive Bio-Wirtschaft ohne Striegeln), vor allem aber an deren Rändern. Für grusige Standorte typisch sind Kleiner Sauerampfer und Einjahres-Knäuel.
Natur und Landschaft - Fotos
Tierwelt
- Trocken-magere Grünlandbiotope sind Lebensraum von Rotleibigem Grashüpfer, Kleiner Heidegrashüpfer und Steppengrashüpfer. Die Schnarrschrecke ist wahrscheinlich ausgestorben
- Nassbrachen, besonders an der Maltsch, werden von speziellen Köcher-, Eintags- und Steinfliegenarten, Kurzflügeliger Schwertschrecke, Sumpfschrecke und Bekassine besiedelt
- Im Raum Wullowitz – Leopoldschlag treten Elch, Laubfrosch, Teichfrosch, Birkhuhn, Wachtelkönig und Raubwürger auf
- Nur mehr wenige, kleine, verteilte und höchst gefährdete Restvorkommen von Wiesenvögeln, besonders Braunkehlchen
- Naturnahe Bachabschnitte mit geringen Restvorkommen der Flussperlmuschel, mit abschnittsweise guten Bachneunaugenbeständen, mit geringen Flusskrebs-Restbeständen, guten Wasseramselbeständen und Einzelvorkommen des Eisvogels und der Grünen Keiljungfer (Libellenart)
- Magere Landlebensräume mit Vorkommen von Bergeidechse und Schlingnatter und geringen Restvorkommen der Kreuzotter sind selten geworden
- In den Wäldern leben Sperlingskauz, Raufußkauz und Haselhuhn
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Pflanzenwelt
- In Moor- und Anmoorwiesen, Bürstlingsrasen und andere Magerwiesen leben Rundblättriger Sonnentau, Gewöhnliches Fettkraut, Arnika, Kriechweide u.a.
- Eher magere Feuchtwiesenbrachen und nasse Säume wiesen mitunter Raritäten wie Hartmann-Segge, Sumpfhaarstrang und Wasserschierling auf
- Besonderheiten an Säumen sind Färberginster und Deutscher Ginster, Steinbeere im Graslbachtal bei Allhut und Feuerlilie
- Typisch auf Feldwegen ist die Acker-Schuppenmiere
- Wacholder als Hutweiderelikt besonders an Rainen
- Besonderheiten in Gewässern sind Knoten-Laichkraut, Großer und Kleiner Wasserschlauch, Wasserampfer und Großblüten-Hahnenfuß
- Besonders an der Maltsch streten Ufer-Strauchweidengebüsche mit Mandelweide und vereinzelt Lorbeerweide auf
- Seltene Hochlagenarten sind Alpenbrandlattich, Sprossender Bärlapp, Österreichische Gemswurz und Quirlweißwurz
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Standortpotenziale
- Potenzial zur Entwicklung naturnaher Laubmisch- und Nadelwälder mit Alt- und Totholz
- Potenzial zur Renaturierung von Hoch- und Übergangsmooren durch Wiedervernässung und Drainagerückbau
- Potenzial zur Entwicklung von Acker-Lebensgemeinschaften hinsichtlich der Ackerbegleitflora und von Feldbrütervorkommen
- Potenzial zur Schaffung von Ackerbrachen und zur Grünlandextensivierung, speziell für die Entwicklung von Wiesenbrütergebieten
- Potenzial zur Aushagerung von Grünlandstandorten
- Potenzial zur Renaturierung von Fließgewässern und zur Wiederherstellung des Fließgewässerkontinuums
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Landschaftsbild
- Das Landschaftsbild des Leonfeldner Hochlandes ist von Weitläufigkeit und Übersichtlichkeit geprägt. Weite Horizonte lassen Wetter, Wolken und Sternenhimmel hautnah erleben.
- Markante Baumgestalten und allgemein die Feldgehölze können die Fluren besonders kontrastieren.
- Auch menschliche Ansiedlungen kommen stark zur Geltung.
- Weitere Reize dieser Landschaft stellen im Hochsommer die Getreidefelder mit ihren warmen Erdfarben dar.
- Ausgangspunkt für das Erleben der Landschaft sind meist die Feldwege.
- Interessant präsentieren sich immer wieder die Einblicke in den weiten Norden über Böhmen - umrahmt von Sternstein und den Freiwaldhöhen, durchaus gleichberechtigt mit den sonst im Mühlviertel stark vorherrschenden Südblicken vor der Kulisse der Alpenkette.
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Besonderheiten
- Kulturgeschichtliche Besonderheiten:
- Kirche Maria Schnee bei Hiltschen (Leopoldschlag)
- Schloß Waldenfels bei Reichenthal
- Pferdeeisenbahntrasse im Großraum Summerau mit Viadukten
- Schwedenschanze Rading bei Leonfelden
- Bauernkriegsdenkmal bei Reichenthal
- Landschaftliche Besonderheiten
- Heidenstein bei Eibenstein
- Maltschtal mit ausgeprägter Mäanderstrecke, Sumpfbrachen und Weidenauen
- Aussichtsplätze, teils mit Alpenblick
- Naturnaher Abschnitt des Feldaisttales zwischen Freistadt-Graben und Unterpaßberg
- Naturkundliche Besonderheiten
- Besondere Tiervorkommen, zum Beispiel Grenzgänger-Elche in der Maltschniederung und Wiesenbrüterrefugien in der Hagau bei Leonfelden und an der unteren Maltsch
- Besondere Pflanzenvorkommen, zum Beispiel Wasserschierling im Bereich Wullowitz-Stiegersdorf; Restvorkommen von Mager-, Feucht- und Moorwiesen; Waldmoore und Moorwälder
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Landschaftsgeschichte
- Die Raumeinheit entstammt der variszischen Gebirgsbildung im Erdaltertum.
- Ab ca. 11000 vor Christus kam es nach tundrenähnlichen Verhältnissen mit schütterem Bewuchs zu einer langsamen Wiederbewaldung.
- Lokalen, wohl nur kleinflächigen Dauersiedlungsraum stellte das Leonfeldner Hochland sehr zögerlich mit slawischer Besiedlung ab ca. 750 nach Christus dar.
- Als Nord-Süd-Transitroute war vor allem der Raum nördlich Freistadt von europaweiter Bedeutung, auch die Achse über Leonfelden ist von historischer Bedeutung. Diese Übergänge über den „Nordwald-Hauptkamm“ dienten auch wandernden Völkern und Heerscharen als Durchzugsgebiet.
- Erst mit der von adeligen Grundherrschaften und Klöstern betriebenen systematischen Ansiedlung bayrischer Bevölkerung – ausgehend vom Alpenvorland – kam es um das 12. bis 13. Jahrhundert nach Christus zur flächigen Besiedlung mit der heutigen Siedlungsstruktur (Waldhufendörfer) und zur Landteilung sowie zur Schaffung unserer Kulturlandschaft. Ihr Alter beträgt also großteils etwa 850 Jahre.
- Es erfolgte in den Folgejahrhunderten langsam ein Umbau der Naturwälder in Richtung fichtenreicher Forste oder föhrenreicher Wälder. Gleichzeitig etablierten sich reichhaltige Lebensgemeinschaften im Kulturland, besonders im Bereich der Wiesen.
- Gravierende, besonders kurzfristige Änderungen der Landschaft und ihrer Tier- und Pflanzenbestände, fanden schließlich in den letzten 50 Jahren ab Einsetzen der Technisierung statt.