Die Ergebnisse des Beweissicherungsprojekts Kernkraftwerk Temelin zeigen, dass die in Oberösterreich gemessenen Aktivitäten durch natürliche Radionuklide der Uran-Radium- und der Thorium-Zerfallsreihe sowie durch Kalium-40 (40K) bestimmt werden. An künstlichen Radionukliden werden immer noch Depositionen von Cäsium-137 (137Cs) durch den Tschernobylfallout 1986 sowie Reste des Kernwaffenfallouts der 1960er Jahre festgestellt.
Die Messergebnisse der Bodenproben zeigen eine durch die Migration bedingte Abnahme der 137Cs-Aktivitätskonzentration im obersten Bodenhorizont. Zur Ermittlung des Migrationsverhaltens von der Bodenoberfläche in den Boden wurden die Bodenproben von 6 Schichten von je 5 cm genommen. Die Auswertungen zeigen unterschiedliche Migrationsgeschwindigkeiten in den beprobten Böden. Die 137Cs-Aktivitätskonzentration ist nach wie vor in den beiden obersten Schichten am höchsten. Hingegen ist die 40K-Aktivitätskonzentration in den verschiedenen Bodenschichten auf sehr ähnlichem Niveau.
Grundsätzlich wird eine starke Variation der 137Cs-Aktivitätskonzentration im Bewuchs festgestellt. Diese Schwankungen sind möglicherweise auf das unterschiedliche Wachstumsstadium der Pflanzen beim Schnitt, das jeweilige Jahresklima bzw. die Wetterverhältnisse kurz vor dem Schnitt, die Direktkontamination mit Erde bei Gewitter (splash) sowie statistische Schwankungen aufgrund des Probenahmemodus zurückzuführen. Aus den gleichen Gründen schwanken auch die 40K-Konzentrationen von Jahr zu Jahr. Mittels der Messergebnisse konnten Transferfaktoren zwischen Boden und Pflanze (Bewuchs) bestimmt werden.
Die Messergebnisse der Getreideproben weisen derzeit sehr geringe 137Cs-Aktivitätskonzentrationen auf. Dies lässt sich daraus erklären, dass das 137Cs im Boden durch die landwirtschaftliche Bearbeitung durchmischt und gleichmäßig in den obersten 30 bis 50 cm des Bodens verteilt ist. Somit steht für die Pflanzen eine geringere Konzentration zur Verfügung wie für den Bewuchs auf unbearbeiteten Flächen. Auch die gemessene Strontium-90 (90Sr)-Aktivitätskonzentration im Getreide ist sehr niedrig.
Wie auch die Auswertungen der Niederschlagsproben zeigen, liegen die 137Cs-, 40K- und 90Sr-Aktivitätskonzentrationen meist um bzw. unterhalb der Nachweisgrenzen. Nur das natürliche Radionuklid Tritium (3H) kann regelmäßig im Niederschlag bestimmt werden.
Die bisherigen Auswertungen zeigen, dass die 137Cs-Aktivitätskonzentration in den Fichtennadelproben nach dem Tschernobylmaximum je nach Standort unterschiedlich rasch wieder abgenommen haben. In den Jahren nach dem "Tschernobylpeak" treten immer wieder in regelmäßigen Abständen leichte Erhöhungen der 137Cs-Aktivitätskonzentration auf. Dies ist auf den Streufall bzw. die Wiederaufnahme des Radiocäsiums über die Wurzel zurückzuführen (137Cs-Kreislauf). Die Dauer eines 137Cs-Kreislaufs ist an den meisten untersuchten Probenahmestellen verschieden und von den standortspezifischen Faktoren, wie etwa den Bodeneigenschaften (Bodenzusammensetzung, Wassergehalt, ph-Wert, Korngrößenverteilung usw.), der Bioverfügbarkeit der Radionuklide, den klimatischen Verhältnissen etc., abhängig. Im Durchschnitt aber dauert ein 137Cs-Kreislauf an den untersuchten Standorten etwa 4 bis 5 Jahre.
Eine zusammenfassende Betrachtung der Messergebnisse des Untersuchungsprogramms in Verbindung mit den Daten aus dem Strahlenfrühwarnsystem des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und dem Laborgestützten Überwachungsnetz der AGES belegen, dass es bisher durch den Betrieb des KKW Temelin zu keinen signifikanten radioaktiven Depositionen in Oberösterreich kam.