Im Auftrag des Landes Oberösterreich, Abteilung Umweltschutz und Abteilung Land- und Forstwirtschaft, wurde die Untersuchung "Lebensmittel im Restmüll in einer oberösterreichischen Region" vom Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien durchgeführt.
Restmüll-Sortieranalysen, die in den letzten Jahren z. B. in Niederösterreich und Salzburg durchgeführt wurden, zeigten, dass sich im Restmüll privater Haushalte viele Lebensmittel, die zum Teil noch originalverpackt oder nur angebrochen sind, finden. Da sich die separate Ausweisung von Lebensmitteln im Zuge routinemäßig durchgeführter landesweiter Sortieranalysen erst in den letzten Jahren durchzusetzen beginnt, fehlten bislang diesbezügliche Daten für das Bundesland Oberösterreich.
Ziel der Studie war es für Oberösterreich Daten über den Anteil an Lebensmitteln und Speiseresten im Restmüll, deren Zusammensetzung sowie Unterschiede zwischen Stadt und Land zu ermitteln. In einem ausgewählten Gebiet wurde im Mai der Restmüll von Haushalten analysiert. Insgesamt wurde eine repräsentative Stichprobe von 73 Restmüllbehältern aus Landgemeinden und 64 Behältern aus der Stadt untersucht. Die Sortieranalyse erfolgte zweistufig. Nach der üblichen Auftrennung des Restmülls in Hauptstoffgruppen wurde die Fraktion der Lebensmittel und Speisereste nach Einzelprodukten erfasst. Diese detaillierte Analyse wurde erstmals durchgeführt und lässt Auswertungen zu, die bisher nicht möglich waren.
Hochgerechnet auf Oberösterreich beträgt der Anteil der Lebensmittel und Speisereste im Restmüll 12,9 ± 2,0 Masseprozent. Das entspricht 15,6 ± 2,4 kg/EW.a (Kilogramm pro Einwohner/innen und Jahr). In der Stadt ist der Anteil mit 16,6 ± 2,8 Masseprozent bzw. 26,4 ± 4,5 kg/EW.a deutlich höher als in den Landgemeinden (10,3 ± 2,7 Masseprozent bzw. 10,4 ± 2,76 kg/EW.a). Insgesamt 11 Prozent der analysierten Restmüllbehälter enthielten keine Lebensmittel und Speisereste. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Stadt und Land. Am Land enthielt fast jeder fünfte Behälter keine Lebensmittel und Speisereste, in der Stadt enthielt nur ein einziger keine. Ein weiterer Einflussfaktor ist die Gebäudestruktur. In Mehrfamilienhäusern ist der Anteil der Lebensmittel und Speisereste im Restmüll signifikant höher als in Einfamilienhäusern. Die Verfügbarkeit einer Biotonne wirkt sich hingegen nicht auf den Anteil an Lebensmitteln und Speiseresten im Restmüll aus.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist der Anteil an Lebensmitteln und Speiseresten in Oberösterreich ca. gleich hoch wie in Salzburg, jedoch deutlich höher als in Niederösterreich. Aufgrund höherer Restmüllmengen in Salzburg ergibt sich bezogen auf Einwohner und Jahr für Oberösterreich eine etwas geringere Menge als in Salzburg, aber eine deutlich höhere Menge im Vergleich zu Niederösterreich.
Die Zusammensetzung der Lebensmittel und Speisereste im Restmüll zeigt:
Rund ein Drittel (5,0 kg/EW.a) sind original verpackte oder originale Lebensmittel. Rund die Hälfte (7,7 kg/EW.a) besteht aus angebrochenen Lebensmitteln und rund ein Siebtel (2,2 kg/EW.a) sind Speisereste.
Nach Produktgruppen den höchsten Masseanteil hat Gemüse (rund ein Fünftel), gefolgt von Brot und Gebäck, Süß- und Backwaren, Molkereiprodukten/Käse und Fleisch.
Hochgerechnet auf Oberösterreich entspricht die Menge der entsorgten Lebensmittel und Speisereste einem Geldwert von 116 Euro pro Einwohnerin und Einwohner und Jahr bzw. 277 Euro pro durchschnittlichem Haushalt und Jahr. Für die Stadt ergibt sich dabei mit 191 Euro/EW.a bzw. 423 Euro/HH.a ein deutlich höherer Wert als für Landgemeinden (78 Euro/EW.a bzw. 207 Euro/HH.a).
Die beste Option zur Reduktion der Menge an Lebensmitteln und Speiseresten ist deren Vermeidung, das heist zu verhindern, dass diese überhaupt entsorgt werden müssen, indem man sie aufbraucht oder erst gar nicht kauft. Nur die zweitbeste Option ist die getrennte Sammlung. Nicht die gesamte Fraktion der Lebensmittel und Speisereste ist für die Biotonne bzw. Kompostierung geeignet (z.B. Getränke, Saucen, anhaftende Lebensmittelverpackungen). Je nachdem, ob Fleisch als für Biotonne bzw. Kompostierung geeignet oder als nicht geeignet angesehen wird, wären 90 Prozent bzw. drei Viertel der Lebensmittel und Speisereste im Restmüll kompostierbar. Durch konsequente Vermeidung des Wegwerfens von Lebensmittel und Speiseresten sowie durch die getrennte Sammlung von kompostierbaren Zubereitungsresten und sonstigen Bioabfällen (Gartenabfälle, Zimmerpflanzen, etc.) ließe sich die Masse des Restmülls um rund ein Viertel bzw. 30 kg/EW.a reduzieren.