Kranken Waldbeständen kann geholfen werden. Verlichtete Baumkronen und vergilbte Nadeln haben ihre Ursache häufig in mangelnder Nährstoffversorgung des Bodens. Durch Ausbringung von dolomitischen Gesteinsmehlen und Umwandlung in Mischbestände können wieder gesunde, leistungsfähige Wälder entstehen.
Seit Beginn der 80er Jahre treten auf saurem Grundgestein vor allem auf Kuppenlagen des Mühlviertels sowie des Sauwaldes massive Waldschäden auf, die bis zum Absterben der Bestände führen. Die Flächen mit starken Schäden erreichen dabei Größen zwischen 5 und 40 Hektar. In wechselnder Intensität sind vor allem 3 Schadenssymptome zu beobachten:
- Verlichtungen der Baumkronen
- Nadelvergilbungen, deren Stärke auch von der Witterung stark beeinflusst wird
- Befall durch den Pilz Sirococcus conigenus, der anfangs Zweige und in der Folge ganze Bäume zum Absterben bringt. Ein Massenauftreten dieser Pilzerkrankung ist fast immer mit einem ausgeprägten Magnesiummangel im Boden verbunden.
Zusammenwirken mehrerer Ursachen
Starke Waldschäden sind fast nur dann zu beobachten, wenn mehrere der folgenden Faktoren zusammenwirken:
- saures Grundgestein (vor allem Granite)
- in der Vergangenheit jahrhundertelang andauernder Nährstoffentzug durch Streunutzung oder Waldweide. Teilweise hat diese Belastung bis zum Zweiten Weltkrieg gedauert.
- reine Fichtenbestände anstatt Fichten-Tannen-Buchen-Mischwäldern
- Oberhang oder Kuppenlagen
Das System endgültig zum Kippen brachte die Deposition von sauren Niederschlägen (= "saurer Regen"), die auch jetzt noch andauert. Im Gegensatz zur gasförmigen Schadstoffbelastung hat man bei der nassen Deposition bis jetzt geringere Erfolge bei der Schadstoffreduktion erreicht. Von der Wissenschaft wird auch immer auf die Gefährdung der Waldökosysteme durch Verschiebung der Nährstoffgleichgewichte - vor allem durch Stickstoffeinträge hingewiesen. An und für sich ist bei diesen Sanierungsflächen bis jetzt noch Stickstoffmangel festzustellen. Aufgrund der allgemein mangelhaften Nährstoffversorgung kann aber der Eintrag von Stickstoffverbindungen längerfristig zu einer Destabilisierung dieser Wälder führen. Eine weitere Reduktion des sauren Regens ist daher unbedingt erforderlich.
Intensive Forschungsarbeit für die Praxis
Seit Beginn der Waldsterbensdebatte haben sowohl die Universität für Bodenkultur als auch das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft intensive Forschungen durchgeführt. Stand am Anfang die Ursachenforschung im Vordergrund, so wurde auch bald mit Sanierungsversuchen begonnen. Besonders intensiv wurden dabei von der Universität für Bodenkultur (Boku) Untersuchungen im Böhmerwald durchgeführt. Die Bodenanalysen zeigten neben sehr niedrigen pH-Werten eine ungenügende Basensättigung sowie einen ausgeprägten Mg-Mangel. PH-Werte allein haben nur eine sehr beschränkte Aussagekraft, da intakte Waldökosysteme durchaus auch bei sehr niedrigen pH-Werten existieren können. Hingegen ist die Basensättigung ein weitaus aussagekräftigerer Wert. Basensättigungen unterhalb von 10 Prozent sind als kritisch anzusehen.
In mehrjährigen Versuchen wurde die Wirksamkeit von jenen Bodenhilfsstoffen nachgewiesen, die sowohl die Basensättigung erhöhten als auch den extremen Mg-Mangel behoben. Grundbestandteil dieser Bodenhilfsstoffe sind meistens dolomitische Gesteinsmehle. Bereits nach zwei Vegetationsperioden konnte eine deutliche Verbesserung des Kronenzustandes festgestellt werden. Die Nadelvergilbungen verschwanden; ebenso ging der Sirococcus-Befall stark zurück. Neben einer starken Verbesserung des Kronenzustandes konnte auch ein beträchtliches Ansteigen des Holzzuwachses festgestellt werden. In ehemals stark geschädigten jüngeren Beständen verbesserte sich der Zuwachs über 100 Prozent.
Umwandlung in Mischwälder ist unbedingt notwendig!
In den meisten Fällen dieser Sanierungsflächen ist ein zu hoher Fichtenanteil eine wesentliche Ursache für das Entstehen der Waldschäden. Während die Aufbasung des Bodens als Sofortmaßnahme zur Rettung des vorhandenen Bestandes anzusehen ist, muss jedenfalls zur langfristigen Sicherung des Erfolges eine Umwandlung in Mischbestände durchgeführt werden. Viele Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die Bestandesumwandlung allein langfristig auch ohne Düngung die Gesundung des Waldes bewirken kann. Die natürliche Waldgesellschaft in den oberösterreichischen Sanierungsfläche ist fast ausschließlich der Fichten-Tannen-Buchen-Wald. Dementsprechend ist die Beimischung von Tanne und Buche - aber auch von Bergahorn - besonders wichtig. Vor allem der tiefwurzelnden Tanne kommt besondere Bedeutung zu. Neben der Aufforstung von Lücken ist der Unterbau der meist ohnehin stark aufgelockerten Wälder besonders erfolgversprechend. Außer der Baumartenwahl ist auch die richtige Herkunft (vor allem die Höhenstufe) unbedingt zu beachten. Untersuchungen, besonders in höheren Lagen zeigen, dass auch eine falsche Herkunft eine der Schadensursachen darstellen kann.