Tiefengrundwasserkörper Thermalgrundwasser, Donau unterhalb Jochenstein (GK100158)

Geologische Details zum Thermalwasseraquifer der Donau unterhalb von Jochenstein

Einleitung

Der Tiefengrundwasserkörper Thermalgrundwasser, Donau unterhalb Jochenstein umfasst den österreichischen Anteil des im Untergrund des niederbayerischen-oberösterreichischen Molassebeckens befindlichen Thermalwasservorkommens.

Geologie

Betrachtet man die geologische Entwicklungsgeschichte des Thermalwasservorkommens im niederbayerisch-oberösterreichischen Molassebecken, so spricht man von einem Zeitraum ausgehend vom Oberjura vor 161,5 bis 145 Mio. Jahren bis zum Beginn des Pliozäns vor ca. 5 Mio. Jahren.

Im Zeitraum des Oberjura (nachfolgend auch als Malm bezeichnet) erstreckte sich über den niederbayerischen und oberösterreichischen Anteil des Molassebeckens ein flaches Schelfmeer. In diesem wurden bis zu 600 m mächtige, helle Karbonatgesteine abgelagert, welche den Hauptteil des Thermalgrundwasserleiters bilden. Heute sind die Karbonatgesteine des Oberjura (Malm) in der Fränkischen Alb, nördlich der Donau, an der Oberfläche aufgeschlossen. In Richtung Südosten tauchen sie gemeinsam mit den anderen Sedimenten des Mesozoikums zunehmend unter Molassesedimente ab. In der Gegend von Vöcklabruck befindet sich die Oberkante der Malmkarbonate daher bereits mehr als 2.000 m unter dem Meeresniveau.

Die Malmkarbonate sind dabei in zwei unterschiedliche Faziestypen zu unterscheiden, welche für die Wasserführung im Thermalgrundwasserleiter eine wesentliche Rolle spielen: Einerseits treten in Senkungsgebieten (Wannen) und Lagunen bevorzugt Bankkalke auf („Lagunenfazies“). Andererseits kommt es zur weiträumigen Entwicklung von typisch massigen Kalken, die als Gerüstbildner bevorzugt Schwämme, aber auch Korallen und Algen beinhalten. Diese massigen Kalke bilden im Südwesten des Modellgebiets entlang des Landshut-Neuöttinger-Hochs einen großflächig verkarsteten und besonders gut durchlässigen Anteil des Thermalgrundwasserleiters („Rifffazies“). Während der Oberkreide bis ins Paläozän hinein kam es zu tektonischen Bewegungen an NW-SE bis NNW-SSE gerichteten Störungen. Bei diesen handelt es sich großenteils um eine Reaktivierung von älteren Störungen. Im Zuge dieses Ereignisses wurden im Modellgebiet der Braunauer Trog, das Ried-Schwanenstädter Becken und das Bad Haller Becken voneinander getrennt. Teil dieses Störungssystems ist auch das wichtigste tektonische Element im Modellgebiet, der Rieder Abbruch bei St. Martin und Mehrnbach. Mit seinem enormen Höhenversatz (im Norden erreicht er eine Sprunghöhe von ca. 1.000 m) trennt er den Braunauer Trog vom Ried-Schwanenstädter Becken. Aufgrund des Höhenversatzes im Thermalgrundwasserleiter wird der Teil westlich des Rieder Abbruchs als Tiefscholle, jener Teil östlich davon als Hochscholle bezeichnet. Er stellt dabei eine Begrenzung des Thermalgrundwasserleiters dar, welche lediglich von einem Teil des Thermalwassers südlich des Rieder Abbruchs in Richtung Hochscholle umflossen wird Der Rieder Abbruch nimmt damit, wie neue Erkenntnisse zeigen, eine zentrale Rolle im niederbayerisch-oberösterreichischen Thermalwassersystem ein

Weitere wichtige Strukturelemente stellen die Zerrüttungszone entlang des Rieder Abbruchs sowie eine Rampenstruktur bei Bad Füssing bzw. Bad Griesbach dar. Bei der Zerrüttungszone handelt es sich um eine tektonisch gestörte Zone, welche stark erhöhte Wasserwegigkeiten aufweist. Entlang dieser Zone strömt ein wesentlicher Teil des Thermalwassers nach Norden und tritt dort auf die Rampe über.

Während die Malmkarbonate den Hauptteil des Thermalgrundwasserleiters darstellen, tragen auch weitere Einheiten zum Thermalwassersystem bei. Dazu zählen einerseits Sande des Mitteljuras (Dogger), welche gemeinsam mit dem Kristallin der Böhmischen Masse den Untergrund der Hydrogeologisches Modell bilden. Andererseits wurden mit Beginn der Oberkreide über 1.000 m mächtige, überwiegend feinklastische Sedimente über den Malmkarbonaten abgelagert. Hervorzuheben sind dabei die bis zu 90 m mächtigen Sandsteine des Cenomanium. Diese sind hydraulisch gut an die Malmkarbonate angebunden und werden daher ebenfalls zum Thermalgrundwasserleiter gezählt.

Wesentlich für das Verständnis des Thermalwassersystems sind auch die sogenannten „älteren tertiären Sande“. Dabei handelt es sich um Sedimente, welche vorwiegend im Eozän, jedoch auch im Kiscellium und Egerium (Oligozän) als Beckenfüllung innerhalb des Molassebeckens abgelagert wurden. Im östlichen Teil der Hochscholle treten keine Malmkarbonate mehr auf, weshalb die älteren tertiären Sande hier zur Gänze die Funktion des Thermalgrundwasserleiters übernehmen.

Quelle: Das Thermalwasservorkommen im niederbayerisch-oberösterreichischen Molassebecken – Kurzbericht (2024)

 

Weiterführende Informationen

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