Wie kam es zu diesem Renaturierungs-Projekt?
In den 1960er Jahren wurde die Naarn auf Grund der häufigen Überflutungen der Perger Au sowie der hohen Grundwasserstände in ein starres Korsett gezwängt. Hochwässer sollten rasch abgeleitet und die Agrarflächen weitgehend trocken gelegt werden, um gut bewirtschaftbar zu sein. Mit der Bereitstellung von Mitteln im Rahmen des Katastrophenfondsgesetzes 1966 wurde das Vorhaben der Naarnregulierung nach vierjähriger Bauzeit mit einem Aufwand von 60 Millionen Schilling verwirklicht.
In den darauffolgenden Jahren erkannte man, dass ein derart gelenkter, begradigter Flusslauf neben den Vorteilen für den Hochwasserschutz und für die Landnutzung ebenso seine Kehrseite hatte. Die gestreckte Linienführung, das durchgehend gleichförmige Trapezprofil ließen ein monotones, strukturloses Gerinne entstehen. Das Fehlen intakter Lebensräume hatte zur Folge, dass es zu einer extremen Verarmung an Gewässerorganismen (Fische, Kleinlebewesen) kam.
Im Jahr 2000 wurde mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie der rechtlich bindende Rahmen zur Verbesserung der Fließgewässerlebensräume geschaffen.
Der damalige Obmann des Fischereivereins Neuhof, Andreas Leonhardsberger, als Fischereibewirtschafter der Naarn, machte den Wasserverband Machland und auch das Land Oberösterreich immer wieder auf den schlechten Gewässerzustand aufmerksam. Die obersterreichische Landespolitik, insbesondere der damals zuständige Referent Landesrat Rudi Anschober, griff unter den gegebenen Rahmenbedingungen die Möglichkeit einer Zustandsverbesserung auf und drängte auf eine rasche Projektsentwicklung.
Die ersten Fachplanungen wurden vom Wasserverband Machland - unter Einbindung von Ideen der Schüler der HTL Yspertal - vergeben.
Der Start des ersten Renaturierungsprojektes erfolgte an der Tobrabachmündung. Die Ergebnisse waren so überzeugend und ansteckend, dass weitere Renaturierungsabschnitte folgten: Anbindung der Naarn an den Hüttinger Altarm, Renaturierung Hauswiesen, Renaturierung Kaindlau und schließlich die Renaturierung in Perg-Kickenau. Im Bereich Wagra wurde die Naarn im Zuge der Realisierung des Hochwasserschutzprojektes Machland-Nord auf einer Länge von 2 km verlegt und so gleichzeitig auch naturnah gestaltet.
All diese Renaturierungsmaßnahmen verfolgen ein gemeinsames Ziel:
Um sich dem guten ökologischen Zustand eines Gewässers anzunähern und die ökologische Funktionsfähigkeit des Flusslebensraumes zu verbessern, ist es notwendig, der Natur bzw. dem Gewässer wieder mehr Raum zu geben. Naturnahe Lebensräume werden geschaffen und die natürliche Dynamik der Fließgewässer mit ihren vielfältigen ökologischen Funktionen wieder hergestellt.
Die Umsetzungsmaßnahmen beruhen im Wesentlichen auf:
- der Aufweitung des Gewässerraums (Beispiel Kickenau bis 60 m)
- der Ausgestaltung pendelnder Nieder- und Mittelwasserprofile mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten und Wassertiefen, die durch Schüttungen wie Kiesbänke, Vorländer, Inseln, den Einbau von Raubäumen, Wurzelstöcken sowie den Einbau von Strömungslenkern als Strukturelemente (Steinbuhnen, Totholzbuhnen, Pilotagen) erreicht werden.
In fünf Baulosen konnten 2 km Flusslänge in einen annähernd naturnahen Zustand gebracht werden.
Im Zuge der Renaturierung wurden rund 850 Stück Lärchenpfähle und rund 500 Stück Wurzelstöcke verwendet.
Zusammenfassung
Es ist gelungen, den Bezug Gewässer-Lebensraum-Natur durch eine Organismendurchgängigkeit und durch eine naturräumliche Gestaltung der Gewässerzonen zu verbessern, ohne die Hochwasserabfuhr zu verschlechtern.
Und es ist gelungen, die Naarn auch den Menschen wieder näher zu bringen, indem offene Zugänge für Bade- und Freizeitnutzungen geschaffen wurden.
Informationen zu den einzelnen Baulosen
Weiterführende Informationen
Fotogalerie
Feierliche Eröffnung am 22. September 2017
Gebührend gefeiert wurde die Fertigstellung der Renaturierungsmaßnahmen an der Naarn am 22. September 2017. Am Bild von links nach rechts: Projektleiter DI Wilhelm Somogyi vom Gewässerbezirk Linz, Bgm. Martin Gaisberger (Gemeinde Naarn), Bgm. Herbert Froschauer (Gemeinde Mitterkirchen), Gewässerbezirksleiter DI Franz Gillinger, Vbgm. Gerhard Fornwagner (Gemeinde Baumgartenberg), Obmann Christian Leitner (Wasserverband Machland), NR Nikolaus Prinz (Bgm. der Gemeinde St. Nikola), Bgm. Anton Froschauer (Gemeinde Perg).